Agrarökologie in Kenia

Früchte, Gemüse und Schulgeld

22.02.2023

Auf dem Feld von Phylis Mumbi Kamau wachsen Obstbäume und verschiedene Gemüsesorten in schönster Eintracht nebeneinander. Die Pflanzen unterstützen sich gegenseitig und trotzen der zunehmenden Dürre.

«Früher haben wir nur Mais und Bohnen angebaut, und wenn die Dürre kam, hatten wir wenig bis gar nichts mehr zu essen.» Das erzählt Phylis Mumbi Kamau, die seit einigen Jahren im Projekt der Fastenaktion-Partnerorganisation Caritas Nyahururu mitarbeitet. Sie lebt, zusammen mit ihrem Mann und den vier Söhnen, im Dorf Mithuri Laikipia County, im Hochland von Kenia. Die Nächte sind kalt, und eigentlich gilt das Land als fruchtbar. Doch seit sich die Folgen der Klimaveränderung immer stärker auswirken, fallen die Regenzeiten teilweise ganz aus oder sind nur kurz. Für die Menschen in der Region um Nyahururu, die sich auf Ackerbau und Viehzucht spezialisiert haben, eine bedrohliche Situation. Denn nebst der Klimaveränderung führen auch Überweidung und weitverbreitete Abholzung zu immer mehr Trockenheit. Ernteausfälle sind die Folge, und das Vieh findet kein Futter mehr. Abhängigkeit von teurem Hybridsaatgut und Kunstdünger sowie Ausbeutung durch Wucherer treiben die Bäuerinnen und Bauern schnell einmal in die Verschuldung. Doch die Partnerorganisation von Fastenaktion geht die Ursachen der Probleme von Grund auf an. So werden in einem ersten Schritt die Menschen ermuntert, sich in Gruppen zusammenzuschliessen, denn so können sie ihre Probleme gemeinsam angehen.

Auch Phylis Mumbi Kamau hat sich organisiert. «Ich gehöre zu einer Gruppe mit dem Namen Mithuri-Jugendgruppe. Jede von uns bewirtschaftet ihr eigenes Feld, auf dem sie die unterschiedlichsten Pflanzen anbaut. Wir ziehen und tauschen Setzlinge, manchmal werden sie uns auch zur Verfügung gestellt.»

Vielfalt auf gesunden Böden

Die lokalen Animator:innen bilden die Menschen in Bodenschutz- und Anbaumethoden nach den Prinzipien der Agrarökologie aus. Dank Erosionsschutz, gesünderen Böden und gepflanzten Obst und Nutzbäumen kann der Boden Regenwasser besser speichern, wird fruchtbarer, und die Setzlinge gedeihen besser. Durch die gemeinsame Arbeit auf den Feldern können die Menschen ihr Wissen austauschen. Phylis pflanzt Mangos, Passionsfrüchte und Grünkohl, Kürbisse, Süsskartoffeln und Maniok an. Auch ihr ältester Sohn Joseph hilft auf dem Feld regelmässig mit. Er hat sich auf die Veredelung von Pflanzen spezialisiert. So können die Obstbäume trotz zunehmender Dürre weiterwachsen. Joseph gefällt die Landwirtschaft, doch sein Berufswunsch ist Ingenieur. «Weil», wie er sagt, «Ingenieure Dinge normalerweise von Grund auf neu erschaffen. Das kommt dem nahe, was wir hier auf dem Feld machen.»

Der älteste Sohn Joseph beim Veredeln einer Pflanze.

Für das Schulgeld bleibt genügend übrig

Die Tage der Bäuerin und Mutter sind streng. Um 5.45 Uhr steht sie auf, spricht ihr Morgengebet und macht dann Feuer, um den Tee für die ganze Familie zu kochen. Wenn die Kinder ihr Frühstück beendet haben, gehen die drei älteren zur Schule, der Jüngste bleibt noch zu Hause, gerne auch bei den Grosseltern, die ganz in der Nähe wohnen. Phylis fegt das Haus, füttert die Hühner, melkt die Kühe und bringt sie danach auf die Weide. Anschliessend geht sie mit ihrem Mann zum Feld. «Ich geniesse es, zu sehen, dass alles, was ich angepflanzt habe, gut gedeiht. Ich bin einfach gerne auf dem Feld.»

Die Arbeit im Projekt hat das Leben der ganzen Familie Kamau verändert. «Ich hätte nie im Leben daran gedacht, Obstbäume zu pflanzen. Doch dank der Unterstützung der Koordinator:innen und zusammen mit meiner Gruppe habe ich es gewagt. Mittlerweile kaufe ich keine Früchte mehr. Ich hole sie einfach auf meinem Feld und gebe sie meinen Kindern zu essen. Ich habe sogar so viel Überschuss, dass ich ihn an einige meiner Nachbarinnen verteile, die nicht am Programm teilnehmen. Ich verwende auf meinem Hof keine chemischen Düngemittel mehr. Ich benutze natürliche Mittel, um Schädlinge zu vertreiben. Das hat die Qualität der Lebensmittel, die wir essen, verbessert und die Krankheiten, die wir früher hatten, drastisch reduziert. Zudem ernte ich so viele Früchte, dass ich sie zusätzlich noch auf dem Markt verkaufen kann. Mit dem Geld, das ich damit verdiene, bezahle ich das Schulgeld meiner Kinder und kaufe nur noch wenige Dinge, die ich für den Haushalt brauche. Mein Lebensmittelbudget ist nicht mehr sehr hoch, denn das meiste kommt aus meinem Garten.»

Zurück vom Feld gibt es erst einmal Tee und eine kleine Pause.

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