Agenda 2030

Weit entfernt vom Ziel

18.09.2023

Am 18. September versammeln sich die Regierungschefinnen und -chefs aus aller Welt an der Uno in New York zum Gipfel zu den nachhaltigen Entwicklungszielen. Die Halbzeitbilanz der ehrgeizigen Agenda 2030 ist ernüchternd. 

Ein Kommentar von Ralf Kaminski, Fachverantwortlicher Kommunikation bei Fastenaktion 

Die Ziele, die sich die Weltgemeinschaft 2015 setzte, klingen eindrücklich: Bis 2030 sollte es keine extreme Armut und keinen Hunger mehr geben auf der Welt. Der Umgang mit der Umwelt, dem Klima, der Biodiversität sollte sich massiv verbessern. Zugang zu sauberem Trinkwasser, gesunder Ernährung und guter Ausbildung sollte weltweit gewährleistet sein. Die Gleichstellung und der Frieden sollten deutlich vorwärtskommen – und all dies auf der ganzen Welt. 

193 Länder stimmten damals insgesamt 17 ehrgeizigen Nachhaltigkeitszielen zu – den sogenannten SDGs –, doch die Halbzeitbilanz ist ernüchternd: Nur gerade 12 Prozent der 140 messbaren Unterziele sind auf Kurs. 30 Prozent stehen still oder machten gar Rückschritte. Beim Rest gibt’s zwar Fortschritte, aber viel zu langsam. 

Mehr Hunger statt weniger

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind eine Reihe von Krisen, welche die Weltgemeinschaft seit 2015 stark beschäftigt haben: die Corona-Pandemie, der russische Angriff auf die Ukraine, immer mehr und heftigere Naturkatastrophen wegen der Klimaerwärmung. All dies führte dazu, dass heute nicht weniger, sondern mehr Menschen an Hunger leiden, dass die Armut vielerorts eher zu- als abgenommen hat, dass 2022 so viele Menschen auf der Flucht waren wie noch nie zuvor (siehe Zahlen unten). Hinzu kommen die geopolitischen Spannungen, welche die internationale Zusammenarbeit erschweren, die nötig wäre, um globale Fortschritte zu erreichen. 

Es heisst deshalb Vollgas geben, wenn sich am 18. September die Regierungschefinnen- und chefs aus aller Welt an der Uno in New York versammeln. Sie alle stehen in der Pflicht, die Agenda 2030 voranzubringen. Die Ansätze dafür sind klar – was es braucht, ist entsprechendes Engagement und politischen Willen. 

Die Grafik zeigt, wie viele Fastenaktion-Projekte auf welches Nachhaltigkeitsziel abgestimmt ist.
Die Projekte von Fastenaktion sind auf die Uno-Nachhaltigkeitsziele abgestimmt.

Wir müssen und können mehr tun

Die Schweiz steht auf den ersten Blick nicht so schlecht da: Sie befindet sich auf Rang 15 der Liste, die den Fortschritt der einzelnen Länder auf Basis von Selbsteinschätzungen ausweist. Diese bezieht sich jedoch lediglich auf die Wirkung im Inland. Eine andere Analyse des renommierten Harvard-Ökonomen Jeffrey D. Sachs hingegen misst, welchen Effekt einzelne Staaten auf die Agenda 2030 in anderen Ländern haben. Und dort liegt die Schweiz auf dem traurigen zehntletzten Platz von 166 Nationen – sie wirkt sich insbesondere als globaler Finanz- und Rohstoffhandelsplatz negativ auf die nachhaltige Entwicklung aus. 

Nicht nur müssen und können wir also im Inland mehr tun – dies gilt umso mehr in der Entwicklungszusammenarbeit, um die ärmsten Länder bei ihren Fortschritten zu unterstützen. Stattdessen plant der Bund, ab 2025 Gelder aus dem Budget der Entwicklungszusammenarbeit zur Unterstützung der Ukraine und zur Anpassungshilfe für die Klimaerwärmung einzusetzen. Beides ohne Zweifel wichtige Anliegen. Aber diese Hilfe sollte nicht auf Kosten der Ärmsten dieser Welt gehen, der Bund sollte zusätzliche Mittel dafür zur Verfügung stellen. Für ein Land, das so reich ist wie die Schweiz, sollte das eigentlich selbstverständlich sein.  

Ein Partner von Fastenaktion pflanzt einen Setzling ein.
Die meisten Fastenaktion-Projekte sind auf das 2. SDG-Ziel Hunger beenden ausgerichtet.

Zahlen zur Agenda 2030

193 Länder 
haben sich 2015 im Rahmen der Uno 17 Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die bis 2030 erreicht sein sollen.

12 Prozent 
der 140 messbaren Unterziele sind auf Kurs, 50 Prozent zeigen Fortschritte, jedoch zu langsam. 

30 Prozent 
der 140 Unterziele stehen still oder machen Rückschritte gegenüber 2015 

575 Millionen Menschen 
werden 2030 in extremer Armut leben (7 Prozent der Weltbevölkerung), wenn der aktuelle Trend sich fortsetzt. 2015 waren es 800 Millionen (knapp 11 Prozent). Das Ziel wäre Null. 

768 Millionen Menschen 
litten 2021 an Hunger, 2015 waren es 589 Millionen. 2030 werden es rund 670 Millionen sein, 8 Prozent der Weltbevölkerung und gleich viel wie 2015. Besonders betroffen sind das südliche Afrika und Südasien. Das Ziel wäre Null. 

2.2 Milliarden Menschen 
hatten 2022 trotz einiger Fortschritte keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser. Um dies bis 2030 zu beheben, müsste sich das Tempo der Verbesserung mindestens verfünffachen. 

25 Prozent der Menschheit 
lebte 2022 in Regionen mit Konflikten; über 100 Millionen wurden zwangsumgesiedelt, mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. 

1 von 251 Menschen 
weltweit war 2022 auf der Flucht, so viele wie noch nie. Entweder wegen Konflikten oder aus wirtschaftlichen Gründen. Seit 2015 wurden 54’127 Todesfälle auf den globalen Migrationsrouten dokumentiert, wobei die Dunkelziffer hoch sein dürfte. 

3 Milliarden Menschen 
werden vermehrt von Hitzewellen, Dürren, Feuern, Überschwemmungen oder Hungersnöten betroffen sein, wenn es nicht gelingt, die Klimaerwärmung bis 2050 auf 1.5 Grad Celsius zu beschränken. Dafür jedoch müssten die CO2-Emissionen bis 2030 halbiert werden, wovon die Welt weit entfernt ist. 

286 Jahre 
wird es noch dauern, bis Geschlechtergerechtigkeit in der globalen Gesetzgebung erreicht ist, wenn der aktuelle Trend sich fortsetzt.  

 

Quelle: Bericht des UN Economic and Social Council an die Generalversammlung 
SDG_Progress_Report_Special_Edition_2023_ADVANCE_UNEDITED_VERSION.pdf 
The SDG Report 2023: Special Edition – YouTube 

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