Aktionsforum

Ein Tag voll engagierter Debatten

13.11.2023

Rund 60 Personen aus dem kirchennahen Umfeld haben das erste Aktionsforum von Fastenaktion besucht. Sie erhielten dabei nicht nur viele Einblicke in unsere Arbeit, sondern diskutierten in Workshops fleissig mit – über Strategien gegen den Hunger und die Klimaerwärmung, aber auch über die Beziehung von Fastenaktion zur kriselnden katholischen Kirche.

In den Gängen des Alten Spitals Solothurn herrscht grosses Gewusel und Stimmengewirr. Die Workshops des Aktionsforums von Fastenaktion  sind eben zu Ende gegangen, doch die Diskussionen in der Pause sind so angeregt, dass Lucrezia Meier-Schatz, Präsidentin des Stiftungsforums, mehrmals zur Rückkehr ins Plenum aufrufen muss, für die Schlussrunde mit den Erkenntnissen dieses reichhaltigen Tages.

Er begann mit Referaten zu den Herausforderungen, mit denen Fastenaktion konfrontiert ist. Andreas Missbach von Alliance Sud referierte über den politischen Druck von bürgerlicher Seite auf NGOs nach deren Überraschungserfolg bei der Abstimmung über die Konzernverantwortungsinitiative 2020. «Die Schweiz nimmt ihre Verantwortung nicht wahr», hielt er fest, «weder bei den Unternehmen noch bei der Emissionsreduktion von CO2.» Hinzu komme der Versuch des Bundesrats, die Entwicklungszusammenarbeit auf nur noch 0,36 Prozent des Bruttonationalproduktes zu reduzieren, entgegen dem Uno-Ziel von 0,7 Prozent. Zudem sollen 1,5 Mrd. Franken an die Ukraine gehen, die ursprünglich vor allem für den afrikanischen Kontinent vorgesehen waren.

Der Religionssoziologe Christophe Monnot derweil lobte die Innovationskraft kirchlicher Entwicklungsorganisationen, denen es immer wieder gelinge, die Widerstände der Kirchenbürokratie auszuhebeln und etwas zu bewegen. Aber er präsentierte auch eindrückliche Grafiken über den Rückgang der Kirchenmitgliedschaft in der Schweiz. «Der Trend ist klar: Seit Jahrzehnten ist jede Generation etwas weniger religiös.»

In Workshops wurden lebhafte Diskussionen über Themen geführt, die Fastenaktion beschäftigen.

Spenden aus dem kirchlichen Umfeld reichen nicht mehr

Dies bekommt auch Fastenaktion zu spüren, wie Geschäftsleiter Bernd Nilles ausführte. «Die Frage ist: Bleibt die Kirche dennoch engagiert, oder müssen wir uns vermehrt Unterstützung von anderen Kreisen suchen? » Für die Finanzierung der Projektarbeit reichten die Spenden aus dem kirchlichen Umfeld jedenfalls schon länger nicht mehr. Bischof Felix Gmür, der den Stiftungsrat von Fastenaktion präsidiert, betonte in seiner Rede , dass es Kraft und Mut brauche, Hilfe zu leisten und die Ursachen von Armut zu überwinden. «Doch das funktioniert nur, wenn es von vielen mitgetragen wird.»

In einem der vier Workshops am Nachmittag ging es dann auch um die Frage, wie es mit dem Verhältnis von Fastenaktion zur Kirche weitergehen soll. Ein Teilnehmer aus dem Kanton Luzern erzählte, dass sich in seiner Kirchgemeinde durch den Mitgliederschwund kaum noch jemand finde, der auf Pfarreiseite bereit sei, Fastenaktion im Rahmen der Ökumenischen Kampagne organisatorisch zu unterstützen. Ein Vertreter von Jungwacht/Blauring führte aus, dass die meisten Jungen für unser Engagement zwar zugänglich wären, aber nur wenn wir sie auf ihren Kanälen mit Botschaften ansprechen, die ihren diversen Lebenswelten gerecht werden. «DIE Jugend gibt es nicht», betonte er.

Alle in der Runde plädierten jedenfalls dafür, die Kooperation zwischen Fastenaktion und der Kirche aufrechtzuerhalten, auch weil die Entwicklungsorganisation einen wichtigen Teil der christlichen Werte repräsentiere. «Die Beziehung bleibt für beide Seiten wichtig», resümierte Urs Brosi, Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) und Co-Moderator des Workshops. «Aber es klingt fast, als ob die Kirche Fastenaktion mehr braucht als umgekehrt.»

Urs Brosi, Generalsekretär der RKZ, im Gespräch mit Workshopteilnehmenden.
Urs Brosi, Generalsekretär der RKZ, resümierte nach einem Austausch: «Es klingt fast, als ob die Kirche Fastenaktion mehr braucht als umgekehrt.»

Diskussionen fliessen in neue Strategie ein

In anderen Workshops wurde ebenso engagiert über die Entwicklungszusammenarbeit, die Agenda 2030 und die Beseitigung des Hungers diskutiert. «Die Erkenntnisse und Impulse des Tages werden wir aufnehmen, reflektieren und in die neue Strategie einfliessen lassen, die derzeit entsteht», hält Lucrezia Meier-Schatz am Ende im Plenum fest. Für sie ist nach diesem Tag klar: «Wir dürfen nicht schweigen, wir müssen unsere Stimme erheben und auf die Probleme aufmerksam machen.»

Geschäftsleiter Bernd Nilles zieht ein positives Fazit dieses ersten Aktionsforums. «Das grosse Engagement und die lebendigen Diskussionen haben mich sehr gefreut.» Und es gebe offensichtlich weiterhin viele in der Kirche, die etwas bewegen wollten. «Das ist eine Chance für uns, denn diese Menschen können gemeinsam mit einer Organisation wie Fastenaktion viel erreichen.»

Das nächste Aktionsforum wird am 6. oder 7. September 2024 stattfinden.

Der Geschäftsleiter von Fastenaktion, Bernd Nilles, blickt zufrieden auf das erste Aktionsforum zurück.

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