Hier die Stimmen von Sam Barthélémy und Natacha Compaoré, Koordination in Burkina Faso bei Fastenaktion.
«Die Menschen in unseren Projekten in Burkina Faso sind meist Bäuerinnen und Bauern, leben in ländlichen Gebieten fernab der Stadt und der Medien. Die meisten konnten keine Schule besuchen und verstehen nicht, was mit dem Krieg in der Ukraine auf dem Spiel steht. Russland und die Ukraine sind für sie so weit entfernt wie ein Mythos oder eine Geschichte. Die Menschen hier beschäftigt vielmehr die Unsicherheit durch die verbreiteten Terroranschläge. Seit nunmehr sechs Jahren leben vor allem die Menschen in der Sahelzone im Norden, im nördlichen Zentrum und im Westen mit dieser ständigen Bedrohung.
Neben dem Terrorismus ist der Klimawandel eine weitere Sorge. Da die vergangene Winterperiode katastrophal war und die Ernte sehr schlecht ausfiel, hat sich bei den Menschen in fast allen Gebieten, in denen wir aktiv sind, die Situation verschlechtert und es wird zunehmend schwierig, sich noch ausreichend zu ernähren.
Dieser eigentlich weit entfernte Konflikt zeigt uns, wie sehr wir alle von wenigen Ländern abhängig sind. Ein Krieg, der in der Ukraine ausbricht, wirkt sich sowohl auf Europa als auch auf Afrika aus. Die derzeitige Situation betrachten wir als Chance für den lokalen Getreideanbau, der die Grundlage der Ernährung in Burkina bildet. Um das Fehlen von importiertem Weizen auszugleichen, probieren wir mit den Menschen in den Projekten aus, welches Getreide unter diesen schwierigen klimatischen Bedingungen bei uns wachsen und verarbeitet werden kann. Zudem wollen wir andere Techniken der Brotherstellung mit anderen Getreidearten ausprobieren.
Wir versuchen alles, um die Abhängigkeit vom Ausland zu verringern und uns auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Immerhin hatte Burkina Faso bis 2005 eine nationale Getreidemühle (Les grands moulins du Burkina) in der der eigene Weizen gemahlen wurde. Da wollen wir wieder hin.»