Nicht nur in den Projekten von Fastenaktion werden sogenannte «Food Forest» angelegt. Auch im Tessin wächst dank der Initiative einiger Lehrer:innen seit September 2022 solch ein Waldgarten in der Grundschule San Nazzaro. Die Begeisterung darüber ist ansteckend.
Wir alle haben einen Traum in der Schublade, von dem wir hoffen, dass wir ihn früher oder später verwirklichen können. Doch zu oft bleibt er leider in der Schublade verschlossen. Nicht so in der Grundschule San Nazzaro, hier ist der Traum vieler Kinder Wirklichkeit geworden. Alles begann mit der Idee einiger Lehrer:innen, einen Gemüsegarten an der Schule anzulegen. So wandten sie sich an den Verein «Ortoascuola». Doch im Verlauf der Planung hat sich die ursprüngliche Idee weiterentwickelt, auch dank der Unterstützung von Stephanie Rauer, einer Permakultur-Designerin aus der italienischen Schweiz. Das Projekt startete im September 2022 mit drei Klassen. Die Initiative hat Schülerinnen und Schüler, Lehrer:innen und die ganze Gemeinde angesteckt: Sie alle sind von dem Projekt begeistert und kümmern sich liebevoll um den noch jungen Waldgarten.
Das Leben um uns herum kennen- und lieben lernen
«Zunächst haben wir eine Analyse zu den Bedürfnissen und Träumen aller Beteiligten, der Ressourcen des gewählten Ortes und der dort lebenden Menschen durchgeführt», erklärt Stephanie. So entdeckten die Schüler:innen, wie viel Magie um sie herum schlummert, und erfuhren, dass es in einer Handvoll Erde mehr Lebewesen als Menschen auf dem gesamten Planeten gibt. «Dann haben wir beobachtet, was uns zur Verfügung steht, ob es Wasser und Sonne gibt», fügt sie an. In San Nazzaro wurden Hochbeete angelegt, in die der von der Gemeinde bereitgestellte Kompost eingebracht wurde. In den Beeten wurde ein Wintergarten mit verschiedenen Salat- und Gemüsesorten gepflanzt, die so üppig gedeihen, dass noch im Herbst die erste Ernte eingefahren werden konnte. Die Zufriedenheit der Schüler:innen ist gross, und sie haben beschlossen, ihren Garten «Kiwi-Garten» zu nennen. Anfang März wird der zweite Teil des Projekts mit der Anpflanzung von Obststauden beginnen. Bäume, Kletterpflanzen, Sträucher, Kräuter und Gemüse werden gemeinsam, wenn auch auf verschiedenen Ebenen, kultiviert und bilden einen Mini-Lebensmittelwald. Ein essbarer Wald, in dem die Kinder spielen und die gewachsenen Früchte wie Äpfel, Kiwis, Heidelbeeren, Erdbeeren und Himbeeren geniessen können. Ausserdem gibt es einen Lehrpfad zur biologischen Vielfalt mit einheimischen Wildblumen, die Insekten zur Nahrung dienen.
Den Kontakt zur Natur wiederentdecken
«Als Journalistin und Filmemacherin bin ich viel gereist und habe verschiedene Realitäten kennengelernt. Mir ist klargeworden, dass wir innerhalb von zwei Generationen das Know-how verloren haben, unsere Lebensmittel selbst zu produzieren», sagt Stephanie. Im Jahr 2013 entdeckte sie zufällig die Permakultur, die sie lehrte, dass alles miteinander verbunden ist und dass angesichts der heutigen Herausforderungen für die Menschheit jede:r von uns etwas bewirken kann. Jedes Projekt, jede menschliche Handlung muss ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig sein. Dabei sollen drei ethische Grundsätze beachtet werden: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen und gerechte Verteilung der Überschüsse. Auf diese Weise ist es möglich, die Bedürfnisse von allen zu befriedigen und gleichzeitig die Ressourcen unseres Planeten für künftige Generationen zu erhalten.
Weitere Informationen finden sie hier: www.gioca-permacultura.ch