Nachhaltige Landwirtschaft in Kolumbien

«Fastenaktion verändert das Leben zum Besseren»

29.08.2023

Unsere Kollegin Daria Lepori ist vor kurzem aus Kolumbien zurückgekehrt. Sie besuchte Fastenaktion-Projekte, die eine nachhaltige Landwirtschaft fördern, und hat daran beteiligte Personen getroffen. Hier erzählt sie, was sie besonders beeindruckt hat.

Ein Interview mit Daria Lepori, Sensibilisierung und Ökumenische Kampagne in der italienischen Schweiz

Unter welchen Bedingungen leben die Menschen, die du besucht hast?

Sie leben wirklich bescheiden. Unter anderem haben wir zwei Bauernhöfe in Morales besucht, im Departement Cauca im Westen Kolumbiens. Dort bauen etwa neun von zehn Menschen Kokapflanzen an. Dies ist nicht nur illegal, sondern wegen der vielen verwendeten Düngemittel und Pestizide auch umweltschädlich. Politisch möchte man diesen Anbau unterbinden, doch der Verzicht auf den Kokaanbau erfordert Mut und Entschlossenheit von den Bauernfamilien. Für eine Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft zur Selbstversorgung braucht es zudem Unterstützung von aussen, wie sie unser Programm in diesem Land bietet. Heute ist der Kokaanbau für viele die einzige Einkommensquelle, und es gibt erheblichen Druck durch die Drogenhändler. Ausserdem sind viele Bauernfamilien verschuldet, denn die verwendeten Düngemittel sind sehr teuer, und die Geldverleiher verlangen für ihre Kredite hohen Zinsen, die sie jeden Tag zurückzahlen müssen – ein System, das «gota a gota» (Tropfen für Tropfen) genannt wird.


Wie engagiert sich unsere Partnerorganisation vor Ort?

Die Organisation Semillas de Agua betreibt Projekte in verschiedenen Departementen Kolumbiens und beschäftigt sich vor allem mit der Bodensanierung. Ihr Leiter David Diaz, ein ausgebildeter Agronom, vermittelt den Bauernfamilien die Bedeutung eines fruchtbaren Bodens, der Qualitätsprodukte für eine gesunde Ernährung und ein gesundes Leben hervorbringt. Er bringt ihnen bei, wie man mit agrarökologischen Methoden durch Pestizide vergiftete Böden in fruchtbare, produktive Böden verwandelt, die auch CO2 binden können. In Kolumbien ist der Boden eine stetige Quelle von Konflikten: Die einen wollen ihn für die Gewinnung von Rohstoffen ausbeuten, die anderen für den Anbau von Kokapflanzen nutzen.


Was hat
dich an den Menschen besonders beeindruckt, die an den von Fastenaktion unterstützten Projekten teilnehmen?

Ihre Entschlossenheit und ihr Enthusiasmus. Umso mehr sie durch den Entscheid für ein anderes Leben hohem psychologischen Druck ausgesetzt sind, wo doch alle um sie herum weiterhin Koka anbauen. Doch der Ansatz von Fastenaktion dort verändert ihr Leben wirklich zum Besseren. Inzwischen können die Projektteilnehmenden viele selbst produzierte Lebensmittel wie Kaffee oder Papayas für sich nutzen. 

Zwei Begünstigte aus einem Projekt in Kolumbien zeigen zufrieden ihren Garten.
Während der Projektreise besuchte Daria Lepori Begünstigte der Projekte.

Wie wirkt sich das Projekt sonst noch auf das Leben der Beteiligten aus?

Sie lernen, einen kritischen Blick auf das zu werfen, was bisher getan wurde, und erkennen die positiven Auswirkungen einer anderen Landwirtschaft für die Menschen und die Umwelt. Ein junger Landwirt berichtete, dass sich dank der agrarökologischen Landwirtschaft nicht nur seine Ernteerträge erhöht haben, sondern sich durch die gesündere Ernährung auch der Gesundheitszustand seines kranken Vaters verbessert hat. Die Menschen lernen zudem, mit weniger Holz zu kochen und Fische in Teichen zu züchten, die mit Hilfe solarbetriebener Pumpen mit Wasser aus nahegelegenen Bächen gespeist werden. Dies bereichert einerseits ihre Ernährung, andererseits können sie die Fische, die sich nicht selbst essen, auf dem Markt verkaufen, so dass sie ein kleines Einkommen haben. Und die Fische werden in solarbetriebenen Kühlschränken gelagert.


Gibt es etwas, das dich besonders beeindruckt hat?

Was ich überall besonders stark wahrgenommen habe, ist die Einheit zwischen Menschen, Land und Umwelt – wenn man so will der Ort, an dem sich Mensch und Gott treffen. Man kann die Mutter Erde wirklich wahrnehmen, die zum Beispiel den Kaffee nährt und produziert, den ich seit Jahren trinke und nie habe wachsen sehen. Allerdings sind mir bei den Besuchen anderer Projekte auch die tiefen Wunden aufgefallen, die die Jahre des Bürgerkriegs bei der Bevölkerung hinterlassen haben, mit Zwangsumsiedlungen, Morden und dem Verschwinden von Menschen.

Fastenaktion setzt sich in Kolumbien für das Recht auf Nahrung der Bevölkerung ein. Eine nachhaltige Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Erfahren Sie hier mehr über das Landesprogramm in Kolumbien.

Ein Fischteich, der im Rahmen eines Fastenaktion-Projekts entstanden ist und die Ernährungssicherheit erhöht.
In den Projekten werden unter anderem Fischteiche angelegt, die Ernährungssicherheit schaffen.

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