Burkina Faso

Genug Nahrung für die Familie

27.11.2023

Sie verkauft selbstgemachtes Gebäck, impft Hühner und baut Getreide an: Adèle Neya ist eine vielbeschäftigte Frau – und kümmert sich zudem um ihre grosse Familie. Dank der Unterstützung von Fastenaktion und ihrer Partnerorganisation ASD Paalga hat sie nicht nur Selbstvertrauen gewonnen, sondern auch grössere finanzielle Sicherheit.

Als hätte Adèle Neya mit zehn Kindern nicht schon genug zu tun, jongliert sie daneben zahlreiche weitere Aktivitäten, um ein Einkommen zu sichern, das ihre grosse Familie ernährt. Die 40-jährige Mutter, Landwirtin und Unternehmerin hat fünf eigene Kinder und ist Vormundin für fünf weitere, darunter das Kind ihres verstorbenen Bruders. Ihr Mann arbeitet in der benachbarten Elfenbeinküste und kann sie deshalb kaum unterstützen. 

In Koupéla, Adèles Dorf in der Mitte-West-Region von Burkina Faso, dreht sich das Leben hauptsächlich um Landwirtschaft und Tierhaltung. Die Klimaerwärmung ist dabei eine grosse Herausforderung, denn sie bringt steigende Temperaturen, mehr Trockenheit und unberechenbare Regenfälle. Dies erhöht das Risiko für Ernteausfälle und Nahrungsmittelkrisen – ein wachsendes Problem für die ländliche Bevölkerung des westafrikanischen Landes. 

Verschärft wird dies noch, weil der Staat weiterhin die konventionelle Landwirtschaft fördert, die den Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide erfordert. Das wirkt sich schädlich auf die Umwelt aus und benötigt ein bestimmtes Saatgut, das jedes Jahr neu gekauft werden muss; dadurch entsteht eine Abhängigkeit der Bäuerinnen und Bauern. 

 

Gestiegene Ernten dank Agrarökologie 

Deshalb setzt sich Fastenaktion vor Ort für agrarökologische Anbautechniken ein. Sie verbessern den Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln und reduzieren Pestizide und Übernutzung der Ressourcen. Zudem erleichtern sie die Anpassung an die Folgen der globalen Erwärmung. 

Auch Adèle nahm 2019 an einer Schulung der Association SOS-Santé et Développement (ASD Paalga) zur Ernährungssicherheit und Agrarökologie teil, ein Angebot dieser langjährigen Partnerorganisation von Fastenaktion. Die Bäuerin setzte die neu erlernten Techniken sofort um und konnte durch die Herstellung eines eigenen organischen Flüssigdüngers die Abhängigkeit von teurem chemischem Dünger verringern. Zudem stiegen die Erträge auf ihrem Feld, auch dank weniger Insektenbefall. 

«Früher habe ich rund 40 Kilo Sorghum (Anmerkung der Red: eine Art Hirse) geerntet, heute sind es bei reichlich Regen bis zu 60 Kilo», erzählt sie. Und dank der Zaï-Technik, bei der Wasser und Mist in Erdlöchern konzentriert werden, um das Wachstum von Pflanzen zu fördern, kann sie nun auch im Winter Gemüse wie lokale Auberginen anbauen. Durch deren Verkauf hat sie eine zusätzliche Einnahmequelle. 

Adèle Neya mit ihrem Ehemann, der in der benachbarten Elfenbeinküste arbeitet.

Lukrativer Geflügel-Boom 

In einer weiteren Schulung liess Adèle sich ausserdem zur Geflügelimpferin ihres Dorfs ausbilden. Der Impfstoff bietet einen wirksamen Schutz gegen die Vogelgrippe, die 2022 in der Region zu erheblichen Verlusten bei der Hühnerpopulation führte. Als Impferin kann Adèle nicht nur die Gesundheit ihrer eigenen Tiere verbessern, sondern auch die von allen anderen Hühnern im Dorf. 

Dies ist umso wichtiger, weil sich die Geflügelzucht in Burkina Faso zu einem boomenden Wirtschaftssektor entwickelt hat. In den Grossstädten gibt es zahllose Essstände mit Hühnergerichten in allen Variationen: gegrillt, sautiert, mit Knoblauch oder einfach flambiert. Das lokale «poulet bicyclette» ist inzwischen sogar im umliegenden Ausland bekannt.  

Dieser Boom im Geflügelhandel sichert den Lebensunterhalt von Tausenden Menschen, die in der Produktion und Verarbeitung tätig sind. Auch für Bäuerinnen und Bauern ist der Besitz einiger Hühner finanziell lukrativ – und eine gewisse Absicherung. 

«Durch mein neues Wissen habe ich an Respekt in der Gemeinschaft gewonnen.»

Respekt gewonnen 

Adèles Haupttätigkeit jedoch ist der Verkauf von selbstgemachten Krapfen, und auch das hat sich positiv entwickelt. Nach der Schulung von ASD Paalga hat sie ihre Rezeptur angepasst und dadurch Geschmack und Nährwerte verbessert. Ihr Verkaufsumsatz ist seither um 50 Prozent gestiegen. 

Die Wirkung all dieser Fortschritte blieb nicht aus: Adèle ist heute viel unabhängiger. «Durch mein neues Wissen habe ich an Respekt in der Gemeinschaft gewonnen, ich fühle mich selbstsicherer und kann wichtige Entscheidungen selbst treffen», erzählt sie. Auch blickt sie optimistisch in die Zukunft und hofft, dass das Dorf künftig ein Bohrloch für Wasser erhält, damit sie auch während der Trockenzeit Gemüse anbauen kann. Ihr Traum ist, ein Moped zu kaufen und ein eigenes Haus zu bauen. Und wenn es bei ihr weiter so aufwärts geht, könnten diese Träume sich durchaus erfüllen.  

Der Artikel über Adèle Neya ist im Magazin «Perspektiven» von Fastenaktion erschienen. Erfahren Sie hier mehr über das Landesprogramm in Burkina Faso.

Adèle verbessert als Geflügelimpferin die Gesundheit der Tiere im Dorf.

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