Klimaverhandlungen in Bonn

Wer zahlt für eine lebenswerte Zukunft?

25.06.2024

Die Klimaerwärmung führt zu häufigeren Wetterextremen. Dürren oder Stürme vernichten die Ernten der Bäuerinnen und Bauern der Hunger nimmt zu. Deshalb setzen wir uns auf internationaler Ebene für einen gerechten Klimaschutz ein, wie zuletzt bei den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen (UN) in Bonn. Der Elefant im Raum: Wer übernimmt die Kosten für eine lebenswerte Zukunft?

Ein Kommentar von Manolito Steffen, OnlineRedaktor bei Fastenaktion

Jedes Jahr im Juni treffen sich UN-Delegationen aus aller Welt in Bonn, um über Klimaschutz zu verhandeln. Diese Vorverhandlungen dienen als Grundlage für die Weltklimakonferenz im November, die dieses Jahr in Aserbaidschan stattfinden wird.

Die Ergebnisse von Bonn sind allerdings einmal mehr ernüchternd: Der Klimaschutz kommt zu langsam voran, und die Staatengemeinschaft kann sich weiterhin nicht auf einen langfristigen Plan zur Finanzierung der Klimaschutzmassnahmen einigen. Und das, obwohl die Wissenschaft eindringlich davor warnt, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu verfehlen. Darin ist festgehalten, dass die globale Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter 1.5 Grad Celsius nicht überschreiten darf – denn wenn dieser sogenannte Kipppunkt überschritten wird, drohen noch häufigere Wetterextreme wie Dürren, wodurch die Ernährungssicherheit gefährdet wird.

Indigene Stimmen für Klimaschutz

Dass sich das Klima verändert, spüren nicht nur wir in der Schweiz, sondern insbesondere die Menschen in unseren Projekten im Globalen Süden. Sinéia Bezerra do Vale, die in Bonn mitverhandelte, bekräftigt dies. Die indigene Vertreterin aus dem Amazonasgebiet gilt in Brasilien als Klimaschutz-Ikone und arbeitet eng mit einer Partnerorganisation von Fastenaktion zusammen. Im Gespräch erzählt sie: «Das Wetter ist nicht mehr richtig. Die Winter sind länger, die Setzlinge werden von Käfern aufgefressen und Waldbrände zerstören unseren Lebensraum.» Um Letzterem nicht schutzlos ausgeliefert zu sein, hat die indigene Gemeinschaft von Sinéia eine eigene Feuerwehr gegründet. Auf die Frage, woher sie die Energie nehme, sich an den schleppenden Verhandlungen zu beteiligen, antwortet sie: «Aus meiner Gemeinschaft.» Indigene Perspektiven auf den globalen Klimaschutz sind wichtig, weil ihre Gemeinschaften von den Auswirkungen der Klimaerwärmung besonders betroffen sind – und ihr traditionelles Wissen ist wertvoll, um den Herausforderungen der Klimaerwärmung zu begegnen.

Sinéia Bezerra do Vale nahm als indigene Vertreterin an den Verhandlungen teil.

Industrialisierte Länder stehen in der Pflicht

Die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen sind sehr technisch und die Inhalte für Aussenstehende nur schwer verständlich. Einerseits geht es um die Milderung (Mitigation) der Klimaerwärmung durch die Reduktion von Treibhausgasen, andererseits um die Anpassung (Adaption) an die Folgen der Klimaerwärmung – also um das, was Sinéia Bezerra do Vale in ihrer indigenen Gemeinschaft im Kleinen verändert. Ebenfalls verhandelt wird über Schäden und Verluste (Loss and Damage), die das veränderte Klima verursacht, also zum Beispiel wie Länder für Schäden durch extreme Wetterereignisse entschädigt werden. Denn die Folgen der Erwärmung treffen vor allem die Länder im Globalen Süden, obwohl sie am wenigsten zum Ausstoss zur Klimaerwärmung beigetragen haben. 

Letztlich geht es bei all diesen Verhandlungsthemen um Geld – und Gerechtigkeit. Welches Land trägt wie viel zur Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen bei? Zwar stehen vor allem die industrialisierten Nationen in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen, doch bei den UN-Klimaverhandlungen gilt das Konsens-Prinzip: Eine Einigung ist erst erzielt, wenn alle Mitgliedsstaaten zugestimmt haben. Dies bedeutet, dass ein einzelnes Land im Alleingang Entscheidungen blockieren kann.

Der Elefant im Raum hofft auf Baku

Die Verhandlungen kommen zu langsam voran, aber sind global die höchste Ebene, um den Klimaschutz neu zu regeln. Sie geben Menschen wie Sinéia Hoffnung, denn jeder zäh errungene Beschluss ist verpflichtend. Und somit auch ein weiterer Schritt, um der globalen Erwärmung angemessener und gerechter zu begegnen und die Lebensgrundlagen der Menschen im Globalen Süden zu verbessern. «Die Klimaerwärmung ist eine riesige Herausforderung», sagt Bettina Dürr, Klimaexpertin bei Fastenaktion. «Aber gleichzeitig auch eine Chance für die Länder des Globalen Südens, eine klimaresiliente Gesellschaft aufzubauen und endlich Gerechtigkeit zu erfahren.»  

 Fastenaktion wird als eine der wenigen akkreditierten Nichtregierungsorganisationen aus der Schweiz Ende Jahr an der Weltklimakonferenz in Baku teilnehmen. Und sich aktiv dafür einsetzen, dass die internationale Staatengemeinschaft sich dort zu dringend notwendigen Beschlüssen durchringen kann – insbesondere zu einer fairen Klimafinanzierung. Dies ist eine zentrale Voraussetzung für unsere Vision: eine gerechte Welt ohne Hunger.

Sie finden hier die Medienmitteilung von Alliance Sud zu den Klimaverhandlungen in Bonn.

Aktivist:innen demonstrieren am Rande der Verhandlungen für eine gerechte Klimafinanzierung.

Klimaschutz ist für eine gerechte Welt ohne Hunger unabdingbar. Klicken Sie hier, um unsere Arbeit für die ärmsten Menschen zu unterstützen.

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