Klimagerechtigkeit

Scheindebatten an der Weltklimakonferenz

07.12.2023

Bei der internationalen Klimakonferenz in Dubai ist Halbzeit, ohne dass bisher relevante Beschlüsse gefasst wurden. Bis Mitte Dezember braucht es unbedingt entschlossene Entscheide.

Ein Kommentar von Stefan Salzmann, Experte für Klimagerechtigkeit bei Fastenaktion

Die erste Woche der 28. Weltklimakonferenz ist vorbei. Und eigentlich drängt die Zeit, griffige Massnahmen zu beschliessen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch einzuhalten und der Klimaerwärmung entschieden entgegenzutreten. Leider spiegelt sich diese Dringlichkeit bisher nicht in den Verhandlungen wider. Stattdessen prägen Scheindebatten der fossilen Lobbyisten die Atmosphäre.

 

Geld für Fussballspieler aber nicht für das Klima

Zu den Ländern, die Diskussionen über konkrete Klimaschutzmassnahmen aktiv verhindern, gehört Saudi-Arabien. Dessen Vertreter nehmen die Industrieländer in die Verantwortung und fordern von ihnen, mehr finanzielle Mittel für den Klimaschutz bereitzustellen. An sich teilt Fastenaktion diese Position, wundert sich jedoch über die Doppelmoral eines Landes, das dieses Jahr schon eine Milliarde Schweizer Franken für Fussballspieler ausgegeben hat – doch Geld für Klimaschutz und die Abkehr von fossilen Energieträgern soll keines zur Verfügung stehen? Und während sich die Vertreter:innen der Länder über dieses Thema streiten, vergeht die Zeit, in der ambitionierte Beschlüsse im Kampf gegen die Klimaerwärmung getroffen werden könnten. 

Ein Schwerpunkt der COP28 ist eine Bestandsaufnahme der bisherigen globalen Bemühungen und ihrer Wirkung auf das Klima – mit dem Ziel, die Erkenntnisse in künftige Klimaziele einfliessen zu lassen. Die wissenschaftlichen Berichte dazu sind eindeutig: Die globale Erwärmung hat 1.1 Grad Celsius bereits überschritten. Die Zeit drängt, und es bleibt nur noch eine Woche, um wichtige Entscheide für eine klimagerechte Zukunft zu fällen. 

Stimme der indigenen Gemeinschaften

Die Klimaerwärmung trifft vor allem die Menschen, die in Hunger und Armut leben. Für sie setzt sich Fastenaktion gemeinsam mit Partner:innen ein. So ist etwa Marta Tipuici Manoki nach Dubai gereist, eine Indigene aus Brasilien. Sie erzählt hier von den Herausforderungen ihrer Gemeinschaft, zum Beispiel bei der Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen. An der Weltklimakonferenz soll die Verdreifachung dieser Energieträger verabschiedet werden. Doch dieser Umstieg muss gerecht geschehen, denn nicht alle erneuerbaren Energien sind sozial und nachhaltig. So können etwa Flusskraftwerke zu Landenteignungen führen. Fastenaktion wies bereits an der COP26 in Glasgow auf diese Aspekte hin. 

 

Einfluss erhöhen

Marta Tipuici Manoki zweifelt manchmal, ob all die Menschen in Dubai wirklich Veränderung wollen. Ob sie ihr wirklich zuhören, wenn sie von den Problemen ihrer Gemeinschaft erzählt. Eine Klimakonferenz ausgerechnet im Erdöl-Emirat Dubai, das seinen Reichtum offensiv zur Schau stellt, verstärkt solche Zweifel – vielleicht zu Recht. Dennoch nutzen wir die Gelegenheit, uns gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in die Verhandlungen einzubringen, unsere Netzwerke und unseren Einfluss zu fördern. So wird unsere Stimme für eine klimagerechte Welt ohne Hunger lauter. Wir sind bereit für die zweite Woche! 

Die brasilianische Indigene Marta Tipuici Manoki spricht während einer Veranstaltung im Rahmen der COP28.

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