Luzern/Bern, 5. September 2016. – Benzol tötet: Allein in China sind bis heute rund 100’000 Menschen an den Folgen einer Benzolvergiftung gestorben. Dieses Produkt wird in der Endphase der Mobiltelefonproduktion verwendet. Eine Untersuchung von HEKS und Fastenaktion zeigt auf, dass die Schweizer Mobiltelefon-Verkäufer ihre Verantwortung bezüglich Verwendung von Benzol nicht wahrnehmen. Mit einer Petition fordern die beiden Organisationen diese zum Handeln auf.
Gemäss internationalen Richtlinien (siehe Kasten) sind die Schweizer Mobiltelefon-Verkäufer ebenfalls verantwortlich für das, was in den Fabriken in China passiert. Fastenaktion und HEKS haben untersucht, ob die vier grössten Schweizer Verkäufer (Swisscom, Sunrise, Salt, Mobilezone) ihrer Verantwortung hinsichtlich der Benzolproblematik wahr nehmen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Nach Gesprächen mit HEKS und Fastenaktion anerkennt heute nur Swisscom das Problem und zieht spezifische Massnahmen in diesem Bereich in Betracht. Sunrise zögert, zeigt sich jedoch offen für eine erste Diskussion. Salt und Mobilzone jedoch stellen sich taub und streiten jegliche Verantwortung ab. Ihr Verständnis der Sorgfaltspflicht ist inakzeptabel. Salt hat sogar seine Abteilung für soziale Unternehmensverantwortung (CSR) 2015 aufgelöst, als das Unternehmen aus der Orange-Gruppe austrat, und verfolgt seither eher eine Tiefpreispolitik.
Bis heute hat keines der untersuchten Unternehmen explizite Richtlinien, was die Verwendung von Benzol bei seinen Lieferanten anbelangt. Die Schweizer Mobiltelefon-Verkäufer müssen sich dafür einsetzen, dass die Markenfirmen, deren Handys sie verkaufen, effiziente Massnahmen ergreifen, um Benzol aus der Produktion zu verbannen. Dies ist die Hauptbotschaft der der Fastenaktion und HEKS lancierten Petition (http://www.stopp-benzol.ch/). Zusammen mit den Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen verlangen die beiden Organisationen, dass die Mobiltelefon-Verkäufer öffentlich Stellung beziehen. «Alternativen sind vorhanden», sagt Daniela Renaud, Verantwortliche der Kampagne «High Tech – No Rights?» der beiden Organisationen: «Sie sind weniger gefährlich für die Gesundheit und kosten weniger als einen Franken mehr pro Telefon.»
Benzol tötet
Tatsächlich besteht eine Verbindung zwischen der Verwendung des Reinigungsmittels Benzol und der erhöhten Anzahl von Krebserkrankungen unter den Arbeiterinnen und Arbeitern, die in den Fabriken im chinesischen Perlflussdelta arbeiten. Dies ist das Hauptergebnis einer Studie*, die von HEKS und Fastenaktion veröffentlicht wurde. Diese zeigt auf, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter ungenügend über die Gesundheitsrisiken informiert sind, die im Umgang mit gefährlichen Chemikalien bestehen.
Obwohl das chinesische Arbeitsrecht die Arbeitgeber dazu verpflichtet, die möglichen Risiken einer Arbeitsstelle sowie die entsprechenden Schutzmassnahmen zu erwähnen, tun sie es nicht. «Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind nicht genügend informiert über die Gefahren und verfügen oft nicht über die passende Schutzausrüstung», stellt Daniela Renaud fest. Rund 50% der Arbeitgeber lassen die während der Anstellung vorgeschriebenen medizinischen Kontrollen nicht durchführen; rund 25% verzichten bei Ablauf des Arbeitsvertrags darauf. Der Nachweis einer Berufskrankheit ist dementsprechend schwierig: eine Wiedergutmachung hatte von den 59 Personen, die im Rahmen der Studie den Fragebogen ausgefüllt haben, nur eine erhalten. Die Unternehmen müssen ihre Verantwortung übernehmen – unabhängig von ihrer Rolle in der Lieferkette.
*Labour Action China (LAC) und Labour Education and Service Network (LESN), mit dem Center for Research on Multinational Corporations (Somo), veröffentlicht vom Netzwerk GoodElectronics. Qualitative Untersuchung bei 75 Arbeiterinnen und Arbeitern (16 Gespräche, 59 ausgefüllte Fragebogen).