Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen findet nun zum vierten Mal in Folge in einem Petrostaat statt – Aserbaidschan lebt vor allem von klimaschädlichen Rohstoffen wie Öl oder Gas. Die Republik im Kaukasus hat auch eine Verbindung zur Schweiz: mit ihren Socar-Tankstellen. Ist unter diesen Umständen ein Durchbruch bei den Verhandlungen für eine klimafreundliche Zukunft zu erwarten?
Klimaerwärmung führt zu mehr Hunger
Immerhin haben die Vereinten Nationen im vergangenen Jahr in Dubai (ebenfalls ein Petrostaat) den Ausstieg aus den fossilen Energien beschlossen – leider ohne ein Enddatum festzulegen. Dabei drängt die Zeit, denn die Auswirkungen des globalen Temperaturanstiegs werden immer spürbarer. Überschwemmungen im spanischen Valencia, Waldbrände in Kolumbien oder Dürre in Kenia haben dies zuletzt schmerzlich gezeigt, um nur einige Beispiele aus den vergangenen Monaten zu nennen. Diese Wetterextreme verschärfen den Hunger in Ländern des Globalen Südens.
Laut dem kürzlich veröffentlichten SUFOSEC-Ernährungsbericht leiden 735 Millionen Menschen an Hunger, weitere 2,6 Milliarden sind unterernährt. In den zwölf Ländern, in denen Fastenaktion Projekte unterstützt, sind die Menschen immer häufiger mit Wetterextremen konfrontiert, die zu Ernteausfällen führen. Wenn die Bäuerinnen und Bauern kaum noch etwas ernten können, bleibt auch nicht genug Nahrung für ihre Familien. Deshalb setzen wir mit unseren lokalen Partnern in den Ländern des Globalen Südens für mehr Klimaschutz ein – auch an der Weltklimakonferenz in Baku.
Die Klima- und Energieexpert:innen Bettina Dürr und David Knecht von Fastenaktion sind bei den Verhandlungen in Baku dabei.
Worum geht es an den Verhandlungen in Baku?
Die 195 Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens verhandeln über Massnahmen, um die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Debatten an der COP29 drehen sich um folgende Schlüsselthemen:
- Ausstieg aus den fossilen Energien: An der COP28 wurde der weltweite Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschlossen. Dieser Meilenstein muss nun umgesetzt werden, denn fossile Energien sind für 80 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
- Klimafinanzierung: Die notwendigen Klimaschutzmassnahmen erfordern erhebliche Investitionen. Die Vereinten Nationen schätzen den jährlichen Bedarf für die sogenannten Entwicklungsländer (ohne China) auf 2’400 Milliarden US-Dollar. Wie diese Gelder zur Klimafinanzierung umgeleitet werden sollen, ist noch offen.
- Nationale Klimaschutzziele: Alle Länder müssen ihre nationalen Klimaschutzziele (NDC) konkretisieren und aufzeigen, wie der Übergang zu erneuerbaren Energien gestaltet werden soll. Die Bilanz zeigt, dass die bisherigen Anstrengungen der Länder unter dem Strich nicht ausreichen, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.
Klimapolitik für eine gerechte Zukunft
Die Weltklimakonferenz in Baku bietet die Chance, Fortschritte auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft zu machen. Dafür braucht es finanzielle Zugeständnisse an die Länder im Globalen Süden – auch von der Schweiz. Eine nachhaltige und gerechte Klimapolitik kann zum Entwicklungsmotor für die ärmsten Länder werden und zur Überwindung des Hungers auf der Welt beitragen. Dafür setzen wir uns vor Ort mit Vertreter:innen unserer lokalen Partnerorganisationen aus Kenia, Brasilien und den Philippinen ein.
Die dreiköpfige Fastenaktion-Delegation hat einen grossen Teil der Reise nach Baku mit Zug und Bus zurückgelegt, um ein Zeichen zu setzen. Denn die Mehrheit der zehntausenden von Teilnehmenden reist zwangsläufig auf dem Luftweg zur Konferenz, was aus klimatischer Sicht wie so oft einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Aserbaidschan hat derweil als Gastgeber die Chance, Verantwortung in der Verhandlungsführung zu übernehmen und zu zeigen, dass auch ein Petrostaat mit gutem Beispiel vorangehen kann. Wir hoffen auf Fortschritte – für eine Zukunft ohne Hunger.