Das klassische Modell vom Mann als Haushaltvorstand ausser Kraft gesetzt

14.06.2017

Beim «Haushaltsansatz» auf den Philippinen wird nicht nur die bezahlte Arbeit berücksichtigt, sondern auch Einsätze für das Gemeinwohl. Die fünfköpfige Familie Mahinay war einer der Pilothaushalte des Projekts. Rosalina Lodripas-Tarrayo ist Programmverantwortliche von unserer Partnerorganisation und gibt Einblick in das Projekt.

 

 

2004 starteten wir in Mondragon in der philippinischen Provinz Northern Samar ein Programm, um den Umgang der Gemeindemitglieder mit ihren natürlichen Lebensgrundlagen zu verbessern. Inzwischen hat sich für die Fischerinnen und Fischer vor Ort vieles zu ihrem Vorteil verändert. Die illegale Fischerei hat stark abgenommen und die Fangmengen sind wieder gestiegen.

 

Männer und Frauen haben sich zusammengeschlossen und erarbeiten Pläne, damit sie den Fischfang regulieren können. Zu Beginn jedoch begegneten wir Paaren und sogar Kindern, die sich wegen der Freiwilligenarbeit der Mutter in der Fischerorganisation stritten. Denn eine Frau konnte damals ohne Zustimmung ihres Mannes nicht an Versammlungen teilnehmen.

 

Es gab auch Fälle, in denen der Mann Vorbehalte hatte, seiner Frau Geld auszuhändigen, weil er glaubte, sie könne damit nicht umgehen. In der Folge begann das Projektteam, seine Vorgehensweise und Strategien zu hinterfragen. Denn es reichte nicht aus, die Menschen für ihre Umwelt zu sensibilisieren, es brauchte auch Veränderungen.

 

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«Es wurde ihm bewusst, wie schwer das Haushalten für seine Frau sein musste.»

 

Rosalina Lodripas–Tarrayo über die Veränderungen in der Familie, die mit dem Haushaltsansatz arbeitete.

2005 begann sich CERD auf die Entwicklung der Haushalte zu konzentrieren. Daraus entstand ein neuer Ansatz, bei dem Familien als Grundbaustein der Gesellschaft im Mittelpunkt standen. Zentral bei diesem sogenannten ‹Haushaltsansatz› ist, dass alle im Haushalt lebenden Menschen gleichberechtigt sind. Deshalb muss auch jedes Familienmitglied dem Projektteam seine Zustimmung geben. Mit Hilfe einer psychologischen Betreuung wird eine Familienvereinbarung erarbeitet.

 

Der Aufbau von Vertrauen ist in dieser Phase sehr wichtig. Anschliessend werden gemeinsam die individuellen Fähigkeiten der Familienmitglieder, Vorzüge des Haushalts, aber auch Ängste, Probleme und Träume ermittelt. Zudem beteiligt sich jede und jeder an der Erarbeitung des Haushaltsbudgets. Einkünfte und Ausgaben werden offengelegt. Das klassische Modell vom Mann als Haushaltvorstand wird ausser Kraft gesetzt und die Arbeitsteilung geschlechterneutral überprüft. Es geht darum, wer wie viel leistet und ob die Arbeit gleichmässig verteilt ist. Dabei wird nicht nur die bezahlte Arbeit berücksichtigt, sondern auch Einsätze für das Gemeinwohl.

 

Die fünfköpfige Familie Mahinay war einer der Pilothaushalte des Projekts. Nachdem der Budgetierungsprozess abgeschlossen war, wusste jedes Mitglied, wie viel Geld die Familie zur Verfü­gung hatte und wofür es verwendet wurde. Ihnen wurde dabei auch klar, dass sie Geld für unnütze Dinge ausgaben. Und der Mann begriff, dass das Geld, das er seiner Frau für den täglichen Bedarf gab, nicht ausreichte.

 

Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie schwer das Haushalten für seine Frau sein musste. Gleichzeitig wurde ihre Arbeitsteilung unter die Lupe genommen. Dabei erkannte jedes Familienmitglied, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden sollen. Diese neue Erkenntnis half ihnen, die Taifune Melor und Nock-Ten, 2015 und 2016 gesund zu überstehen, da jedes Familienmitglied eine Aufgabe hatte und wusste, was zu tun war. Die grösste Errungenschaft der Familie Mahinay ist aber, dass sich heute alle gegenseitig helfen und es keinen Streit mehr gibt, selbst wenn das Geld einmal knapp wird.

 

 

Lesen Sie mehr dazu in unserer neusten Publikation des «Perspektiven».

 

 

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