Mary John lässt sich nicht einschüchtern
Schon lange unterstützt Fastenaktion das von Mary John Mananzan gegründete «Institute of Women’s Studies»; im Wissen darum, dass Frauenrechte den Menschenrechten stets hinterherhinken.
Schwester Mary John prangert Menschenrechtsverletzungen seit Jahrzehnten öffentlich, besonders in den Medien, aber auch vor Gericht, an. Und kommen wir auf die aktuelle Menschenrechtslage in den Philippinen zu sprechen, so steigt der Blutdruck der sonst so gelassenen Benediktiner-Schwester, die vor ein paar Tagen ihren 80. Geburtstag feiern konnte.
Unter Präsident Duterte habe sich die Menschenrechtslage und auch die Situation der Frauen massiv verschlechtert. Die unerschrockene Benediktinerin hat nach eigener Aussage schon viele philippinische Staatschefs offen kritisiert, doch keiner hätte sich durch eine solche Unberechenbarkeit und Willkür wie der aktuelle Präsident ausgezeichnet: «Er hat vor nichts Respekt – nicht vor Menschen, nicht vor dem Leben, nicht vor Menschenrechten, nicht vor ethischen Normen und auch nicht vor der Wahrheit».
Als vor ein paar Jahren auf den Philippinen eine australische Missionarin durch mehrere Männer vergewaltigt und getötet wurde, hat Duterte das Opfer nur verhöhnt mit dem Kommentar «er hätte sich gewünscht, der Erste zu sein». Die empörte Mary-John organisierte daraufhin mit ihren Mitschwestern und Schüler/-innen einen riesigen Protestmarsch «Rape is not a Joke». Als Folge wurde sie im Internet mit Hasskommentaren eingedeckt.
Doch Mary John liess sich nicht einschüchtern. Um gegen die Missstände, so etwa gegen die 7’000 aussergerichtlichen Tötungen pro Jahr von angeblichen Drogendealern zu demonstrieren, hat sie zusammen mit andern Menschenrechts-Kämpfer/-innen das «Movement Against Tyranny» gegründet und eine Demonstration mit 31’000 Teilnehmenden auf die Beine gestellt. Obwohl die Regierung zwar zuerst mit dem Angebot «Can we dialogue?» reagiert habe, sah sich die Ordensfrau anschliessend mit ganzen eineinhalb Millionen gehässigen Internet-Trolls konfrontiert. Diese seien von Duterte gesteuert und finanziert worden.
Gender-Audit soll Besserung bringen
Mary John macht sich denn auch grosse Sorgen – jedoch nicht um ihre Person, sondern um ihr Land: «Wie werden wir je nach dieser Zeit der Barbarei wieder zu einer zivilisierten Gesellschaft zurückkehren können?»
Kraft schöpft sie aus ihren Kontakten mit vielen mutigen Menschen, so auch mit den Projektpartnern der Fastenaktion. Denn das Engagement der umtriebigen Ordensfrau beschränkt sich nicht auf die politische Ebene. Seit rund zwei Jahren unterstützt sie alle Partnerorganisationen der Fastenaktion auf den Philippinen dabei, nebst einem konventionellen finanziellen Audit auch ein Gender-Audit durchzuführen. Denn in den meisten Projekten gibt es blinde Flecken, wo Frauen nicht die gleichen Rechte, nicht denselben Entscheidungsraum und nicht gleichberechtigte Rollen haben. Diese gilt es in einem Gender-Audit auszuleuchten, sodass wir strukturelle Ungerechtigkeiten nicht reproduzieren.
Was können wir also tun, um dem «Gender-Virus » in unserem Computerprogramm gewahr zu werden? Lassen wir uns von Menschen wie Mary John dazu inspirieren, uns auch in unserem Umfeld für Frauen- und Menschenrechte mutig, aufrecht und unerschrocken als Teil der Zivilgesellschaft einzusetzen, ganz nach ihrem Motto «Bete und kämpfe».