Dank nachhaltiger Anbaumethoden sichert Amanda die Ernährung ihrer Familie.
Amanda Cobo war 16 Jahre alt und im siebten Monat schwanger, als sie beschloss, nach Bogotá zu ziehen. «Es hiess, die Hauptstadt sei ein Ort der Möglichkeiten. Für ein Mädchen aus der Provinz klang das verheissungsvoll», erzählt die heute 49-jährige Landwirtin.
Doch das Leben in der grossen Stadt erwies sich als schwierig. «Ich war jung, rebellisch, ohne Erfahrung und musste mir immer selbst Mut machen, um vorwärtszukommen.» Sie schaffte es, einen Job als Wachfrau zu ergattern, zuerst in einem Wohnkomplex, später in einem Einkaufszentrum.
«Ich hatte das Glück, immer wieder auf Menschen zu treffen, die mich unterstützten – etwa indem sie sich für einen kleinen Lohn um meine Tochter kümmerten, während ich arbeitete.» Nach drei Jahren fand sie Arbeit auf den Blumenplantagen ausserhalb der Hauptstadt. Allerdings führte der übermässige Einsatz von Pestiziden schon bald zu gesundheitlichen Problemen. Deswegen suchte sie sich wieder einen neuen Job. «Doch für eine alleinerziehende Mutter war es schwierig. Ausserdem machten mich die Hektik, der Lärm und das Leben fernab der Natur unglücklich.»
Ein Stück Land und eine neue Liebe
Nach 13 Jahren in Bogotá entschied Amanda Cobo sich, mit ihren beiden Töchtern in ihre Heimat Cauca zurückzukehren, nach Vereda Palmichal. «Irgendwie war die Verbindung mit dem Land immer da, wohl ein Erbe meiner Grosseltern, die Landwirtschaft betrieben.» Als Kind hatte sie auf deren Hof bei der Arbeit mitgeholfen. Ihr Vater gehörte zum Team der Coordinador Nacional Agrario, einer Organisation von Bäuerinnen und Bauern, die für Landrechte kämpft. Über diese Gruppe erhielt sie ein eigenes Stück Land. Schon bald lud eine Freundin sie zu einem Workshop von Atucsara ein, einer Partnerorganisation von Fastenaktion, die Bäuerinnen und Bauern unter anderem in die Agrarökologie einführt. «Es war Liebe auf den ersten Blick», erzählt sie lachend. «Ich lernte viel über agrarökologische Landwirtschaft und genoss den Gedankenaustausch.»
Der Garten liefert Salat und andere gesunde Lebensmittel für eine ausgewogene Ernährung.
Zweite Chance im Leben
Die Unterstützung von Atucsara führte zu besseren Erträgen, förderte die Biodiversität und trug so zu einer ausreichenden und gesünderen Ernährung bei. Zudem fand Amanda Cobo einen neuen Lebenspartner und hat mittlerweile vier Enkelkinder. «Ich bin sehr glücklich mit meinem neuen Leben auf dem Land.» Auch wenn ihre Arbeitstage lang sind und die Arbeit hart ist. «Aber die Ruhe, die saubere Luft, die Tiere – ich spüre hier eine Freiheit, die ich in der Stadt nie erlebt habe.»
Allerdings läuft nicht immer alles rund: Aktuell hat sie in ihren zwei Teichen keine Fische, weil ein Otter sie alle gefressen hat. «Mit solchen Unsicherheiten müssen wir auf dem Land leben», erklärt sie und lacht. Dennoch ist ihr eine harmonische Beziehung zur Natur wichtig.
Sie pflegt den nahen Wald und baut alle Früchte und Gemüse rein biologisch an. «Manchmal denke ich, dass das Leben mir hier eine zweite Chance gegeben hat – auch um das wiedergutzumachen, was ich früher in der Blumenzucht mit dem Versprühen von Pestiziden angerichtet habe.» Umso wichtiger ist es ihr, auch andere in der Region für die agrarökologische Landwirtschaft zu sensibilisieren. «Wenn wir unseren Planeten erhalten wollen, dürfen wir nicht nachlassen.»