Im September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die Initiative für eine Grüne Wirtschaft ab. Alliance Sud, die Arbeitsgemeinschaft, zu der auch Fastenaktion gehört, sagt JA zur Grünen Wirtschaft. Die Argumente aus entwicklungspolitischer Sicht.
Warum unterstützt die entwicklungspolitische Fachorganisation Alliance Sud aktiv die Ja-Parole in einem nationalen Abstimmungskampf, bei der es um die ökologische Neuausrichtung der Wirtschaft geht?
Die Antwort ist einfach, die Erläuterung dafür etwas vielschichtiger. Ganz einfach weil es eine Binsenwahrheit ist, dass unsere Wirtschaft und unser Konsum stark international vernetzt sind. Was und wie wir im wohlhabenden Teil der Welt konsumieren, hat einen direkten Einfluss auf Abermillionen von Menschen, die in Ländern des globalen Südens leben.
Die Schweiz ist stolz auf ihre saubere Luft, das klare Wasser, auf ihr Bekenntnis zum Umweltschutz. Meist vergessen geht dabei jedoch, dass 70 Prozent der Schweizer Umweltbelastung im Ausland stattfindet. In unserer eng vernetzten Welt konsumieren wir viele Nahrungsmittel, Kleider und Gebrauchsgegenstände aus Ländern, wo Umweltschutz und Ökologie noch immer ein Mauerblümchendasein fristen, Arbeitsrechte mit Füssen getreten werden.
Die Verschwendung von Ressourcen, die Belastung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Verletzung von Menschenrechten geschehen oft weit weg von unserem Alltagsleben. Dennoch tragen wir als Konsumentinnen und Konsumenten eine direkte Mitverantwortung dafür.
Die «Volksinitiative für eine nachhaltige und ressourcenorientierte Wirtschaft» (Grüne Wirtschaft) verlangt, dass die Schweizer Wirtschaft bis ins Jahr 2050 Ressourcen effizienter bewirtschaftet und konsequent geschlossene Kreisläufe anstrebt. Für aus dem Ausland importierte Produkte sollen ökologische Mindeststandards gelten.
Beide Ansätze kombiniert erlauben der Schweiz, ihren Beitrag zur Realisierung der Uno-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu leisten. Die Schweiz hat die sogenannte Agenda 2030 im Herbst letzten Jahres zusammen mit 192 Staaten verabschiedet und sich damit verpflichtet, zur gemeinsamen Lösung von globalen Problemen beizutragen; und dies sowohl auf lokaler, nationaler als auch auf globaler Ebene. Nachhaltige Lösungen im Sinne der Agenda 2030 verbinden diese Dimensionen ebenso wie die gleichberechtigte Berücksichtigung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten.
Wenn in den Ländern des Südens Waren für den Schweizer Markt zunehmend nach ökologischen und sozialen Standards produziert werden, dann profitieren alle davon: Die lokale Bevölkerung, deren Umwelt und Lebensgrundlage vor Ort und letztlich auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten.
Es gibt zahllose Beispiele dafür, dass fairer und umweltbewusster Handel den Menschen des Südens bessere Perspektiven gibt. Das ist nicht nur aus ethischen Gründen zu begrüssen, es trägt auch dazu bei, dass weniger Menschen aus Not und unter grossen Gefahren ein vermeintlich besseres Leben in Europa zu suchen.
Höhere ökologische und soziale Standards für in die Schweiz importierte Waren unterstützen den Übergang zu nachhaltigeren Produktionsweisen auch in Entwicklungsländern. Dies kann und wird jedoch nicht von heute auf morgen geschehen. Produzentinnen und Produzenten im globalen Süden müssen bei dieser Umstellung unterstützt werden. Zum Beispiel im Rahmen der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit, welche bereits heute erfolgreich in diese Richtung ausgelegt ist.
Das entsprechend abgestimmte und sinnvolle Schweizer Auslandsengagement trägt dazu bei, jetzt die Weichen Richtung nachhaltigere Konsum-, Lebens- und Produktionsweisen zu stellen. Aus diesen Gründen setzen sich Alliance Sud und die Entwicklungsorganisationen aktiv für ein Ja zur Grünen Wirtschaft ein.
Eine Mitmach-Kampagne wirbt für die breite Unterstützung der Volksinitiative «Grüne Wirtschaft». Auf der Website #FürDich sollen möglichst viele Unterstützerinnen und Unterstützer mit eigenen Fotos und einem persönlichen Statement argumentieren, wieso die Schweiz bis 2050 nachhaltig werden soll.