Die 23. Klimakonferenz ist am vergangenen Freitag zu Ende gegangen. Stefan Salzmann ist bei Fastenaktion verantwortlich fürs Dossier Klima und Energie. Seine Bilanz zeigt: Wirklich nachhaltige Lösungen sind nicht nur umweltschonend, sondern nehmen auch Rücksicht auf die lokalen Gemeinschaften. Doch zu den Wachstumsstrategien grosser Unternehmen passen sie nicht.
Nach zwei Wochen Verhandlungen ist eine weitere Weltklimakonferenz zu Ende gegangen – es war die 23.! Einmal mehr können auch dieses Jahr die Resultate unterschiedlich interpretiert werden.
Offiziell verabschiedete Dokumente, welche Resultate festhalten, durfte man im 2017 nicht erwarten – es wäre somit auch nicht ehrlich zu schreiben, man sei enttäuscht darüber, dass es sie nicht gibt. Immerhin: Trotz den Twitter-Botschaften, die aus dem Weissen Haus zwitschern, sind keine Zweifel bei den übrigen Staaten aufgekommen, man sei auf dem falschen Weg. Die Umsetzung des Pariser Abkommens schreitet im gewohnten Tempo voran, und das ist die wichtigste und gute Nachricht.
Das gewohnte Tempo ist aber auch gleichzeitig die schlechte Nachricht. Denn aus Sicht der Entwicklungsorganisationen, die die Stimmen vieler Betroffener aus armen Ländern vertreten, fehlt einmal mehr das Bewusstsein für die Dringlichkeit. Zurzeit tut die Welt bloss einen Drittel dessen, was notwendig wäre, um die in Paris verabschiedeten Ziele zu erreichen. Den Preis der Langsamkeit der Verhandlungen zahlen die Ärmsten.
„Was würdet ihr machen an meiner Stelle, wenn ihr wüsstet, dass euer Land untergehen wird?“
Während hier die VerhandlerInnen die Interessen ihrer eigenen Länder vertreten, leiden anderswo Menschen. Und sie haben es nicht in der Hand, diese Situation zu ändern. Der Präsident vom Inselstaat Tuvalu, ein Land welches im Durchschnitt zwei Meter über Meer liegt, fragt dazu rhetorisch: Was würdet ihr machen an meiner Stelle, wenn ihr hier an den Verhandlungen wärt und wüsstet, dass euer Land untergehen wird?
Und: Die Stimme der Betroffenen Menschen und die Geschichten ihrer Schicksale werden leiser. Nicht weil sie nicht mehr hier an der Klimakonferenz anwesend sind, sondern weil sie zunehmend von anderen Akteuren übertönt werden. Anwesende Vertreter von Unternehmen nehmen Jahr für Jahr zu. Sie sehen eine Chance in der Bekämpfung des Klimawandels. Und sie wollen diese Chance nutzen. Dabei geht es aber nicht um verbindliche Regeln, alles soll freiwillig bleiben. So besteht die Gefahr, dass die schönen Worte eher Imagepflege als echter Wille zur Veränderung bedeuten.
Ein weiteres Problem: Die klimafreundlichen Strategien sind auf Profit und Wachstum ausgerichtet. Man will zum Beispiel erneuerbare Energien bereitstellen – und davon möglichst viel. Ob dies effizient ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Dies führt zu neuen Problemen, welche wiederum diejenigen am stärksten betreffen, die den Wandel des Klimas nicht verursacht haben.