«Die Adivasi-Gemeinschaften leben traditionell vom Wald und betreiben nachhaltige Landwirtschaft. Doch mit der Einrichtung von Schutzgebieten für Wildtiere und Tigerreservaten wurden die Adivasi im indischen Bundesstaat Karnataka aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben. Sie wurden der engen Verbundenheit zu Land, Kultur und Spiritualität beraubt. Um zu überleben, migrieren sie in die Städte. Damit Vertreibung und Leid ein Ende finden, haben wir von SPEDS (Samatha Peoples Education for Development Society) uns das Ziel gesetzt, ihre Menschenrechte zu sichern und sie dabei zu unterstützen, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen. Dazu gehört in erster Linie die Sicherung ihrer Landrechte ohne Wenn und Aber. Wichtig ist zudem, dass sie sich aus der Schuldknechtschaft befreien können. Viele mussten sich verschulden, um überhaupt überleben zu können.
Fortschritt dank Gemeinschaft
Ist ihr Zugang zu Land gesichert, können sie ihre Lebensumstände verbessern. Um sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen, organisieren sich die Menschen in Gruppen. Sie legen gemeinsam Getreide-, Saatgut- und Sparbanken an, denn das macht sie unabhängig. Einen besonderen Fokus legen wir auf die Gleichstellung von Frau und Mann. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass möglichst alle Kinder von Schulbildung profitieren können. Mittlerweile besuchen 1270 Mädchen und 1143 Jungen die Schule. Wir unterstützen die Gemeinschaften auch dabei, ihre kulturellen und spirituellen Traditionen wiederzubeleben.
Durch die Anwendung dieser verschiedenen Massnahmen haben die Gemeinschaften bereits viel erreicht. Mittlerweile existieren 90 Männer- und Frauengruppen, insgesamt 1434 Familien, die sich von ihren Schulden befreien konnten. Zudem haben 3018 Menschen das Wahlrecht erlangt, und 18 wurden in die örtlichen Panchayats (Räte) gewählt und können sich auf politischer Ebene für die Interessen ihrer Gemeinschaft einsetzen.
Klimawandel erfordert Innovationen
Angesichts der dramatischen Folgen des Klimawandels setzen wir den Schwerpunkt seit zwei Jahren auf das Erlernen von agrarökologischen Anbaumethoden. Dazu gehört die Ausweitung des Anbaus von Hirse und Linsen. Da die Gemeinschaften nur Zugang zu bereits verkümmertem traditionellem Saatgut und keine wissenschaftliche Perspektive für die Landwirtschaft hatten, haben wir die Zusammenarbeit mit staatlichen wissenschaftlichen Forschungs- und Beratungseinrichtungen wie Krishi Vigyan Kendra und Zonal Agricultural Research Station verstärkt. Doch auch die Wiederbelebung von Wissen der Vorfahren unterstützen wir. So können die Adivasi im Bundesstaat Karnataka ihre Lebenssituation nachhaltig verbessern und eine Zukunftsperspektive entwickeln. Mit all diesen Massnahmen haben wir die Abwanderung von 2307 Familien verhindert.»