Vor zwei Jahren hat Papst Franziskus seine Umwelt-Enzyklika «Laudato Si’» vorgestellt. Sie ist wichtiger denn je, denn mit der Klimakrise haben wir die Lage so weit eskalieren lassen, dass es keine Alternative zu radikaler Umkehr gibt. Und diese Umkehr ist nicht nur unsere Pflicht, sondern auch unser Recht. Ein Kommentar von unserem Geschäftsführer Bernd Nilles.
Als vor genau zwei Jahren die Enzyklika «Laudato Si‘ – Sorge um unser gemeinsames Haus» von Papst Franziskus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ging ein Raunen durch die Welt. So ziemlich alle gesellschaftlichen Kreise staunten – oder jubelten – von politisch links bis rechts, von wirtschaftsliberalen bis Globalisierungskritikern, von Nord bis Süd.
Papst Franziskus hatte eine klare Analyse der Lage in der Welt geliefert. Er hat uns die Untrennbarkeit der sozialen und ökologischen Ungerechtigkeit vermittelt in den Worten des «Schreis der Armen und der Erde». Er hat Ross und Reiter benannt, welche die globalen Krisen und Ungerechtigkeiten verantworten, die Politikerinnen und Politiker gefragt, ob sie denn wirklich als gescheitert in Erinnerung bleiben wollten.
Schliesslich hat er die katholische Soziallehre in ein Zukunftsprogramm gegossen, das uns einlädt, radikal umzusteuern. Die Probleme, die wir heute haben, sind alle menschgemacht und können vom Menschen – von uns – geändert werden. Er macht Hoffnung. Und er fordert uns alle auf, nach einem neuen Verständnis von Fortschritt und Entwicklung zu suchen, das allen Menschen und der Umwelt dient.
Dabei müsse respektiert werden, dass die Ressourcen der Erde, inklusive unserer Atmosphäre, uns allen gehören und nicht einigen Wenigen, die sie verschmutzen. Laudato Si‘ zeigt auch auf, wie Handeln aussehen kann. Zunächst einmal brauchen wir die Gemeinschaft. Wir müssen schauen, was uns verbindet und nicht, was uns trennt. Und schliesslich braucht es Organisationen wie Fastenaktion, die Druck machen. Denn wir haben keine Zeit.
Mit der Klimakrise haben wir die Lage so weit eskalieren lassen, dass es keine Alternative zu radikaler Umkehr gibt. Das ist nicht nur unsere Pflicht, sondern auch unser Recht. Ich denke an den peruanischen Kleinbauern Saul Luciano Lliuya, der in einer Zivilklage den deutschen Energieriesen RWE verklagt hat: RWE verbrennt Kohle, dadurch verändert sich das Klima, deshalb schmelzt der Gletscher über seinem Hof und der Bergsee droht sein Dorf zu überfluten. Lliuya zeigt Mut und zeigt offensichtliche Kausalitäten auf, die interessierte Kreise zu verschleiern versuchen.
Mut brauchen wir alle und den gibt uns diese wunderbare Enzyklika. Mut macht auch, dass Papst Franziskus mit seinen Worten dazu beitragen konnte, dass wir die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 haben und das Pariser Klimaabkommen.
Doch weder der Papst noch wir bei Fastenaktion sind naiv. Die Erklärung der Menschenrechte gibt es seit 1948 und doch werden sie täglich weltweit verletzt. So werden auch Politiker wie Donald Trump, Konzerne wie RWE und auch einzelne Bürger versuchen, das derzeitige System für ihren Vorteil auszunutzen und Veränderungen aufzuhalten. Deshalb sind wir alle gefragt, der Unterwanderung christlicher Werte entgegen zu treten – einzeln und gemeinsam.
– Bernd Nilles, Geschäftsleiter der Fastenaktion. Dieser Artikel ist auf kath.ch erschienen.