Solidarische Landwirtschaft: Lokal statt global

28.05.2018
Bei der Züricher Gartenkooperative «Ortoloco» legen die Gemüseabonnenten/innen selber Hand an.

Das aktuelle Ernährungssystem ist geprägt von industrieller Produktion und globalem Agrarhandel. Dem steht die Vision einer selbstbestimmten lokalen Kreislaufwirtschaft gegenüber. Nur sie kann in eine sozial und ökologisch nachhaltige Zukunft führen.

«Wir brauchen Kälber auf dem Hof», sagt Tina Siegenthaler von der Gartenkooperative Ortoloco in Dietikon (ZH). «Sie liefern Dünger und verwerten das Gras.» Ausgeliehen hat diese die Kooperative vom nahe gelegenen Biohof Fondli. Auf rund 1,5 Hektaren baut Ortoloco nach Bioprinzipien über 60 Gemüsesorten an und leistet auch soziale und ökonomische Pionierarbeit, indem sie die Trennung zwischen Produzentinnen und Konsumenten aufweicht: Die Mitglieder der Genossenschaft beziehen nicht nur rund 200 Gemüseabos, sondern sind auch zu aktiver Mitarbeit auf dem Feld verpflichtet. «Kosten wie Risiken des Betriebs werden gemeinsam getragen», sagt Siegenthaler.

 

So fallen die oft fragwürdigen Ansprüche des Marktes weg, was ökologisch und sozial zu besseren Bedingungen führt.

 

Kurze Transportwege …

 

Damit folgt Ortoloco den Prinzipien der Agrarökologie und der Ernährungssouveränität, den wichtigsten Konzepten zur Überwindung des industriellen Ernährungssystems mit seinen dramatischen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Natürliche lokale Kreisläufe werden so gut wie möglich geschlossen, Boden, Tiere und Pflanzen so miteinander verbunden, dass sie sich gegenseitig stärken.

 

Zudem kann die Kooperative die Abhängigkeit von fossiler Energie senken. Sie verzichtet auf Kunstdünger, die Verbindung zwischen Produzierenden und Konsumierenden führt zu kurzen Transportwegen und reduziert den Einsatz von Maschinen. Ebenso wichtig ist der Aufbau gegenseitigen Vertrauens sowie Wissensvermittlung und Wertschätzung für die Feldarbeit.

 

… oder globale Handelsströme?

 

Weltweit stellen sich unzählige ähnliche Betriebe und Initiativen dem Trend zu internationalen Wertschöpfungsketten entgegen. Das ist bitter nötig. Denn begünstigt durch tiefe Transportkosten und Freihandelsabkommen, werden täglich grosse Mengen standardisierter Produkte kreuz und quer durch die Welt transportiert.

 

Was zählt, ist der Preis. Gleichzeitig sichern sich Agrar und Lebensmittelkonzerne den Zugang zu guten Böden und billigen Arbeitskräften und kämpfen um Absatzmärkte mit hoher Kaufkraft. Kurz: Produzieren, wo es billig ist, verkaufen, wo es teuer ist.

 

Dass dieses System nicht nachhaltig sein kann, ist offensichtlich. Wer in einem teuren Umfeld wie der Schweiz produziert oder in einem unattraktiven Absatzmarkt wie in Afrika lebt, zieht den Kürzeren. Alternativen wie Ortoloco gibt es längst. Es liegt an uns allen, sie zu unterstützen – als Konsumierende und als Stimmberechtigte – und damit der Vision eines zukunftsfähigen Ernährungssystems zum Durchbruch zu verhelfen.

 

Sie möchten ebenfalls in einer Gartenkooperative in Ihrer Nähe mitmachen? Hier finden Sie die Übersicht.

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