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Vielseitig verwendbar und seit kurzem wieder gefragt: Kabog Millet.
Schon die Urgrosseltern von Rosaflor Estenzo bauten auf ihren hügeligen Feldern Kabog Millet an. Diese uralte, nach einer Fledermausart benannte Hirsepflanze wuchs im Norden Cebus über Jahrhunderte überall und wurde von den lokalen Einwohner:innen zu verschiedensten Produkten verarbeitet: von einem Paellaähnlichen Gericht über Saucen, Mehl, Kaffee bis hin zu Desserts.
«Ich baue Kabog Millet nun bereits in vierter Generation an», erklärt die 63-jährige Bäuerin, die zudem Präsidentin der Catmon Deli Vendors Association ist und ihren eigenen Stand auf dem Cebu Farmers Market betreibt, einem lokalen Bauernmarkt. Ihre Hirseprodukte sind dort ein Renner, bei Einheimischen ebenso wie bei gesundheitsbewussten, wohlhabenden Städter:innen. Denn Kabog Millet hat verglichen mit anderen Hirsen oder Reis einen besonders hohen Nährwert. Dies ergaben ernährungswissenschaftftliche Studien, an denen auch das World Food System Center der ETH Zürich beteiligt war.
Von Reis verdrängt, dann neu entdeckt
Dennoch war diese alte, traditionelle Hirseart bis vor kurzem fast verschwunden. «Als während der spanischen Kolonialzeit Reis auf Cebu eingeführt wurde, nahm die Popularität der Hirse schnell ab. Die Bäuerinnen und Bauern stellten auf Reis um», erklärt Teresa Ruelas (66), Leiterin unserer Partnerorganisation CAFE i (Communities for Alternative Food Ecosystems Initiative). Sie betreibt mehrere Bauernmärkte auf Cebu und arbeitet mit Bäuerinnen und Bauern, um agrarökologische Techniken zu fördern und damit der Klimaerwärmung etwas entgegenzusetzen.
Lobbying für Patentschutz
Teresa Ruelas denkt, die Hirse habe das Potenzial, noch populärer zu werden, auch international. «Wichtig wäre allerdings, dass die Philippinen das Saatgut rechtlich schützen.» Sonst bestehe das Risiko, dass internationale Agrarkonzerne die Pflanze entdeckten und das Geschäft übernähmen. «Das sollten wir unbedingt vermeiden, denn aus Erfahrung mit anderen Getreidepflanzen wissen wir, dass die Produkte dann so teuer werden, dass sie sich die meisten Menschen hier nicht mehr leisten können.» Die politische Lobbyarbeit für einen solchen Patentschutz habe begonnen, sagt sie. «Aber es ist ein langer Weg.»
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Rosaflor Estenzo (links) und Teresa Ruelas entwickeln immer wieder neue Ideen für weitere Produkte aus Kabog Millet.
Klimaerwärmung erschwert Anbau
Vor ein paar Jahren fing Teresa Ruelas an, Produkte aus der traditionellen Hirse auf ihren Märkten anzubieten. Rosaflor Estenzo, von allen «Butche» genannt (nach Keksen, die sie als Kind gerne ass), war von Anfang an mit dabei. Sie starteten mit dem süssen Snack Budbud Kabog, für den die Hirse mit Zucker und Kokosmilch zu einer köstlichen Paste verarbeitet und mit Bananenblättern umhüllt wird. «Viele ältere Marktbesucher:innen erinnerten sich daran noch aus ihrer Kindheit.» Der Snack verkaufte sich gut, und nach und nach bot Butche an ihrem Stand weitere Hirseprodukte an. So etablierte sich Kabog Millet wieder, gerade als Delikatesse zu besonderen Anlässen.
Mehr und mehr lokale Bäuerinnen und Bauern begannen, die alte Hirsesorte wieder anzupflanzen. «Sie ist allerdings ziemlich empfindlich», erklärt Butche, «zwar braucht sie nur wenig Wasser, aber es darf nicht zu wenig sein und schon gar nicht zu viel. Die Klimaerwärmung jedoch hat das Wetter unberechenbarer gemacht, was den Anbau erschwert.» Ein anderes Problem sind die Vögel, welche die Hirse ebenfalls mögen. «Vogelscheuchen schrecken sie leider nicht mehr ab, wir müssen die Felder bewachen und sie selbst verjagen.»
Ein wertvolles Zusatzeinkommen
Für die lokalen bäuerlichen Familien hat die Hirse in den letzten Jahren dennoch zu einem wertvollen Zusatzeinkommen geführt. «Sie verdienen mehr, und auch ärmere Haushalte können es sich nun leisten, ihre Kinder auf eine höhere Schule zu schicken», erzählt Butche. «Wer viel Kabog Millet anbaut, gilt als wohlhabend.» Dank der Hirse habe sich nicht nur die Situation einzelner Familien verbessert, sondern auch die der ganzen Gemeinschaft.