Eine durch Bürgerkrieg traumatisierte Zivilgesellschaft ist verletzt und reagiert mit erhöhter Gewaltbereitschaft. Leidtragende dabei sind oft Frauen. Soll die Gewalt gegen sie gestoppt werden, müssen die Männer miteinbezogen werden. Diese Erkenntnis führte 2014 in Kolumbien zur Initialzündung für den ersten «talleres de masculinades».
Ursprünglich hatte Fastenaktion zusammen mit Partnern Workshops entwickelt, um der weitverbreiteten Gewalt gegen Frauen entgegenzuwirken. Ziel dabei war es, ihnen einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem sie über ihre Rolle in der Gesellschaft diskutieren konnten. Mit der daraus gewonnenen Erkenntnis konnten sie Strategien entwickeln, wie sie der Gewalt begegnen und gleichzeitig ihre Eigenständigkeit und ihr Selbstbewusstsein in der Gesellschaft stärken konnten.
Doch rasch zeigte sich, dass die Männer sich dadurch überganen fühlten und teilweise mit noch mehr Gewalt darauf reagierten. So lag es für das Projektteam auf der Hand, einen Kurs zu entwickeln, der auf die Bedürfnisse der Männer zugeschnitten war und parallel zu den Kursen für die Frauen angeboten wurde.
Traditionelle Rollenbilder diskutieren
Mittlerweile sind erfolgreich neun solche Workshops durchgeführt worden. 140 Männer liessen sich darauf ein, über ihr Rollenverständnis nachzudenken. Zentral dabei sind die Fragen: Was ist typisch weiblich, was sind die traditionell den Frauen zugedachten Aufgaben, welches ist ihre Rolle, welche die des Mannes und wie können diese Strukturen verändert werden zum Wohle der gesamten Bevölkerung?
Zentral dabei ist die Diskussion über die weitverbreitete Gewalt. Wie sie zustande kommt und wie sie verhindert werden kann. Aber auch Fragen, wer zuständig ist für die Kinderbetreuung und ob es noch zeitgemäss sei, dass die Frau sich ausschliesslich der Hausarbeit widmen soll, oder ob nicht auch Männer ihren Anteil daran übernehmen sollten. Ziel dieser Workshops ist es, dass Männer sich bewusst werden, dass die Rollen, in die sie hineingewachsen sind, nicht automatisch noch zeitgemäss sind. Die gewonnene Erkenntnis fördert die Bereitschaft, sich zu verändern, Gewaltmuster zu durchbrechen. Das verändert die Dynamik ihrer Gemeinschaft und nützt nachhaltig der ganzen Gesellschaft.