
Mitglieder des Frauennetzwerks bei der Herstellung von Soumbala, einem traditionellen westafrikanischen Gewürz.
In mehreren Regionen Burkina Fasos führen bewaffnete Konflikte seit einigen Jahren zu grosser Unsicherheit und Zwangsumsiedlungen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen innerhalb des Landes geflüchtet. Hinter dieser Zahl stehen Gesichter, Geschichten, zerbrochene Familien und entwurzelte Gemeinschaften.
Nothilfe und Schulungen
Eine dieser Geflüchteten ist Yelkouni Clarisse. «2022 mussten wir unser Dorf Lékuy wegen der unsicheren Lage verlassen und fanden uns in Dédougou wieder», erzählt die 61-jährige Restaurantbesitzerin und Witwe, die sich um insgesamt zwölf Kinder und Enkelkinder kümmert. «Die Flucht war ein Schock, der viele Ängste auslöste.»
Doch glücklicherweise erhielten Clarisse und die anderen geflüchteten Familien in Dédougou Hilfe von ASAMA, der lokalen Partnerorganisation von Fastenaktion. Neben Nothilfepaketen mit Lebensmitteln und Kleidung bekamen sie auch psychologische Unterstützung. «Dank einer Schulung zur Stressbewältigung kamen wir wieder ein wenig zur Ruhe», erklärt Clarisse.
Know-how für ein eigenes Einkommen
Allerdings beschränkte sich ASAMA nicht auf humanitäre Hilfe, sondern begann mit einer nachhaltigen Stärkung verschiedenster Fähigkeiten der Geflüchteten – insbesondere der 17 Frauen, die schon in ihrem Heimatdorf in einer Gruppe organisiert waren. In Schulungen lernten sie die Herstellung diverser Produkte, etwa von Seife oder von Soumbala, ein traditionelles westafrikanisches Gewürz. Zudem vermittelte ASAMA ihnen das notwendige Wissen, um damit auch Geld zu verdienen.
«Dies hat uns enorm gestärkt», erzählt Clarisse und lobt den Unterstützungsansatz von ASAMA und Fastenaktion. «Hätten wir lediglich Lebensmittel oder Geld erhalten, wäre unsere Situation viel schwieriger. Dank dem selbst erwirtschafteten Einkommen sind wir heute nicht nur selbstständiger, sondern haben es geschafft, Widrigkeiten in kollektive Stärke zu verwandeln.»

Inzwischen gehören 1500 Frauen zum Aktionsnetzwerk, es braucht also etwas Platz, wenn sie alle zusammenkommen.
Gemeinsam Wurzeln schlagen
Die Erfahrungen der Vertreibung haben unter den Frauen ein starkes Band der Solidarität geschmiedet: Unterstützt von ASAMA richteten sie eine selbst finanzierte Sparkasse ein, in die jedes Mitglied monatlich einen kleinen Beitrag zahlt. Diese Solidaritätsgruppen, die Fastenaktion in vielen ihrer Projekte eingeführt hat, ermöglicht es Mitgliedern in Notlagen, kleine günstige Kredite aufzunehmen. Es lassen sich damit aber auch grössere, gemeinsame Aktionen oder Einkäufe finanzieren. «Die Kalebasse hilft uns ausserdem, die Grundbedürfnisse unserer Haushalte zu decken, etwa für die Ernährung, Medikamente oder die Schulbildung der Kinder», erklärt Clarisse stolz.
Zu den Aktivitäten des inzwischen 1500 Frauen starken Netzwerks gehören auch Aufforstungskampagnen, die zu einem Symbol ihres Engagements geworden sind: Nicht nur schützen sie damit die Umwelt, sondern schlagen so auch Wurzeln – wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinne – an ihrem neuen Ort. «Und die Bäume spenden uns Schatten, in dem wir uns in den heissen Sommern erholen können», ergänzt Clarisse, die Präsidentin des Aktionsnetzwerks für partizipative Entwicklung (Réseau d’action pour le développement participatif).
Ernährungssicherheit und neue Perspektiven
Ihr Netzwerk arbeitet inzwischen so erfolgreich, dass auch die lokalen Behörden aufmerksam wurden und an einer Kooperation interessiert sind. Zwar haben die Frauen noch keine eigenen Räumlichkeiten für ihre Versammlungen, doch ihr Engagement ist ungebrochen. Die Gemeinschaftsaktionen und die finanzielle Solidarität stärken die Ernährungssicherheit der vertriebenen Familien nachhaltig – und ermöglichen es ihnen, Schritt für Schritt wieder eine neue Stabilität aufzubauen.
Clarisse und ihr Netzwerk illustrieren, wie erfolgreich Fastenaktion und ihre Partner eine tiefgreifende und nachhaltige Transformation auslösen. Selbst inmitten der Krise ist es so möglich, seine Würde wieder zu gewinnen und die Zukunft zu gestalten: durch Widerstandsfähigkeit, Solidarität und die Hoffnung auf Frieden.
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