Schweizer Konzerne verletzen regelmässig Menschenrechte

13.09.2018

Bern/Luzern, 13. September 2018. Fast einmal pro Monat ist ein Schweizer Konzern im Ausland in die Verletzung von Menschenrechten oder Umweltstandards verwickelt. Eine neue Analyse von HEKS und Fastenaktion zählte in den letzten sechs Jahren mindestens 64 solcher Vorfälle, die auf das Konto von 32 Unternehmen gingen. Diese Zahlen illustrieren die Schwäche freiwilliger Massnahmen und die Dringlichkeit der Konzernverantwortungsinitiative, welche die Unternehmen zu einer besseren Prüfung ihrer Menschenrechts- und Umweltrisiken verpflichten würde.

Illegal geschürftes Gold landet in Schweizer Raffinerien, Kinder arbeiten in Steinbrüchen von Zulieferern der Zementbranche, Rohstoffkonzerne verschmutzen Böden, Wasser und Luft. Schweizer Unternehmen sorgen mit ihren Geschäften im Ausland regelmässig für solche Schlagzeilen. Die Entwicklungsorgani-sationen Fastenaktion und HEKS haben in den letzten Jahren bekannt gewordene Fälle zusammen-getragen und analysiert. Das Ergebnis ist schockierend: Zwischen 2012 und 2017 waren Schweizer Konzerne im Ausland mindestens 64mal in die Verletzung von Menschenrechten oder Umweltstandards verwickelt.

Die 64 Fälle gehen auf das Konto von 32 Firmen aus 14 Branchen. Rohstoffkonzerne verursachen mit Abstand am meisten Probleme. 19 Fälle stammen aus dieser Branche, elf davon hat allein der Zuger Konzern Glencore verursacht, der klare Spitzenreiter im Ranking der Übeltäter. Auf dem zweiten Rang folgen mit je sieben Fällen Banken und die Nahrungsmittelindustrie. In Bezug auf die Art der Vorfälle liegen die Umweltverschmutzungen mit 21 Prozent auf dem Spitzenplatz, gefolgt von den Bereichen Arbeitsrechte und Arbeitssicherheit.

Abhilfe durch Konzernverantwortungsinitiative

Die Analyse umfasst Verstösse oder entsprechende Vorwürfe, die von Medien, internationalen Organisationen oder NGOs recherchiert wurden und gut dokumentiert sind. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, denn viele Missstände werden nicht umfassend dokumentiert und gelangen auch nicht an die breite Öffentlichkeit. Zudem fällt auf, dass bloss fünf Unternehmen für exakt die Hälfte aller Fälle verantwortlich sind: Glencore, Nestlé, LafargeHolcim, Syngenta und Credit Suisse. Anscheinend können die freiwilligen Vorkehrungen, auf die sich diese grossen Konzerne stets berufen, die Verwicklung in Menschenrechts- und Umweltprobleme nicht verhindern.

Dies unterstreicht die Bedeutung und die Dringlichkeit der Konzernverantwortungsinitiative. Das Volksbegehren verlangt von international tätigen Konzernen, ihre Menschenrechts- und Umweltrisiken regelmässig zu prüfen und präventiv Massnahmen zu ergreifen, um Verstösse zu verhindern. Diese Sorgfaltsprüfungspflicht würde dazu beitragen, die Zahl der Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen durch Schweizer Firmen zu reduzieren.

Fact Sheet und Grafiken zum Download: http://www.sehen-und-handeln.ch/medien

Rückfragen:

François Mercier, Rohstoffe und Menschenrechte Fastenaktion, +41 41 227 59 79

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