«Es sind Frauen in ländlichen Regionen, die dafür sorgen, dass Essen auf den Teller kommt. Sie bearbeiten den Boden und haben enormes traditionelles Wissen. Doch ihre Stimmen werden nicht gehört. In vielen afrikanischen Ländern bleiben sie unsichtbar», sagte Lungisa Huna aus Südafrika an einer Begleitveranstaltung des Uno-Komitees zur globalen Ernährungssicherheit, das diese Woche in Rom tagt.
Lungisa Huna sprach im Namen der Rural Women’s Assembly, einer Partnerorganisation von Fastenaktion, die 160‘000 Mitglieder in zehn Ländern hat und die Interessen von Kleinbäuerinnen vertritt. Sie war eine von mehreren Stimmen der Zivilgesellschaft, die an der Veranstaltung zu hören waren. Moderiert wurde die Runde von Christa Suter, einer Expertin für Ernährungssysteme bei Fastenaktion – auch, weil der Anlass auf Initiative von RAISE durchgeführt wurde, einem internationalen Projekt, das sich für bäuerliche Rechte einsetzt und von Fastenaktion koordiniert wird.
Christa Suter am Side Event mit dem Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung Michael Fakhri.
Herausforderung Klimaerwärmung
«Wir wollen die grossartige Arbeit von Frauen auf dem Land sichtbar machen», sagte Lungisa Huna, «und wir haben Lösungen, zum Beispiel traditionelles Saatgut, das klimaresistent ist.» Doch um dieses Wissen nutzen zu können und ausreichend Nahrung zu produzieren, brauche es endlich politische Mitsprache sowie Zugang zu Land und Wasser. Sie betonte ausserdem die problematischen Auswirkungen der Klimaerwärmung für die landwirtschaftliche Produktion. «Wenn Regierungen diese Bedrohung nicht ernsthaft angehen, wird das die Lebenssituation von Millionen beeinträchtigen.»
Zu den zivilgesellschaftlichen Stimmen an der Veranstaltung gehörte auch Julliet Ogubi von Cemiride, einer kenianischen Organisation, die sich bei RAISE engagiert. Sie betonte, dass ihre Arbeit schon einiges erreicht hat, so konnte Cemiride den nationalen Klimaaktionsplan Kenias im Sinne von Kleinbäuerinnen, Hirt:innen und indigenen Gemeinschaften beeinflussen und hat auch schon Landrechts-Konflikte vor Gericht gebracht. «Die mangelnde Durchsetzung von Landrechten bleibt jedoch eine grosse Herausforderung», erklärte sie.
Langer Weg zur Ernährungssouveränität
Zudem habe Kenia die «Erklärung für die Rechte von Kleinbäuerinnen, -bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten» (UNDROP) des Uno-Menschenrechtsrats von 2018 zwar unterschrieben. «Aber noch fehlen die Mechanismen, um diese tatsächlich umzusetzen», sagte Julliet Ogubi.
Dies gilt längst nicht nur für Kenia, wie Michael Fakhri festhielt. Der Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung lobte die grundsätzlichen Fortschritte, die durch UNDROP erzielt wurden. «Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns auf dem Weg zur Ernährungssouveränität für alle.» Es gehe um nichts weniger als das Recht auf Selbstbestimmung. «Und dies muss gegen die Widerstände von multinationalen Konzernen und Finanzinstitutionen durchgesetzt werden.»
In Kenia besteht ein dringender Bedarf an Massnahmen zur Stärkung der Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.
Hoffnung auch auf soziale Veränderungen
Christa Suter zog nach der Veranstaltung Bilanz: «Sie hat gezeigt, dass es um viel mehr geht, als nur ausreichend Nahrung bereitzustellen. Denn dies ist untrennbar verbunden mit dem Zugang zu Land, Wasser und traditionellem Saatgut.» Hinzu kämen wichtige soziale Aspekte: «Frauen, die ein Stück Land haben, können unabhängiger werden, sich von Zwängen und Unterdrückung befreien.» Dass dies alles miteinander zusammenhänge, mache Veränderungen nicht einfacher. «Aber es zeigt, was noch alles am Recht auf Nahrung hängt – und wie lohnend es ist, sich dafür einzusetzen.»
Angesichts der über 700 Millionen Menschen, die noch immer unter Hunger leiden, brauche es dringend griffige Massnahmen, betont Christa Suter. «Darum setzt sich Fastenaktion in seiner Arbeit unter anderem für den Zugang zu Land ein, denn dies hilft, Hunger zu beenden.»
Sie finden hier das Manifest der Zivilgesellschaft zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung
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