Der gewaltsame Tod von Präsident Jovenel Moïse und die dramatische Situation im Land gingen weltweit durch die Presse. Doch die Fastenaktion Partnerorganisationen in Haiti kämpfen seit Jahren gegen chaotische und gefährliche Zustände.
Gefährliche und chaotische Zustände
Nicht erst seit seinem gewaltsamen Tod haben die Vertreter*innen der Fastenaktion Partnerorganisationen in Haiti mit den gefährlichen und chaotischen Zuständen zu kämpfen. Bereits seit Wochen ist die Nationalstrasse, die in den Süden des Landes führt und eine der wichtigsten Verbindungsstrassen ist, durch Bandenkriege blockiert und nur unter akuter Lebensgefahr passierbar. Die Politik ist hilflos und untätig. Gleichzeitig zeigt die rasche Verhaftung der möglichen Mörder von Präsident Moïse, dass die Institutionen ihre Arbeit durchaus machen können. Doch nach wie vor ist unklar, wer die Strippenzieher waren, wer die Söldner bezahlt hat, die möglicherweise nicht einmal wussten, wen sie umgebracht haben.
Rivalisierende Gangs
Seit über einem Monat kann an den Treibstoffstationen kein Benzin mehr gekauft werden. Einzig im Strassenhandel gibt es Benzin zu überteuerten Preisen, das entweder verdünnt oder gepanscht wird. In den Quartieren der Hauptstadt Port-au-Prince rivalisieren die Gangs untereinander. Sie kontrollieren die Quartiere, entführen Menschen und verlangen für sie exorbitant hohe Lösegelder. Die Familien der Entführungsopfer stammen mehrheitlich aus der Mittelschicht, aber auch aus ärmeren Familien. Durch das Zahlen der hohen Lösegeldforderungen verlieren sie ihre Lebensgrundlage und verarmen. Viele Gangmitglieder haben, insbesondere während den Wahlen, ihre Dienste als Sicherheitskräfte an Politiker verkauft. Auch wenn die Unruhen sich auf die Hauptstadt Port-au-Prince beschränken, betrifft die Situation die Menschen im ganzen Land. Gerade auch, weil Haiti ein sehr zentralisiertes Land ist. Die Bäuerinnen und Bauern aus dem Landesinnern sind durch die sporadisch blockierten Strassen stark eingeschränkt. Um ihre Lebensmittel in der Stadt zu verkaufen, müssen sie eine komplizierte, oftmals auch gefährliche Reise auf sich nehmen. Sie kommen erst nach Tagen in der Hauptstadt an, in der Zwischenzeit verderben die Lebensmittel.