Marckendy Nonmus arbeitet seit 2019 für unsere Partnerorganisation Association des Femmes de Denis (AFDenis)
Die Lage auf Haiti hat sich seit dem Mord an Präsident Jovenel Moïse 2021 nochmals verschärft: Gewalttätige Banden kontrollieren grosse Teile der Hauptstadt Port-au- Prince. Sie blockieren die Ausfallstrassen der Hauptstadt und stürzen so das ganze Land in eine Versorgungskrise.
Dies spüren auch die Menschen in unseren Projekten, obwohl sie im ländlichen Nordwesten der Insel weit weg sind von der Anarchie und der Gewalt in Port-au-Prince. «Wenn ein Produkt in einem Lastwagen aus der Hauptstadt kommt, muss der Fahrer eine Art Wegzoll zahlen, damit die Banden ihn durchlassen – diese Kosten werden später auf die Kundschaft abgewälzt», erklärt Marckendy Nonmus, Agronom und Projektmanager bei Association des Femmes de Denis (AFDenis), einer Partnerorganisation von Fastenaktion. «Das macht das Leben teurer und schwieriger für alle im Land.»
Umso wichtiger ist es, dass die Menschen sich von dem ernähren können, was sie selbst anbauen – trotz Dürren, Unwettern und Bodenerosion an den steilen Hängen. Genau dies ermöglichen die Projekte von Fastenaktion in Haiti.
Solidarität und Agrarökologie
Seit dem Beginn der Kooperation mit AFDenis 2019, hat allein diese Organisation rund 3000 Menschen begleitet, aktuell sind es etwa 1100. «Wir stärken die kleinbäuerlichen Familien durch Ausbildung und Wissen», erklärt Marckendy Nonmus. «AFDenis unterstützt sie, sich in Spargruppen zu organisieren, und schult sie in agrarökologischen Techniken sowie der Verarbeitung von geernteten Produkten. Wer an diesen Schulungen teilnimmt, kann sein Leben stark verbessern.» Die Erfolge der Arbeit sind eindrücklich: Mittlerweile gibt es über 85 Spargruppen in der Region, deren rund 3000 Mitglieder sich in finanziellen Notlagen gegenseitig unterstützen können. Und viele davon funktionieren inzwischen unabhängig von AFDenis.
Die Haitianerin Lisernia Mitus kann heute mit ihrem Mann ausreichend Nahrung für die Familie ernten.
Erfreuliche Fortschritte
Gleichzeitig haben die Familien gelernt, wie sie mit Baumschulen und Aufforstung der Bodenerosion entgegenwirken können. Und wie sie auch bei Trockenheit oder Starkregen Getreide und Gemüse ernten können. «Dennoch bleibt der Hunger ein Thema, denn es besteht immer ein Risiko für Unwetter oder unerwartet lange Dürreperioden», sagt Marckendy Nonmus. «Sowas kann schnell alles zerstören. Deshalb ist es so wichtig, dass die Menschen gemeinsam Felder an verschiedenen Orten bewirtschaften.»
Bei all dem legt AFDenis grossen Wert auf die Stärkung von Frauen; inzwischen sind viele Führungspositionen von ihnen besetzt. Wenn Marckendy Nonmus mit seinen Anfängen bei AFDenis 2019 vergleicht, sieht er überall erfreuliche Fortschritte. «Die Menschen haben sich viel neues Wissen angeeignet, das sie nun anwenden. Ausserdem haben sie eine ganz neue Herangehensweise entwickelt und sind viel selbständiger geworden.»