
Delegationsmitglieder und Beobachterorganisationen warteten am Montag im grossen Saal vergebens auf die offizielle Eröffnung der Verhandlungen.
Jedes Jahr im Juni treffen sich Regierungsvertretende, Wissenschaftler:innen und am Hauptsitz des UN-Klimasekretariats in Bonn zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz (Conference of Parties, kurz COP) der Vereinten Nationen im November. 2025 wird die COP30 in Brasilien stattfinden. Organisationen wie Fastenaktion und ihre Partner erhalten als Beobachter:innen Zutritt zu den Verhandlungen und richten Veranstaltungen aus, um den Anliegen aus dem Globalen Süden mehr Gehör zu verschaffen.
Die Klimakrise stellt die Länder im Globalen Süden vor grosse Herausforderungen – Fastenaktion sieht die Auswirkungen in ihrer täglichen Arbeit, insbesondere die Zunahme von Hunger. Deshalb beteiligen wir uns an diesen internationalen Prozessen und bringen die Anliegen der besonders betroffenen Menschen in die internationale Diskussion ein.
Verspäteter und heisser Start
Passenderweise war es zu Beginn der Zwischenverhandlungen ausserordentlich heiss in Bonn. Die Erwartungen an das Treffen waren jedoch verhalten, nachdem die letztjährige COP29 in Baku vor allem Frust hinterlassen hatte. Wegen Streitigkeiten der Länder um die Agenda wurde die Konferenz auch erst am Dienstagabend statt am Montagmorgen offiziell eröffnet. Diese Verzögerung steht sinnbildlich für die zähflüssigen Verhandlungen in den Tagen danach.
Fastenaktion in Bonn
Bei den Verhandlungen der Regierungsvertreter:innen haben Beobachterorganisationen nur begrenzt Redezeit. Zahlreiche Nebenveranstaltungen bieten der Zivilgesellschaft jedoch die Möglichkeit, zusätzliche Themen aufs Parkett zu bringen und ihre Sichtweise zur Bewältigung der Klimaproblematik zu erläutern. Dies hat auch Fastenaktion genutzt. Unser Experte David Knecht sprach beispielsweise über sogenannte Carbon-Projekte, mit denen sich die Schweiz Emissionsreduktionen im Ausland an die eigenen Klimaziele anrechnen lässt. Dies betrachten wir kritisch, denn nicht nur lagert die Schweiz damit ihre Verantwortung ins Ausland aus, es fehlt noch dazu an Transparenz: Die Klimawirkung dieser Projekte kann deshalb kaum unabhängig überprüft werden.
Ein anderer, von Fastenaktion mitorganisierter Anlass beschäftigte sich mit Agrarökologie. Als nachhaltige und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Landwirtschaft ist diese ein starker Hebel im Umgang mit den Folgen der Klimaerwärmung. So tragen agrarökologische Ansätze zur Emissionsminderung bei und erhöhen gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit gegenüber der Klimakrise.

Unser Klimaexperte David Knecht (links) an einer Veranstaltung zum Thema «Carbon Markets».
Bonn endet mit einer durchzogenen Bilanz
Zeitgleich mit dem Ende der Verhandlungen sorgte ein heftiger Wolkenbruch für ein wenig Abkühlung in Bonn. Die Länder taten sich jedoch schwer, einen gemeinsamen Weg Richtung COP30 einzuschlagen – auch wegen der vielen politischen Spannungen weltweit.
Intensiv diskutiert wurde die grosse Frage zur Finanzierung, insbesondere zum Beitrag der reichen Länder an die Staaten im Globalen Süden. Dabei wirkte nach, dass viele Aspekte zum Finanzziel an der COP29 in Baku nicht geklärt wurden. Ein Vertreter der brasilianischen Zivilgesellschaft äusserte sich an einer Medienkonferenz entsprechend enttäuscht: «Bonn war in gewisser Weise eine Wiederholung von Baku.»
Auch wie die nationalen Klimaziele (NDC) tatsächlich politisch umgesetzt werden, ist weiterhin offen. Dennoch gibt es Lichtblicke zwischen den Regenschauern, zum Beispiel beim Thema «Just Transition» – also wie beispielsweise die Energiewende sozial gerecht gestaltet werden kann. Die Länder nehmen hierzu ein paar Ideen mit, die sie an der COP30 fertig verhandeln werden.
Workshop mit Partnerorganisationen
Vertreter:innen unserer Partnerorganisationen waren in Bonn genauso präsent wie sie es an der Weltklimakonferenz in Brasilien im November sein werden. Zur Vorbereitung unserer gemeinsamen Arbeit an der COP führten wir dieses Jahr mit den Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien, Kolumbien und den Philippinen einen Workshop zum Thema «Carbon Markets» durch. Der inhaltliche sowie der persönliche Austausch und die Vernetzung zwischen unseren Partner:innen ist enorm wichtig.

Inhaltlicher und persönlicher Austausch mit unseren Partnerorganisationen aus Kolumbien, Brasilien und den Philippinen.
Von Baku über Bonn nach Belém
Bei aller Frustration über die zähen Fortschritte repräsentiert die kommende Weltklimakonferenz auch einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Dieses Jahr wird sie in der brasilianischen Amazonasstadt Belém stattfinden, in einem demokratischen Land. Anders als in Aserbaidschan 2024 wird sich die Zivilgesellschaft in Belém viel stärker einbringen können. So ist beispielsweise als Gegenstück zur offiziellen Konferenz ein «Gipfel der Völker» geplant.
Fastenaktion wird mit ihren Partnerorganisationen präsent sein und das langjährig aufgebaute Wissen einbringen. Für uns ist es zentral, dass nach der schwierigen COP29 in Baku wieder Schwung in die Klimaverhandlungen kommt. Die Länder müssen bereit sein, zusammenzuarbeiten und Kompromisse zu finden. Wir sind es den ärmsten Menschen gegenüber schuldig, die Klimakrise gemeinsam und entschieden zu bekämpfen. Nur so erreichen wir unser Ziel: eine klimagerechte Welt ohne Hunger.
Erfahren Sie hier mehr über unseren Einsatz für Klimagerechtigkeit.