Die Klimaerwärmung führt zu mehr Hitze, Überschwemmungen, Dürren und dadurch zu Ernteausfällen und Hunger. Um diese verheerenden Auswirkungen zu stoppen, die insbesondere die Menschen im Globalen Süden treffen, braucht es stärkere, sozial gerechte Klimaschutzmassnahmen. Daher engagiert sich Fastenaktion an der Weltklimakonferenz in Belém für mehr Klimagerechtigkeit – wie in den vergangenen Jahren mit Partnerorganisationen aus Brasilien, Kolumbien, Philippinen und Kenia.
Die Klima- und Energieexpert:innen Bettina Dürr und David Knecht von Fastenaktion an den Verhandlungen 2024 in Baku.
Die brennenden Themen: Klimaziele und deren Finanzierung
Die Verhandlungen an der COP29 in Baku endeten ohne grosse Fortschritte (unsere Schlussbilanz hier). Besonders unbefriedigend ist das beschlossene neue Klimafinanzierungsziel von 300 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2035: Es liegt weit unter den 1000 Milliarden Dollar, welche die ärmsten Länder des Globalen Südens jährlich bräuchten, um ihre Emissionen zu reduzieren und ihre wirtschaftliche Entwicklung klimagerecht voranzutreiben. In Brasilien müssen die Länder der Welt endlich definieren, wie die zusätzlich notwendigen Finanzquellen erschlossen werden können.
Ein weiteres wichtiges Thema für Fastenaktion sind die nationalen Klimaziele (NDC). Darin legt jeder einzelne Staat seinen Beitrag fest, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Eigentlich hätten alle diese Pläne bis September 2025 einreichen müssen, doch viele haben dies noch immer nicht getan, darunter grosse Umweltverschmutzer wie China, Indien oder die EU. Und die fristgerecht eingereichten Beiträge sind kollektiv gesehen zu tief. Auch die Pläne der Schweiz sind nicht genug ambitioniert, um die Emissionen in nützlicher Frist zu reduzieren. An der COP30 braucht es deshalb einen klaren Plan, wie die Länder gemeinsam diese Lücke schliessen.
Problematische Emissionsreduktionen im Ausland
Fastenaktion arbeitet mit ihren Partnerorganisationen und Alliance Sud zum Artikel 6 des Pariser Abkommens und dem darin enthaltenen Mechanismus für CO2-Projekte. Die Schweiz ist weltweit das erste Land, das bilaterale Abkommen geschlossen hat, um durch CO2-Projekte im Globalen Süden einen Teil ihrer Emissionen zu reduzieren. Dies ist problematisch, weil es dazu führt, dass die inländischen Emissionsreduktionen der Schweiz nicht so hoch sind, wie sie sein müssten. Zudem ist die Wirkung dieser Projekte auf das Klima und den Umweltschutz zweifelhaft, teilweise bewirken sie nämlich keine zusätzliche Reduktion: Der Schutz beispielsweise eines Waldgebiets hat nur eine zusätzliche positive Wirkung, wenn tatsächlich ein Risiko besteht, dass es bald mal abgeholzt worden wäre und das CO2-Projekt dies ganz direkt verhindert. An der COP30 setzen wir uns dafür ein, dass die Länder ihre Ambitionen insgesamt erhöhen und im Inland griffige Massnahmen beschliessen. Wir brauchen Klimaschutzmassnahmen, die nicht nur Emissionen reduzieren, sondern dabei auch sozial gerecht sind und sicherstellen, dass die Rechte der betroffenen Gemeinschaften respektiert werden.
Dank einem ausgeklügelten System sichert sich die indigene Familie vom Volk der Tapayuna eine regelmässige Ernte.
Engagement von Zivilgesellschaft und Kirche weckt Hoffnung
An der COP30 in Bélem ist die Zivilgesellschaft so stark involviert wie lange nicht mehr. Die parallele Konferenz «People’s Summit» vom 12. bis 16. November mobilisiert indigene, traditionelle und marginalisierte Gemeinschaften aus Lateinamerika und der ganzen Welt. Als am stärksten von der Klimakrise Betroffene wissen sie am besten, welche Lösungen für sie nachhaltig und nützlich sind. Am 15. November wird mit einer weltweiten, starken Mobilisierung ein solidarisches Zeichen für globale Klimagerechtigkeit und Menschenrechte gesetzt: Auch in Genf und Zürich finden Aktionen statt.
Die Kirchen sind dieses Jahr ebenfalls stärker in die Klimaverhandlung involviert. Die katholischen Bischöfe des Globalen Südens beispielsweise fordern in einem gemeinsamen Brief an die Uno einen stärkeren, ambitionierten Klimaschutz.
Blick hinter die Kulissen der COP30
Viele Menschen in den zwölf Programmländern von Fastenaktion sind auf die eigene Ernte angewiesen, um ihre Familien zu ernähren. Doch immer häufiger sind sie mit Wetterextremen konfrontiert, die zu Ernteausfällen führen. Aktuell werden die Philippinen von verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen bringen wir die Anliegen, das traditionelle Wissen und die Lösungsansätze der betroffenen Menschen in den internationalen politischen Prozess ein. Begleiten Sie uns und unsere Partner:innen während der Verhandlungen vom 10. bis 21. November in Brasilien: In unserem Newsticker erhalten Sie täglich einen Einblick hinter die Kulissen der COP30.