Abschluss
20:00
Zwei intensive, anstrengende Wochen neigen sich dem Ende zu. Die COP30 war heiss, bunt, laut und aufregend. Ein kleiner Schritt Richtung soziale Gerechtigkeit wurde an der COP30 erreicht. Es ist aber noch ein kilometerlanger Weg hin zu einer klimagerechten Welt ohne Armut. Fastenaktion setzt sich auch in Zukunft auf nationaler und internationaler Ebene für mehr Klimagerechtigkeit ein und bringt die Anliegen und Lösungen der Menschen ein, die am meisten unter der Klimakrise leiden. Schön haben Sie uns über diesen Newsticker nach Brasilien an die COP30 begleitet, wir danken Ihnen fürs Interesse!
Fazit
18:00
Unser Kurzfazit: Die COP30 setzt ein Zeichen für Klimagerechtigkeit. Es ist der Zivilgesellschaft gelungen, einen Mechanismus für die Just Transition, also einen sozial gerechten Übergang zu einer klimaverträglichen Wirtschaft, zu verankern. Das ist gerade für die ländlich lebenden und oft benachteiligten Menschen enorm wichtig. Leider haben es die Verhandler:innen aber nicht geschafft, die nötigen griffigen Massnahmen für eine gerechte Klimafinanzierung und einen Ausstieg aus den fossilen Energien zu beschliessen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Medienmitteilung vom 22.11.2025.
COP31
16:40
Endlich ist es entschieden – die COP31 findet in der Türkei statt. Nach langem Ringen hat Australien seine Kandidatur aufgegeben. Es wird eine Pre-COP auf einer Pazifikinsel stattfinden und Australien übernimmt den Vorsitz der COP in der Türkei, das heisst Australien leitet die Verhandlungen. Die Austragungsort der COP32 im Jahr 2027 wurde letzte Woche bereits bekannt, sie wird in Äthiopien stattfinden, zum ersten mal in der Geschichte in einem der am „wenigsten entwickelten Länder“ (Least Developed Countries). Auf dem Foto: Der Pavillon der Türkei an der COP30, der direkt neben dem australischen Pavillon stand.
16:15 Ende in Sicht
Die Verhandlung läuft noch, aber der Ausgang zeichnet sich langsam ab. Das Netzwerk CAN zieht zum Beispiel folgenden Schluss: „Climate Action Network International (CAN) begrüsst die Verabschiedung des Mechanismus für einen gerechten Übergang (Just Transition). Gleichzeitig warnt CAN, dass die COP30 für die Gewährleistung von Gerechtigkeit für gefährdete und besonders betroffene Gemeinschaften nur schwache Ergebnisse erzielt hat. Auch ein gefährlich schwaches Ergebnis bei der Anpassungsfinanzierung lässt wenig Hoffnung für die betroffenen Gemeinschaften.“
Plenary
13:15
Die Plenarsitzung wurde zuerst auf 11:00 Uhr verschoben und dann nochmals auf 12:00 Uhr. Jetzt um 13:15 Uhr beginnt sie endlich. In dieser Sitzung wird nun über die letzten Anpassungen gestritten. Der Newsletter Climate Diplomacy fasst es passend zusammen: Zwei oder drei Wörter können bei der COP über Sieg oder Niederlage entscheiden.
22.11.2025
Tag 13: Endspiel
08:00
Die Verhandlungen dauerten bis tief in die Nacht. Nachdem die UN-Juristen die Texte überprüft haben, sollten weitere Entwurfstexte im Verlaufe des Morgens veröffentlicht werden. Für 10:00 Uhr ist eine Plenarsitzung angesetzt. Derweil legen die Kreuzfahrtschiffe, auf denen viele Delegationen und UN-Mitarbeitende übernachten, anscheinend bereits heute ab. Die Infrastruktur auf dem Konferenzgelände wird auch schon abgebaut. Die Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen und die COP30 abzuschliessen, drängt.
21:00
Noch keine Resultate in Sicht, die Verhandlungen gehen in der Nacht und morgen weiter. Was bereits feststeht, die Amazonas-COP wird wohl in die Geschichte eingehen: Regengüsse, die zur Überschwemmung der Konferenz führten, sengende Hitze, eine laute, bunte Demonstration und sogar ein Feuer sorgten neben den Verhandlungen für Aufregung. Wir verabschieden uns für heute und berichten morgen, wie es weiter geht.
Ray of the COP
18:05
Neben diesen unrühmlichen Preisen möchten wir auch die positive Auszeichnung erwähnen: Kolumbien erhält heute den „Ray of the COP“. Dieser Award geht an Länder, die durch ihr Bemühen für Klimaschutz herausragen. Kolumbien ist gemäss CAN eine der deutlichsten Stimmen, die einen geplanten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen fordert. Ebenso stark ist das Land im Schutz der Wälder: Es drängt auf ein Ergebnis, das die Entwaldung bis 2030 stoppt. Auch unsere kolumbianische Partnerorganisation CENSAT Agua Viva engagiert sich stark im Bereich Waldschutz. Foto: Daniela Mendoza von CENSAT bei einem Side Event am People’s Summit.
Colossal Fossil
18:00
Der heutige „Fossil of the Day“ Award geht an Russland. Von den Verhandlungen zu Gender über einen gerechten Übergang (Just Transition) bis hin zur Anpassungsfinanzierung – Russland hat gemäss CAN mehrere Verfahren sabotiert und blockiert. Zudem gab es heute einen seltenen Doppelsieg für den unehrenhaftesten Preis der COP30: Der „Colossal Fossil“ Award geht gemeinsam an Saudi-Arabien und die Europäische Union – die unterschiedlichen Akteure hatten diese Woche eines gemeinsam: sie blockierten Fortschritt. Saudi-Arabien erhält gemäss CAN den Award für die Aushöhlung von Rechten, die Ausweitung von Gesetzen und die Marginalisierung der Wissenschaft. Die EU u.a. weil sie öffentliche, zuschussbasierte Finanzierung blockiert und sich weigert die Finanzmittel für Anpassungsmassnahmen zu verdreifachen.
People’s Plenary
16:00
Seit der COP25 findet gegen Ende der Konferenz jeweils ein People’s Plenary statt. Dabei kommen alle Organisationen und Gruppen, die sich für Menschenrechte einsetzen, zusammen und erinnern daran, warum wir hier sind: um uns für alle einzusetzen, die unter der Klimakrise leiden und im politischen Prozess mehr Gehör bekommen müssen. Ein emotionaler und schöner gemeinsamer Moment.
CAN Strategie
13:30
Während die Verhandler:innen weiterhin hinter verschlossenen Türen diskutieren, besprechen die Mitglieder von CAN Europe das weitere Vorgehen. Jetzt geht es darum Aktionen zu planen, Infos auszutauschen und abzuwägen, wo wir unsere Energie investieren sollen.
Verschlossene Türen
11:30
Die Presse wartet gebannt vor dem Raum, in dem sich die Heads of Delegation mit der COP-Präsidentschaft treffen und hinter verschlossenen Türen einen der entscheidenden Texte, die „Mutirão“ – Entscheidung, besprechen. Mutirão bedeutet in der Tupi-Guarani Sprache „kollektiver Akt“. Symbolisch steht dies für die Anstrengung, den Klimaschutz und die vier heiklen Themen der COP30 (Finanzen, Transparenz, Handel und die nationalen Klimapläne, NDCs) gemeinsam vorwärts zu bringen.
Le Temps
09:40
Im Artikel der Zeitung Le Temps geht es um die Rolle der Schweiz beim Kohlenstoffhandel. Gemäss Le Temps ist Bundesrat Albert Rösti unter anderem in Belém, um für den CO2-Ausgleich im Ausland zu werben. Dieses Instrument sehen wir kritisch, David Knecht sagt dazu: „Die Schweiz ist nicht das einzige Land, das im Ausland Kohlenstoffausgleich praktiziert, aber sie nimmt eindeutig eine Sonderrolle ein. Gemessen an den Emissionen ist sie das Land mit dem ehrgeizigsten Ziel für Reduktionen ausserhalb seiner Grenzen“. Er führt aus, dass Länder wie Schweden diesen Mechanismus unter Artikel 6 nutzen, „um den Übergang in Ländern des Südens zu fördern, ohne jedoch die Emissionsreduktionen ihrer eigenen Bilanz gutzuschreiben. Die Europäische Union erlaubt ihren Mitgliedstaaten übrigens nicht, Kohlenstoffkompensation zu nutzen, um ihre Ziele zu erreichen“ (aus dem Französischen übersetzt).
Le Courrier
09:35
Bettina Dürr spricht im Beitrag von Le Courrier darüber, dass ein Risiko besteht, dass die Begrenzung der Erderwärmung von maximal 1,5 Grad nicht erreicht werden könnte. Sie betont aber, dass die Anstrengungen im Klimaschutz deswegen nicht aufgegeben werden dürfen: „Es handelt sich um eine internationale Verpflichtung. Jedes eingesparte Zehntelgrad wird Millionen von Menschenleben retten. Die Klimaprognosen basieren auf den derzeit unternommenen Anstrengungen. Daher ist es wichtiger denn je, die CO2-Emissionen zu senken und in eine ehrgeizigere Klimapolitik zu investieren“ (aus dem Französischen übersetzt).
Medien
09:30
Neben dem Verfolgen der Verhandlungen ist auch Medienarbeit eine wichtige Aufgabe unserer Expert:innen. Sie sprechen regelmässig mit Schweizer Medien und geben ihnen Einschätzungen und Infos aus erster Hand. Diese Woche sind wir in den Westschweizer Medien vertreten: David Knecht äussert sich bei Radio rts (hier) und in einem Artikel von „Le Temps“ (hier, Paywall) und ein Interview mit Bettina Dürr ist heute im „Le Courrier“ (hier, Paywall) erschienen.
21.11.25
Tag 12: Grande Finale?
07:00
Heute ist, zumindest theoretisch, der letzte Verhandlungstag der COP30. Ob die Parteien bis am Abend zu einem Ergebnis und einem Abschluss der Konferenz kommen, ist noch nicht sicher. Auch in Anbetracht des gestrigen Feuerzwischenfalls wäre eine Verlängerung nicht erstaunlich. Das Konferenzgelände ist heute wieder geöffnet und die Veranstaltungen sollten wie geplant durchgeführt werden.
Film
19:00
Heute feiert der Dokumentarfilm von Helena Corezomaé, Kommunikatorin bei unserer Partnerorganisation OPAN, Premiere. Fastenaktion hat den Film mitfinanziert. Auch Tipuici Manoki, mit der wir an der COP viel zusammengearbeitet haben, hat beim Film mitgewirkt. Entstanden ist eine schöne Geschichte über die Vereinigung „Thutalinãnsu“. Sie besteht aus Frauen der Völker Terena, Paresi, Manoki und Nambikwara im indigenen Gebiet Tirecatinga in Mato Grosso. Die Frauen gründeten 2018 den Verein mit dem Ziel, die Rechte und die Rolle der Frauen zu verteidigen und zu stärken.
Feuer
14:05
Die Blue Zone wird wegen einem Feuer im Beriech der Pavillons evakuiert. Unser Team ist in Sicherheit und glücklicherweise wurde niemand verletzt, das Feuer war in kurzer Zeit unter Kontrolle. Anfangs Woche standen Teile des Konferenzgeländes wegen der heftigen Regenfälle unter Wasser, nun kommt noch ein Feuer dazu. Die Verhandlungen wurden unterbrochen und es ist noch unklar, wann es weitergeht.
Shuttle Diplomacy
12:00
Seit gestern wird hinter verschlossenen Türen verhandelt. Die COP-Präsidentschaft macht sogenannte „Shuttle Diplomatie“ und agiert als Mediatorin. Sie führt bilaterale Gespräche mit den Ländern, versucht sie zu Abkommen zu bewegen und Lücken zu schliessen. Dies soll dazu beitragen, dass die Konferenz zu einem Abschluss gelangt und das finale „Belém Paket“ zustande kommt. Auf dem Bild: COP-Präsident André Corrêa do Lago. Foto: UN Climate Change – Kiara Worth.
Green Zone
11:30
Neben der Blue Zone, zu der nur akkreditierte Personen Zugang erhalten, gibt es auch eine Green Zone. Diese liegt auf der anderen Seite des riesigen Stadtparkes und ist für alle zugänglich. Unternehmen, insbesondere Banken und andere Finanzinstitute (u.a. Banco do Brasil, Caixa, Deloitte), haben sich dort mit teils riesigen, aufwändig gestalteten Ständen installiert. Sie preisen ihre (meistens wohl nur vermeintlichen) grünen und umweltfreundlichen Produkte und Lösungen an. Dazwischen auch viele Indigene, die am Boden auf den Gängen improvisiert ihre Handwerksprodukte zum Verkauf anbieten.
10:00
An der COP läuft so viel gleichzeitig, dass es nicht einfach ist, die Übersicht zu behalten. Hilfreich ist der Newsletter „Climate Diplomacy Brief“. Heute fasst er die wichtigsten offenen Fragen für die letzten Tage zusammen: Finanzierung – gibt es ein Arbeitsprogramm zur Bereitstellung von Finanzmitteln? Anpassung – wird sich die Finanzierung für Anpassungsmassnahmen an den Klimawandel verdreifachen? NDCs – wie sieht der Prozess zur Schliessung der Lücke zu 1,5 °C aus? Roadmaps – Wie klar sind die Roadmaps zur Abkehr von fossilen Brennstoffen und zu den Wäldern? Übergang – Gibt es eine Einigung darüber, wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen für die Arbeitnehmer fair gestaltet werden kann?
Solidarity for Justice
8:30
Analog zur Ehrung der schlechtesten Bemühungen für Klimaschutz, dem „Fossil of the Day“, vergibt CAN wöchentlich auch einen Solidaritäts-Preis. Dieser geht an die indigenen Völker des Amazonas, die sich an die vorderste Front des Klimaschutzes stellen. Indigene Umweltschützer leben gefährlich, nirgends werden so viele Aktivist:innen getötet, wie in Lateinamerika. Dennoch setzen sie sich mutig für den Schutz der Wälder, Flüsse und der Natur ein. Gemäss CAN muss ein gerechter Klimawandel gemeinsam mit den indigenen Völkern gestaltet werden und sie verdienen einen ständigen Sitz am Verhandlungstisch der UNFCCC. Foto: CAN Climate Action Network..
20.11.2025
Tag 11 Countdown
08:00
Der Countdown läuft, offiziell dauert die COP30 nur noch 48 Stunden. Es ist jedoch nicht unüblich, dass die Verhandlungen verlängert werden. Heute und morgen ist auch Bundesrat Albert Rösti vor Ort in Belém. Er wird die Schweiz an den letzten zwei offiziellen Verhandlungstagen vertreten. Gemäss UVEK strebt die Schweiz unter anderem an, „die internationalen Investitionen in den Klimaschutz zu stärken.“
Fossil of the Day
18:00
CAN (Climate Action Network) ist auch bekannt für die unrühmliche Ehrung „Fossil of the Day“. Mit diesem Award zeichnen sie jeden Tag eine Partei aus, die „das Maximum tut, um das Minimum zu erreichen“ in Bezug auf die Fortschritte beim Klimawandel. Heute wurde die EU gekürt, insbesondere weil sie zuschussbasierte öffentliche Klimafinanzierungen, die viele Entwicklungsländer benötigen, ablehnt. Stattdessen schützt sie Banken, Handelsprivilegien und Schlupflöcher für Unternehmen. Foto: CAN Climate Action Network.
Manila Observatory
14:30
Wir freuen uns, dass wir heute endlich die Kollegen von unserer Partnerorganisation Manila Observatory aus den Philippinen treffen. Jayvy Gamboa nimmt an einem Side Event zum Thema gerechte Energiewende teil. Er hebt die sozialen Auswirkungen der Energiewende hervor und unterstreicht: „In den Philippinen sind die Menschen bereits extrem stark von der Klimakrise betroffen. Es ist wichtig, dass die Situation durch Energieprojekte nicht noch prekärer wird“.
CH Delegation
13:50
Die Schweiz schickt gerade mal 15 Personen nach Belém. Die Delegation besteht aus Vertreter:innen aus verschiedenen Branchen: Wissenschaft, Gewerbe oder Zivilgesellschaft (eine Person repräsentiert die Entwicklungsorganisationen). Auch Behördenvertreter:innen vom Bafu oder Seco sind dabei und eine Jugenddelegierte. Umweltbotschafter Felix Wertli (5.v.l.) führt als „Head of Delegation“ die Schweizer Vertretung an. Wir haben einen guten Austausch mit der Delegation und treffen sie, wenn möglich, regelmässig.
13:45
Die COP30 ist nach der COP28 in Dubai die Klimakonferenz mit den meisten Teilnehmenden der Geschichte: 56’118 Delegierte sind registriert, die definitive Zahl wird jedoch erst nach der Konferenz bekannt sein und tiefer ausfallen. Die grösste Delegation zählt Brasilien mit 3’805 Personen. Nach den Ländervertretenden sind die Beobachtenden die zweit grösste Gruppe, zu der auch wir gehören: 12’000 Personen sind registriert. Eine weitere grosse Gruppe ist die inoffizielle Delegation der Lobbyisten für fossile Energien, über 1’600 Personen sind in Belém.
Aktion
12:30
Heute macht eine Aktion innerhalb der Verhandlungszone auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen aufmerksam. Präsident Lula hat vorgeschlagen, dass die Staaten einen Fahrplan für den Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas beschliessen sollten. Beobachtende fordern, dass die Länder des Globalen Südens bei diesem Fahrplan nicht benachteiligt werden dürfen. Er muss genaue Richtlinien zu klaren Meilensteinen, wie auch Fairness-Überlegungen umfassen. Das beinhaltet, dass die Länder des Globalen Südens finanzielle, technologische und technische Unterstützung für den Ausstieg erhalten und dass die Industriestaaten beim Ausstieg voran gehen.
Tag 10 Team
09:00
Höchste Zeit das Team von Fastenaktion an der COP30 vorzustellen! Auf dem Foto v.r.n.l: Bettina Dürr, unsere Klima- und Networkingexpertin (sie kennt immer irgendjemanden;) verfolgt die Themen Klimafinanzierung, Global Stocktake und Just Transition. Laura Mateus, unsere Koordinatorin aus Kolumbien, COP- Neuling aber dennoch bereits Expertin im Organisieren von Side Events in der Blue Zone. Bernd Nilles, Geschäftsführer von Fastenaktion, ein „alter COP-Hase“…
…Er war in seiner früheren Funktion an der legendären Konferenz in Paris 2015 dabei. An der COP30 verfolgt er das Engagement der kirchlichen Akteure. David Knecht, Experte für Klimagerechtigkeit und Co-Lead der CAN Ambition Arbeitsgruppe. Er verliert auch bei 200 ungelesenen Nachrichten nicht die Übersicht und schüttelt gleichzeitig noch ein Statement für die Presse aus dem Ärmel. Anselma Künzle, versteht Portugiesisch und ist nun dabei, den COP-Jargon zu lernen, um es für diesen Newsticker in eine leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Danke fürs Interesse an unserer Arbeit!
Résumé
17:00
Fastenaktion Direktor Bernd Nilles ist auch der Präsident von CIDSE, dem Dachverband der katholischen Hilfswerke. Im Interview (hier) resümiert er die erste Hälfte der COP: „Wir als katholische Hilfswerke sind mit der ersten Woche recht zufrieden, nichts Wichtiges wurde aus der Agenda rausgestrichen“. Im Fokus stehen weiterhin Schlüsselthemen wie die Klimafinanzierung, die Anpassung an den Klimawandel und insbesondere die sogenannte „Just Transition“ – der gerechte Übergang weg von fossilen Energieträgern unter Minimierung sozialer Schäden, etwa bei Arbeitsplätzen. Er bemerkt aber auch: „Wenn die Regierungen nicht mehr Ehrgeiz an den Tag legen, wird die globale Temperatur über 1,5 Grad hinaus steigen. Das wird viele Menschen in Armut stürzen und Hunger auslösen“. Foto: Annia Klein, CIDSE.
11:15
Ein weiteres spannendes Side Event mit der Beteiligung von zwei unserer Partnerorganisationen – der kenianischen PACJA und der brasilianischen Organisation Inesc – dreht sich unter anderem um den „Tropical Forest Forever Facility“ (TFFF). Dieses Modell sieht Investitionen als finanziellen Anreiz vor, um tropische Wälder zu erhalten. Das Problem ist aber, dass es als Fonds konzipiert ist. Das heisst, Geberländer aus dem Norden investieren das Geld natürlich mit dem Ziel, dieses zu vermehren. Zudem paradox, Norwegen zum Beispiel, investiert den Profit, den das Land mit dem Abbau von fossiler Energie gewonnen hat. Die Beiträge aus dem Fonds an die lokalen Gemeinschaften sind jedoch mager. Carolina Alves von Inesc äussert sich kritisch: „Der TFFF ist kein passendes Finanzinstrument und scheitert in seiner Konstruktion, da er wenig transparent ist, nur eine begrenzte soziale Beteiligung vorsieht und sich nicht ausreichend für indigene Völker und lokale Gemeinschaften engagiert“.
Mutirão
10:30
Die COP-Präsidentschaft hat schon zu Beginn der Konferenz eine Neuerung eingebracht und damit einen Kampf um die offizielle Agenda vermieden: Sie fassen vier heikle Themen (Finanzen, Transparenz, Handel und die Reaktion auf die zu schwachen nationalen Klimapläne, NDCs) in einer sogenannten „Mutirão“ Entscheidung zusammen. Heute haben sie einen Entwurf präsentiert, wie unter anderem die Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen konkretisiert werden könnte. Der Text ist jedoch noch nicht konkret und ambitioniert genug. Aktivist:innen aus Afrika haben sich deshalb bei einer Aktion in der Blue Zone dafür stark gemacht, die Energiewende in Afrika voranzutreiben. Die Präsidentschaft möchte die entsprechenden Verhandlungstexte morgen abschliessen – wir beobachten die Lage vor Ort.
18.11.2025
Tag 9 Good News
09:00
Eine erfreuliche Nachricht: Präsident Lula hat heute das Gebiet des Volkes Manoki und drei weitere indigene Territorien homologiert. Das heisst, er hat mit seiner Unterschrift den komplizierten Prozess der offiziellen Anerkennung von indigenen Territorien bestätigt. Dadurch erhalten die indigenen Gemeinschaften das exklusive Recht, dieses Land und die natürlichen Ressourcen dort zu nutzen. Für die indigenen Völker in Brasilien und für den Klimaschutz ist dies ein extrem wichtiger Schritt. Indigene pflegen die Gebiete, die sie bewohnen auf nachhaltige Weise, schützen sie vor Abholzung und leisten so einen fundamentalen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Tipuici Manoki sagt dazu: „Wir kämpfen seit über 40 Jahren für diese Anerkennung des Territoriums. Heute sind wir sehr glücklich über diesen Erfolg.“ Foto: Tipuici Manoki (Mitte) mit Maitê Tambelini und Helena Corezomaé von unserer Partnerorganisation Opan am Klimamarsch in Belém am 16.11.25.
Radio SRF
17:30
Das Interview von Radio SRF mit Tipuici Manoki ist online (hier). Tipuici lebt im Bundesstaat Mato Grosso und berichtet, wie dort Wasserkraftwerke, Bergbau, Öl- und Gasförderung die Lebensweise ihres Volkes Manoki bedrohen. Sie engagiert sich an der COP30 und am parallelen „People’s Summit“ in Belém, weil es Indigenen die Möglichkeit gibt, sich in den Klimaverhandlungen hörbar zu machen. Sie fordert, dass die brasilianische Regierung die Rechte der indigenen Völker auf das Land anerkennen. Nur so kann die indigene Bevölkerung das Land, auf dem sie leben, pflegen und zum Schutz des Klimas beitragen.
15:30
Für die Verhandler:innen sind die offiziellen Verhandlungen das Kernstück der COP. Es finden gleichzeitig Sitzungen zu verschiedenen Themen statt. Wir können natürlich nicht überall sein und konzentrieren uns auf ausgewählte Themen. Unsere Expertin Bettina Dürr verfolgt u.a. die Verhandlungen zum Global Stocktake (GST, siehe auch Post von Tag 4). Die Sitzungen dazu haben konstruktiv angefangen – anstatt vorbereitete Statements abzulesen, machen die Verhandler:innen einen sogenannten „Huddle“. Das heisst, sie bündeln verschiedene Themen zu einem „Haufen“ und versuchen, sich auf eine Richtung zu einigen, ohne sich in den Details zu verlieren. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, dass etwas vorangeht, andererseits sind wir als Zivilgesellschaft dann von den Diskussionen ausgeschlossen und können keine Statements abgeben, wie an Tag 4. Wir müssen einfach warten, bis die Länder sich geeinigt haben.
Side Event
10:00
Unsere Partnerorganisation PACJA hat eine Diskussionsrunde zum Thema Kohlenstoffmärkte in Afrika organisiert. Stella Napanu von ICVCM erklärt: „Beim Aufbau von Kohlenstoffprojekten müssen die lokalen Gemeinschaften im Zentrum stehen. Sie müssen definieren, wie das Projekt durchgeführt wird und wie der Beschwerdemechanismus funktionieren soll. Die lokalen, kulturellen Bedingungen müssen berücksichtigt werden. Beispielsweise wenn eine Gemeinde für den Austausch lieber Gemeindeversammlungen durchführen möchte, statt per E-Mail zu kommunizieren. Dadurch stellen sie sicher, dass Informationen und Mechanismen zugänglich und inklusiv sind und alle darauf zugreifen können, auch Jugendliche und Frauen.“ Auch die anderen Panelist:innen, Vertreter der Afrikanischen Union und des kenianischen Umweltministeriums, betonten die Notwendigkeit starker Schutzmassnahmen, der Beteiligung der Gemeinden, der Aufteilung der Gewinne und des Aufbaus von Kapazitäten.
17.11.2025
Tag 8 Halbzeit
08:00
Heute startet die zweite und entscheidende Woche an der COP30. Die technischen Verhandlungen in der ersten Woche der Weltklimakonferenz sind mit einer positiven, konstruktiven Dynamik gestartet. Nun ist zu hoffen, dass auch die politischen Diskussionen in der zweiten Hälfte so weitergehen. Die Verhandler:innen müssen jetzt konkrete Entscheidungen treffen. Für eine erfolgreiche COP30 muss der von Präsident Lula vorgeschlagene Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Treib- und Brennstoffen konkretisiert werden. Auch die Schweiz sollte hier mitziehen und einen Weg Richtung Ausstieg definieren. Zudem bleibt die Klimafinanzierung ein heisses Thema. Die Industriestaaten müssen z.B. eine Verdreifachung des Finanzierungsziels für die Anpassung an die Klimakrise beschliessen. Und es muss gesichert sein, dass lokale, betroffene Gemeinschaften Zugang zu diesen Geldern haben. Foto: Mariana Castaño Cano / 10 Billion Solutions.
CAN
13:15
Sonntag ist der einzige Tag, an dem die Verhandlungen pausiert werden und die Blue Zone geschlossen ist. Für uns als Mitglied des Climate Action Network (CAN) heisst das aber nicht, Füsse hochlegen und Caipirinha trinken. Sondern die Zeit wird, wie jedes Jahr, für das zweite CAN Strategie Meeting genutzt. Ein sehr wichtiger Moment, um die zweite, entscheidende Woche der Verhandlungen vorzubereiten und zu planen.
16.11.2025
Tag 7
11:00
Der People’s Summit endet heute mit der Übergabe der Völkergipfel-Deklaration an die COP-Präsidentschaft. Die Deklaration ist das Resultat von zwei Jahren gemeinsamer Arbeit von unzähligen internationalen Organisationen und sozialen Bewegungen. Sie beinhaltet 15 Forderungen für eine gerechte und demokratische Welt, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können. Dazu gehören u.a. die Forderung nach einem Ende der Förderung fossiler Brennstoffe. Oder die faire Entschädigung für Verluste und Schäden, die den Menschen durch zerstörerische Investitionsprojekte wie Staudämme, Bergbau und Klimakatastrophen zugefügt wurden. Im Bild in der Mitte (v.l.n.r): Umweltministerin Marina da Silva, Indigenenministerin Sonia Guajajara, COP-Präsident André Corrêa do Lago.
13:45
Gemäss Organisatoren haben rund 70’000 Menschen am Klimamarsch in Belém teilgenommen. Auf der ganzen Welt haben sich die Menschen solidarisch gezeigt: Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen in 27 Ländern unterstützen die Forderungen für einen Wandel hin zu einem klimafreundlichen, sozialen und gerechten System. Die Demonstration in Belém ist friedlich abgelaufen, das hohe Polizei- und Militäraufkommen rund um den offiziellen Veranstaltungsort war jedoch auffällig und grösser, als in den letzten Tagen.
Panel Agrarökologie
12:30
Während draussen der Klimamarsch durch die Strassen zieht, gehen die Verhandlungen und Side Events in der Blue Zone wie gewohnt weiter. Mit unserer kenianischen Partnerorganisation Pan African Climate Justice Alliance (PACJA) organisieren wir eine Diskussionsrunde zum Thema „Agrarökologie als Weg zu Klimaschutz und widerstandsfähigen Ernährungssystemen“. Unsere Kollegin Laura leitet ins Thema ein und erläutert, dass Agrarökologie ein mehrdimensionales Konzept ist, das eine ökologische, sozial-kulturelle, wirtschaftliche und politische Ebene umfasst. Die Panelist:innen aus Afrika und Lateinamerika sind sich einig, Agrarökologie ist eine echte Lösung, welche die Resilienz der Menschen und das Recht auf Nahrung stärkt und für die Bekämpfung der Klimakrise unabdingbar ist.
15.11.2025
Tag 6 Klimademo
09:30
Heute ist es in Belém gefühlt noch heisser. Zehntausende Menschen ziehen in einem energiegeladenen, bunten und lauten Zug durch die Stadt. Die Zivilgesellschaft, Indigene und soziale Bewegungen fordern zur Halbzeit der COP30 sozial gerechte Klimamassnahmen, die Abwendung von fossilen Brennstoffen, eine faire Klimafinanzierung und die Respektierung der Indigenenrechte. Für die zweite Woche der COP ist klar: Es braucht mutige politische Entscheidungen, welche die Menschen und den Schutz des Planeten vor Profit stellen.
CIDSE
18:00
Viele Organisationen von CIDSE, unserem internationalen Netzwerk von katholischen Organisationen, sind an der COP30 präsent. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden, eine gerechte Klimafinanzierung sicherzustellen und einen sozial gerechten und inklusiven Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft anzutreiben. CIDSE hat heute Abend alle Mitglieder und Partnerorganisationen zu einem informellen Beisammensein eingeladen. Ein schöner Moment, bei dem es weniger um die technischen Details der Verhandlungen, sondern viel mehr um das Beisammensein und den Austausch untereinander ging.
Panel
14:30
Unser Panel im Rahmen des People’s Summit platzt aus allen Nähten: Fast 80 Personen sind gekommen, um unsere Redner:innen zum Thema Kohlenstoffmärkte zu hören. Sie berichten aus der Perspektive von Lateinamerika, Indien und Pazifik, Afrika und Europa, warum Kohlenstoffmärkte und CO2-Zertifikate falsche Lösungen sind. Und was gerechte Lösungen wären – zum Beispiel die Wälder und Landrechte an indigene Völker zurückgeben. Oder Klimawandel nicht losgelöst, sondern in Bezug zu Kapitalismus, Kolonialismus und Patriarchat angehen. Auf dem Panel sprachen (v.l.n.r): Marta Tipuici Manoki aus Brasilien, Ritodhi Chakraborty, aus Indien, OduduAbasi Asuquo aus Nigeria und Daniela Mendoza von unserer Partnerorganisation Censat in Kolumbien.
14.11.2025
Tag 5
10:00
Heute verbringen wir den ganzen Tag auf dem People’s Summit auf dem Campus der Universität von Belém. Die Atmosphäre ist lebhaft, solidarisch und geprägt von der Energie der sozialen Bewegungen, die gekommen sind, um für ihre Rechte und Klimagerechtigkeit einzutreten. Es gibt einen Markt mit Kunsthandwerk und landwirtschaftlichen Produkten, ein Kulturprogramm mit Tanz und Musik, aber auch Diskussionsrunden, Reden von Aktivisten, Demonstrationen und Protestaktionen. Die Kritik richtet sich an Konzerne wie Syngenta und Bayer. Deren Verbindung zur Agrarindustrie und Verantwortung für die ökologische Krise werden hier klar benannt.
Taifun Philippinen
16:30
Innerhalb von fünf Tagen trafen zwei Taifune die Philippinen. Fastenaktion leistet wegen der grossen Schäden Nothilfe. Seit Jahren arbeiten wir eng mit Kardinal «Ambo» David zusammen. Auch er ist momentan an der COP30 und hat eine klare Botschaft: „Die Klimaerwärmung ist keine Theorie, sie geschieht jetzt. Unsere Bevölkerung auf den Philippinen leidet gerade. Und während wir verhandeln, begraben Familien zu Hause ihre Toten. Ich appelliere an die Verhandlungsführer: Hören Sie auf, die Klimakrise als Arena für konkurrierende nationale Interessen zu behandeln. Bitte berücksichtigen Sie die menschlichen Kosten. Treffen sie mutige Entscheidungen und nicht die, die bequem sind.“ Das ganze Gespräch mit Kardinal David finden Sie hier.
Sisteminha
14:00
Yaiku, Leader des indigenen Volkes Tapayuna, berichtet bei dieser Diskussionsrunde von seinen Erfahrungen mit dem „Sisteminha“ (pt. kleines System). Mit Unterstützung von OPAN und Fastenaktion konnte er dieses kleine, aber sehr effektive und integrale System anfangs 2025 einrichten. Es umfasst eine Fischzucht, ein Feld mit verschiedenem Gemüse sowie die Haltung von Kleintieren (Hühner und Schweine). Dank dem Wasser aus der Fischzucht kann Yaiku auch während trockenen Perioden mit wenig Regen sein Feld bewässern und regelmässig Nahrungsmittel ernten. Das ausgeklügelte System ist ein Beispiel von resilienter Landwirtschaft und ermöglicht der Familie, sich an den Klimawandel anzupassen und ihre Ernährung zu sichern.
12.11.2025
Tag 4
11:30
Heute ist der zweite Tag des People’s Summit. Über 10’000 Teilnehmende werden erwartet. Neben indigenen Organisationen und brasilianischen Bewegungen beteiligen sich auch zahlreiche internationale NGOs am alternativen Klimagipfel. Auch Fastenaktion unterstützt den Gipfel und die Forderung nach Klimagerechtigkeit. In den nächsten Tagen finden zahlreiche Veranstaltungen und Diskussionsrunden statt, welche Lösungen für die Klimakrise aufzeigen und diskutieren. Zudem wird die „Deklaration des Volkes“ verfasst und zum Abschluss dem Präsidenten der COP30, André Corrêa do Lago, überreicht.
People’s Summit
19:30
Der „People’s Summit“ wurde sehnlichst erwartet, nachdem sich die Zivilgesellschaft an den letzten drei COP in Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Aserbaidschan ausserhalb der Verhandlungszone kaum äussern konnte. Der Gipfel findet vom 12. – 16.11. statt und vereint soziale Bewegungen aus der ganzen Welt in Belém. Nach der Bootsparade am Morgen wird der Gipfel am Abend mit einem kulturellen Programm eröffnet. Eine bunte, fröhliche Abwechslung nach den Tagen in der grauen Venue.
Plenary Session
17:00
Wir verfolgen eine offizielle Verhandlungsrunde. Im riesigen Saal besprechen Vertreter:innen der Länder den Text zum Global Stocktake. Dieser ist eine Bestandesaufnahme, wie die Welt bei der Reduzierung der Emissionen und bei der Anpassung an den Klimawandel voranschreitet. Auch die Vertreterin der Schweizer Delegation hat das Wort ergriffen und den Text kommentiert. Nachdem sich alle Länder geäussert haben und kurz bevor die Zeit abgelaufen ist, waren die Beobachtenden, also die Zivilgesellschaft an der Reihe. Bettina hat vor einigen Tagen in einer Arbeitsgruppe das Statement der Umweltorganisationen (ENGO) mitverfasst und eine Kollegin von Climate Action Network (CAN) hat es vorgelesen.
15:00
Bei einem Side Event von Opan trafen wir eine alte Bekannte: Luene Karipuna, vom indigenen Volk der Karipuna. Wir begleiteten sie bereits letztes Jahr an der COP29 in Baku. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung spürt auch ihr Volk. Sie berichtet, dass 2022 Schädlinge die Maniokernte zerstört hatten, was die Ernährungssicherheit und das Einkommen ihrer Gemeinschaft gefährdete. Mit neuen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie dem Verkauf von Açaí-Pulver, suchen sie nun Lösungen, um sich an die durch den Klimawandel veränderten Umstände anzupassen.
News CH
11:00
News aus der Schweiz: Der Bundesrat hat heute weitere bilaterale Klima-Abkommen zu Kohlenstoffmärkten mit Sambia, der Mongolei und Uganda genehmigt. Diese erlauben es, dass die Schweiz Emissionsverminderungen durch CO2-Projekte im Ausland zum inländischen Klimaschutz anrechnen darf. Wir sehen diese Abkommen kritisch, denn sie stehen sinnbildlich für ungenügende Klimaschutzmassnahmen in der Schweiz. Solche Abkommen sollten zu mehr globalem Klimaschutz führen, und nicht der Schweiz erlauben, ihre Massnahmen im Ausland „einzukaufen“. Der Zukauf von Zertifikaten sollte zusätzlich sein zu einem starken nationalen Klimaziel in der Schweiz.
12.11.2025
Tag 3
8:30
Heute startet der parallele Klimagipfel der Zivilgesellschaft mit einer grossen Bootsparade durch Belém, mit über 200 Schiffen und ca. 5000 Menschen an Board. Auch unsere ehemalige Partnerorganisation MAB (Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen) nimmt an der Parade teil und macht auf die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise und Dammbrüchen aufmerksam (Foto: Midianinja/ Cobertura Colaborativa).
Dinner
20:00
Wir lassen diesen ereignisreichen Tag bei einem Nachtessen mit aktuellen und ehemaligen Partner:innen ausklingen. Sie alle engagieren sich an der COP30 für mehr Klimaschutz. Diese informellen Momente sind sehr wichtig, um die Beziehungen und das Vertrauen zu stärken und nach der intensiven Arbeit gemeinsam einen unbeschwerten Moment zu geniessen. Somit sagen wir „Boa noite“ und wir berichten morgen wieder.
Side Event 2
17:55
Tipuci Manoki, vom indigenen Volk Manoki und Partnerin von Opan brachte es in ihrer Rede auf den Punkt: „Der Klimawandel ist für uns Indigene täglich spürbar: Wir müssen unsere Felder zu anderen Zeiten bestellen und unsere Ernährung anpassen. Aber die Unternehmen, die den Klimawandel befeuern, müssen nicht einmal dafür bezahlen. Wer leidet, sind wir. Es sind die Menschen, die nachhaltig, in ländlichen Gebieten leben, welche bei Naturkatastrophen sterben. Wir indigene Völker sollten in den Verhandlungen der COP30 mehr einbezogen werden. Unsere Lebensweise ist bereits eine Alternative zu den Kohlenstoffmärkten. Sie ist eine Art, sich nachhaltig um das Klima zu kümmern. Zu CO2-Projekten möchten wir eine eigene Entscheidung treffen, die unsere Zukunft und unsere Lebensweise nicht beeinträchtigt.“
Side Event 1
16:45
Über 60 Personen nahmen an unserem Side Event zum Thema „Schutzmassnahmen und Alternativen für Kohlenstoffmärkte“ teil, das wir mit unserer brasilianischen Partnerorganisation Opan und weiteren Organisationen wie Cidse und Carbon Market Watch organisierten. Mit dem neuen Anrechnungsmechanismus gemäss Artikel 6.4, können Länder CO2 mit Projekten im Ausland reduzieren, statt inländische Emissionsreduktionen voranzutreiben. Solche „Carbon Market Projekte“ sind vielfach schädlich und haben kaum eine positive Wirkung aufs Klima. Die Vertreterinnen aus den Philippinen, Kenia und Brasilien betonten, dass die Bedürfnisse und Visionen der Gemeinden im Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen stehen müssen.
Radio SRF
16:15
Ein Tag an der COP läuft selten so ab, wie wir es geplant haben. Es entstehen häufig spontane Begegnungen, Sitzungen oder wie hier, Interviews. Wir konnten ein Gespräch mit Tipuci Manoki, einer indigenen Vertreterin des Volkes Manoki und Radio SRF vermitteln. Tipuci arbeitet mit unserer brasilianischen Partnerorganisation Opan. Ihr Volk ist stark vom Klimawandel betroffen und sie erhofft sich von der COP30, dass die Rechte der Indigenen und ihr Zugang zu Land gestärkt werden.
Austausch mit Partner:innen
14:00
Fastenaktion arbeitet im Programm Klimagerechtigkeit mit Partnerorganisationen aus Brasilien, Kolumbien, Kenia und den Philippinen. Seit einem Jahr dreht sich die Arbeit speziell zum Thema CO2-Märkte und um die Frage, wie unsere Projektpartner:innen davon betroffen sind und wie wir die Zusammenarbeit dazu stärken können. In Bonn trafen wir uns zum ersten Mal mit einigen der Mitglieder. Nach vielen online Sitzungen ist das zweite persönliche Treffen heute ein besonderer Moment und ein Highlight in unserer Zusammenarbeit.
13:15
Carolina Alves von unserer brasilianischen Partnerorganisation Inesc hat als Panelistin an einem Side Event zu Klimafinanzierung teilgenommen. Die Industrieländer haben eine historische Verantwortung, sie sind zu einem viel grösseren Teil für die Klimaerwärmung verantwortlich, als die Länder des Globalen Süden. Allerdings drücken sich die reichen Staaten vor dieser Verantwortung, insbesondere wenn es um die Klimafinanzierung geht. Die Diskussion fokussierte darauf, dass Industrieländer öffentliche Finanzmittel bereitstellen und Schuldenfallen vermeiden müssen. Denn viele bestehende, marktorientierte Ansätze sind falsche Lösungen, die mit Klimagerechtigkeit unvereinbar sind. Nur mit fairer, finanzieller Unterstützung können sich die Länder des Südens an den Klimawandel anpassen und sich klimafreundlich entwickeln.
11.11.2025
Tag 2
08:15
Heute morgen fand vor dem COP Haupteingang eine Aktion mit dem Slogan „No Carbon Casino“ statt. Der Protest richtet sich gegen Kohlenstoffmärkte und bezieht sich darauf, dass viele Regierungen diesen umstrittenen Mechanismus nutzen, um damit vermeintlich ihre Emissionen zu reduzieren. Besonders problematisch ist, dass die meisten Käuferländer dafür weniger inländische Emissionen reduzieren. Auch die Schweiz verfolgt diese Strategie. Sie hat als erstes Land weltweit internationale Zertifikate eingekauft, um ihre Emissionen mit CO2-Projekten im Ausland zu kompensieren. Diese Projekte werden häufig im Globalen Süden durchgeführt und die Rechte der betroffenen Gemeinschaften werden nicht immer respektiert. Hintergrundinfos in unserer neuen Analyse mit Alliance Sud.
20:00
Müde, aber mit vielen neuen Eindrücken und spannenden Begegnungen beenden wir den ersten Tag an der COP. Unsere Fachpersonen David Knecht und Bettina Dürr haben an verschiedenen Meetings der Dachorganisation CAN teilgenommen, sich in bilateralen Gesprächen mit neuen und alten Bekannten ausgetauscht und sind schon voll in die COP30 eingetaucht. Für die COP-Neulinge unseres Teams war es ein wichtiger Tag, um sich auf dieser riesigen Konferenz zu orientieren und herauszufinden, wie das Ganze abläuft. Wir melden uns morgen wieder, dann hoffentlich auch mit einem kompletten Teamfoto (v.l.n.r: Bernd Nilles, Anselma Künzle, Bettina Dürr, Laura Mateus).
Austausch mit Vatikan
16:00
Die katholische Kirche hat in Brasilien eine wichtige Rolle. Entsprechend ist sie dieses Jahr stärker in der COP involviert, als in vergangenen Ausgaben. Unsere Klimaexpertin Bettina Dürr und Geschäftsleiter von Fastenaktion, Bernd Nilles, waren heute bei einem Austausch mit Paolo Conversi, einem Mitglied der vatikanischen COP-Delegation dabei. Verschiedene katholische und zivilgesellschaftliche Organisationen informierten ihn über ihre Prioritäten an der COP30.
Eröffnung
10:30
Die COP30 beginnt mit einer positiven Dynamik. Häufig tragen die Vertragsparteien zu Beginn der COP einen Kampf um die Agenda aus. Das heisst, es wird darum gestritten, welche Themen offiziell auf dem Programm stehen. Dies war heute nicht der Fall und der Präsident der COP30, André Corrêa do Lago, Simon Stiell, Leiter des UN Klimasekretariats (UNFCCC) und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eröffneten die Konferenz. Auch heikle Themen wie Klimafinanzierung oder Handelshemnisse wurden aufgenommen und die Gespräche haben gestartet. Leider konnten wir der Eröffnung nur über den Livestream folgen, der Saal war komplett voll und wir wurden an der Tür abgeblockt.
09:30
Zum Glück haben wir unsere Badges bereits abgeholt. So gelangen wir relativ schnell durch die Sicherheitskontrolle in die Blue Zone. Hier befinden sich die grossen Versammlungsräume, in denen sich die Verhandler:innen treffen und diskutieren. Es gibt aber auch mittelgrosse Sitzungszimmer, wo Side-Events stattfinden, kleinere Räume für interne Sitzungen und offene Pavillons, in denen sich verschiedene Länder präsentieren. Auf dem grossen Gang herrscht emsiges Treiben und die Klimaanlage surrt laut. Einige Bereiche des riesigen Veranstaltungsortes sind erst im Aufbau, es wirkt noch etwas improvisiert.
10.11.2025
Tag 1
08:00
Heute startet die Weltklimakonferenz COP30 in Belém! Die „Conference of the Parties“ (COP) kommt nach 33 Jahren zurück nach Brasilien. Sie entstand als Folge des Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Fastenaktion ist mit einem Team und Partner:innen aus dem Globalen Süden vor Ort. Hier erhalten Sie täglich einen Einblick in unsere Arbeit und hinter die Kulissen der 30. Weltklimakonferenz.
09.11.2025
Vorbereitung COP30
13:15
Heute haben wir an der vorbereitenden Sitzung von Climate Action Network (CAN) teilgenommen. Die internationale Dachorganisation ist ein wichtiges Netzwerk von Fastenaktion. Über 1800 zivilgesellschaftliche Organisationen aus 130 Ländern sind Mitglied. Damit alle an einem Strang ziehen können, führt CAN vor und während der COP regelmässig Sitzungen, Austausche und Pressekonferenzen durch.
07.11.2025
Leader’s Summit
19:00
Dieses Jahr trafen sich die Regierungs- und Staatsvertreter:innen schon vor dem offiziellen Start der COP. Dies wegen der begrenzten Hotel-Kapazitäten in Belém. Neben dem brasilianischen Präsidenten Lula äusserten sich beim zweitägigen Meeting u.a. der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premierminister Keir Starmer. Die Staatschefs grosser Emittenten (USA, China und Indien) haben den Leader’s Summit zum zweiten Jahr in Folge ausgelassen. Auch die Schweiz glänzte nicht mit einer Rede, sondern mit ihrer Abwesenheit.
07.11.2025
COP30
15:00
Es kann los gehen! Wir sind in Belém angekommen und haben bereits unsere Badges für die Blue Zone abgeholt. So müssen wir am Montag, wenn die Konferenz offiziell beginnt, hoffentlich nicht zu lange anstehen. In der Blue Zone finden die offiziellen Verhandlungen statt und nur akkreditierte Personen wie Staats- und Regierungschefs und Delegationsmitglieder haben Zutritt. NGOs wie Fastenaktion können sich als Beobachtende einschreiben und so die meisten Verhandlungen vor Ort ebenfalls mitverfolgen.
26.06.2025
Bonn
Bonn endet mit durchzogener Bilanz
Die Länder taten sich schwer, einen gemeinsamen Weg Richtung COP30 einzuschlagen. Die grosse Frage zur Klimafinanzierung wurde intensiv diskutiert. Dabei wirkte nach, dass viele Aspekte zum Finanzziel an der COP29 in Baku nicht geklärt wurden. Auch wie die nationalen Klimaziele (NDC) tatsächlich politisch umgesetzt werden, ist weiterhin offen. Für Fastenaktion ist es zentral, dass mit der COP30 wieder Schwung in die Klimaverhandlungen kommt. Lesen Sie hier mehr über die Verhandlungen in Bonn.
16.06.2025
Vorbereitungen in Bonn
Nach der COP29 ist vor der COP30
Jedes Jahr im Juni treffen sich Regierungsvertretende, Wissenschaftler:innen und Zivilgesellschaft am Hauptsitz des UN-Klimasekretariats in Bonn zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz (Conference of Parties, kurz COP) der Vereinten Nationen im November. Auch die Expert:innen von Fastenaktion waren vor Ort, um sich für eine klimagerechte Zukunft ohne Hunger einzusetzen.
30.01.2025
Schweizer Klimaziele (NDC)
Veröffentlichung Schweizer Klimaziele
Die Schweiz veröffentlicht ihre Klimaziele (NDC). Aus Sicht von Fastenaktion und weiteren Schweizer NGOs gehen die Beiträge zu wenig weit. Sie stehen nicht im Einklang mit der historischen Verantwortung, welche die Schweiz als reiches Industrieland für die Klimaerwärmung trägt. Weitere Details hier in unserer Analyse.
24.11.2024
COP29 in Baku
Abschluss COP29
Die hohen Erwartungen an die COP29 in Aserbaidschan wurden enttäuscht: Die Weltgemeinschaft konnte sich nicht auf ein ausreichendes Ziel für die Klimafinanzierung einigen. Zudem gab es keine Fortschritte bei der Abkehr von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas. Was neben dem Frust bleibt, ist die beeindruckende Arbeit unserer Partnerorganisationen aus Kenia, Brasilien und den Philippinen an der Klimakonferenz. Und die Hoffnung auf die COP30 in Brasilien. Mehr dazu in unserer Schlussbilanz zur COP29.
11.11.2024
COP29 in Baku
Start COP29
Vom 11. – 22. November 2024 fand die Weltklimakonferenz (COP29) in Baku statt. Die Klima- und Energieexpert:innen Bettina Dürr und David Knecht von Fastenaktion waren bei den Verhandlungen in Baku dabei. Blicken Sie hinter die Kulissen im Newsticker zur COP29.