Tag 10 Team
09:00
Höchste Zeit das Team von Fastenaktion an der COP30 vorzustellen! Auf dem Foto v.r.n.l: Bettina Dürr, unsere Klima- und Networkingexpertin (sie kennt immer irgendjemanden;) verfolgt die Themen Klimafinanzierung, Global Stocktake und Just Transition. Laura Mateus, unsere Koordinatorin aus Kolumbien, COP- Neuling aber dennoch bereits Expertin im Organisieren von Side Events in der Blue Zone. Bernd Nilles, Geschäftsführer von Fastenaktion, ein „alter COP-Hase“…
…Er war in seiner früheren Funktion an der legendären Konferenz in Paris 2015 dabei. An der COP30 verfolgt er das Engagement der kirchlichen Akteure. David Knecht, Experte für Klimagerechtigkeit und Co-Lead der CAN Ambition Arbeitsgruppe. Er verliert auch bei 200 ungelesenen Nachrichten nicht die Übersicht und schüttelt gleichzeitig noch ein Statement für die Presse aus dem Ärmel. Anselma Künzle, versteht Portugiesisch und ist nun dabei, den COP-Jargon zu lernen, um es für diesen Newsticker in eine leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Danke fürs Interesse an unserer Arbeit!
Résumé
17:00
Fastenaktion Direktor Bernd Nilles ist auch der Präsident von CIDSE, dem Dachverband der katholischen Hilfswerke. Im Interview (hier) resümiert er die erste Hälfte der COP: „Wir als katholische Hilfswerke sind mit der ersten Woche recht zufrieden, nichts Wichtiges wurde aus der Agenda rausgestrichen“. Im Fokus stehen weiterhin Schlüsselthemen wie die Klimafinanzierung, die Anpassung an den Klimawandel und insbesondere die sogenannte „Just Transition“ – der gerechte Übergang weg von fossilen Energieträgern unter Minimierung sozialer Schäden, etwa bei Arbeitsplätzen. Er bemerkt aber auch: „Wenn die Regierungen nicht mehr Ehrgeiz an den Tag legen, wird die globale Temperatur über 1,5 Grad hinaus steigen. Das wird viele Menschen in Armut stürzen und Hunger auslösen“. Foto: Annia Klein, CIDSE.
11:15
Ein weiteres spannendes Side Event mit der Beteiligung von zwei unserer Partnerorganisationen – der kenianischen PACJA und der brasilianischen Organisation Inesc – dreht sich unter anderem um den „Tropical Forest Forever Facility“ (TFFF). Dieses Modell sieht Investitionen als finanziellen Anreiz vor, um tropische Wälder zu erhalten. Das Problem ist aber, dass es als Fonds konzipiert ist. Das heisst, Geberländer aus dem Norden investieren das Geld natürlich mit dem Ziel, dieses zu vermehren. Zudem paradox, Norwegen zum Beispiel, investiert den Profit, den das Land mit dem Abbau von fossiler Energie gewonnen hat. Die Beiträge aus dem Fonds an die lokalen Gemeinschaften sind jedoch mager. Carolina Alves von Inesc äussert sich kritisch: „Der TFFF ist kein passendes Finanzinstrument und scheitert in seiner Konstruktion, da er wenig transparent ist, nur eine begrenzte soziale Beteiligung vorsieht und sich nicht ausreichend für indigene Völker und lokale Gemeinschaften engagiert“.
Mutirão
10:30
Die COP-Präsidentschaft hat schon zu Beginn der Konferenz eine Neuerung eingebracht und damit einen Kampf um die offizielle Agenda vermieden: Sie fassen vier heikle Themen (Finanzen, Transparenz, Handel und die Reaktion auf die zu schwachen nationalen Klimapläne, NDCs) in einer sogenannten „Mutirão“ Entscheidung zusammen. Heute haben sie einen Entwurf präsentiert, wie unter anderem die Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen konkretisiert werden könnte. Der Text ist jedoch noch nicht konkret und ambitioniert genug. Aktivist:innen aus Afrika haben sich deshalb bei einer Aktion in der Blue Zone dafür stark gemacht, die Energiewende in Afrika voranzutreiben. Die Präsidentschaft möchte die entsprechenden Verhandlungstexte morgen abschliessen – wir beobachten die Lage vor Ort.
18.11.2025
Tag 9 Good News
09:00
Eine erfreuliche Nachricht: Präsident Lula hat heute das Gebiet des Volkes Manoki und drei weitere indigene Territorien homologiert. Das heisst, er hat mit seiner Unterschrift den komplizierten Prozess der offiziellen Anerkennung von indigenen Territorien bestätigt. Dadurch erhalten die indigenen Gemeinschaften das exklusive Recht, dieses Land und die natürlichen Ressourcen dort zu nutzen. Für die indigenen Völker in Brasilien und für den Klimaschutz ist dies ein extrem wichtiger Schritt. Indigene pflegen die Gebiete, die sie bewohnen auf nachhaltige Weise, schützen sie vor Abholzung und leisten so einen fundamentalen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Tipuici Manoki sagt dazu: „Wir kämpfen seit über 40 Jahren für diese Anerkennung des Territoriums. Heute sind wir sehr glücklich über diesen Erfolg.“ Foto: Tipuici Manoki (Mitte) mit Maitê Tambelini und Helena Corezomaé von unserer Partnerorganisation Opan am Klimamarsch in Belém am 16.11.25.
Radio SRF
17:30
Das Interview von Radio SRF mit Tipuici Manoki ist online (hier). Tipuici lebt im Bundesstaat Mato Grosso und berichtet, wie dort Wasserkraftwerke, Bergbau, Öl- und Gasförderung die Lebensweise ihres Volkes Manoki bedrohen. Sie engagiert sich an der COP30 und am parallelen „People’s Summit“ in Belém, weil es Indigenen die Möglichkeit gibt, sich in den Klimaverhandlungen hörbar zu machen. Sie fordert, dass die brasilianische Regierung die Rechte der indigenen Völker auf das Land anerkennen. Nur so kann die indigene Bevölkerung das Land, auf dem sie leben, pflegen und zum Schutz des Klimas beitragen.
15:30
Für die Verhandler:innen sind die offiziellen Verhandlungen das Kernstück der COP. Es finden gleichzeitig Sitzungen zu verschiedenen Themen statt. Wir können natürlich nicht überall sein und konzentrieren uns auf ausgewählte Themen. Unsere Expertin Bettina Dürr verfolgt u.a. die Verhandlungen zum Global Stocktake (GST, siehe auch Post von Tag 4). Die Sitzungen dazu haben konstruktiv angefangen – anstatt vorbereitete Statements abzulesen, machen die Verhandler:innen einen sogenannten „Huddle“. Das heisst, sie bündeln verschiedene Themen zu einem „Haufen“ und versuchen, sich auf eine Richtung zu einigen, ohne sich in den Details zu verlieren. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, dass etwas vorangeht, andererseits sind wir als Zivilgesellschaft dann von den Diskussionen ausgeschlossen und können keine Statements abgeben, wie an Tag 4. Wir müssen einfach warten, bis die Länder sich geeinigt haben.
Side Event
10:00
Unsere Partnerorganisation PACJA hat eine Diskussionsrunde zum Thema Kohlenstoffmärkte in Afrika organisiert. Stella Napanu von ICVCM erklärt: „Beim Aufbau von Kohlenstoffprojekten müssen die lokalen Gemeinschaften im Zentrum stehen. Sie müssen definieren, wie das Projekt durchgeführt wird und wie der Beschwerdemechanismus funktionieren soll. Die lokalen, kulturellen Bedingungen müssen berücksichtigt werden. Beispielsweise wenn eine Gemeinde für den Austausch lieber Gemeindeversammlungen durchführen möchte, statt per E-Mail zu kommunizieren. Dadurch stellen sie sicher, dass Informationen und Mechanismen zugänglich und inklusiv sind und alle darauf zugreifen können, auch Jugendliche und Frauen.“ Auch die anderen Panelist:innen, Vertreter der Afrikanischen Union und des kenianischen Umweltministeriums, betonten die Notwendigkeit starker Schutzmassnahmen, der Beteiligung der Gemeinden, der Aufteilung der Gewinne und des Aufbaus von Kapazitäten.
17.11.2025
Tag 8 Halbzeit
08:00
Heute startet die zweite und entscheidende Woche an der COP30. Die technischen Verhandlungen in der ersten Woche der Weltklimakonferenz sind mit einer positiven, konstruktiven Dynamik gestartet. Nun ist zu hoffen, dass auch die politischen Diskussionen in der zweiten Hälfte so weitergehen. Die Verhandler:innen müssen jetzt konkrete Entscheidungen treffen. Für eine erfolgreiche COP30 muss der von Präsident Lula vorgeschlagene Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Treib- und Brennstoffen konkretisiert werden. Auch die Schweiz sollte hier mitziehen und einen Weg Richtung Ausstieg definieren. Zudem bleibt die Klimafinanzierung ein heisses Thema. Die Industriestaaten müssen z.B. eine Verdreifachung des Finanzierungsziels für die Anpassung an die Klimakrise beschliessen. Und es muss gesichert sein, dass lokale, betroffene Gemeinschaften Zugang zu diesen Geldern haben. Foto: Mariana Castaño Cano / 10 Billion Solutions.
CAN
13:15
Sonntag ist der einzige Tag, an dem die Verhandlungen pausiert werden und die Blue Zone geschlossen ist. Für uns als Mitglied des Climate Action Network (CAN) heisst das aber nicht, Füsse hochlegen und Caipirinha trinken. Sondern die Zeit wird, wie jedes Jahr, für das zweite CAN Strategie Meeting genutzt. Ein sehr wichtiger Moment, um die zweite, entscheidende Woche der Verhandlungen vorzubereiten und zu planen.
16.11.2025
Tag 7
11:00
Der People’s Summit endet heute mit der Übergabe der Völkergipfel-Deklaration an die COP-Präsidentschaft. Die Deklaration ist das Resultat von zwei Jahren gemeinsamer Arbeit von unzähligen internationalen Organisationen und sozialen Bewegungen. Sie beinhaltet 15 Forderungen für eine gerechte und demokratische Welt, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können. Dazu gehören u.a. die Forderung nach einem Ende der Förderung fossiler Brennstoffe. Oder die faire Entschädigung für Verluste und Schäden, die den Menschen durch zerstörerische Investitionsprojekte wie Staudämme, Bergbau und Klimakatastrophen zugefügt wurden. Im Bild in der Mitte (v.l.n.r): Umweltministerin Marina da Silva, Indigenenministerin Sonia Guajajara, COP-Präsident André Corrêa do Lago.
13:45
Gemäss Organisatoren haben rund 70’000 Menschen am Klimamarsch in Belém teilgenommen. Auf der ganzen Welt haben sich die Menschen solidarisch gezeigt: Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen in 27 Ländern unterstützen die Forderungen für einen Wandel hin zu einem klimafreundlichen, sozialen und gerechten System. Die Demonstration in Belém ist friedlich abgelaufen, das hohe Polizei- und Militäraufkommen rund um den offiziellen Veranstaltungsort war jedoch auffällig und grösser, als in den letzten Tagen.
Panel Agrarökologie
12:30
Während draussen der Klimamarsch durch die Strassen zieht, gehen die Verhandlungen und Side Events in der Blue Zone wie gewohnt weiter. Mit unserer kenianischen Partnerorganisation Pan African Climate Justice Alliance (PACJA) organisieren wir eine Diskussionsrunde zum Thema „Agrarökologie als Weg zu Klimaschutz und widerstandsfähigen Ernährungssystemen“. Unsere Kollegin Laura leitet ins Thema ein und erläutert, dass Agrarökologie ein mehrdimensionales Konzept ist, das eine ökologische, sozial-kulturelle, wirtschaftliche und politische Ebene umfasst. Die Panelist:innen aus Afrika und Lateinamerika sind sich einig, Agrarökologie ist eine echte Lösung, welche die Resilienz der Menschen und das Recht auf Nahrung stärkt und für die Bekämpfung der Klimakrise unabdingbar ist.
15.11.2025
Tag 6 Klimademo
09:30
Heute ist es in Belém gefühlt noch heisser. Zehntausende Menschen ziehen in einem energiegeladenen, bunten und lauten Zug durch die Stadt. Die Zivilgesellschaft, Indigene und soziale Bewegungen fordern zur Halbzeit der COP30 sozial gerechte Klimamassnahmen, die Abwendung von fossilen Brennstoffen, eine faire Klimafinanzierung und die Respektierung der Indigenenrechte. Für die zweite Woche der COP ist klar: Es braucht mutige politische Entscheidungen, welche die Menschen und den Schutz des Planeten vor Profit stellen.
CIDSE
18:00
Viele Organisationen von CIDSE, unserem internationalen Netzwerk von katholischen Organisationen, sind an der COP30 präsent. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden, eine gerechte Klimafinanzierung sicherzustellen und einen sozial gerechten und inklusiven Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft anzutreiben. CIDSE hat heute Abend alle Mitglieder und Partnerorganisationen zu einem informellen Beisammensein eingeladen. Ein schöner Moment, bei dem es weniger um die technischen Details der Verhandlungen, sondern viel mehr um das Beisammensein und den Austausch untereinander ging.
Panel
14:30
Unser Panel im Rahmen des People’s Summit platzt aus allen Nähten: Fast 80 Personen sind gekommen, um unsere Redner:innen zum Thema Kohlenstoffmärkte zu hören. Sie berichten aus der Perspektive von Lateinamerika, Indien und Pazifik, Afrika und Europa, warum Kohlenstoffmärkte und CO2-Zertifikate falsche Lösungen sind. Und was gerechte Lösungen wären – zum Beispiel die Wälder und Landrechte an indigene Völker zurückgeben. Oder Klimawandel nicht losgelöst, sondern in Bezug zu Kapitalismus, Kolonialismus und Patriarchat angehen. Auf dem Panel sprachen (v.l.n.r): Marta Tipuici Manoki aus Brasilien, Ritodhi Chakraborty, aus Indien, OduduAbasi Asuquo aus Nigeria und Daniela Mendoza von unserer Partnerorganisation Censat in Kolumbien.
14.11.2025
Tag 5
10:00
Heute verbringen wir den ganzen Tag auf dem People’s Summit auf dem Campus der Universität von Belém. Die Atmosphäre ist lebhaft, solidarisch und geprägt von der Energie der sozialen Bewegungen, die gekommen sind, um für ihre Rechte und Klimagerechtigkeit einzutreten. Es gibt einen Markt mit Kunsthandwerk und landwirtschaftlichen Produkten, ein Kulturprogramm mit Tanz und Musik, aber auch Diskussionsrunden, Reden von Aktivisten, Demonstrationen und Protestaktionen. Die Kritik richtet sich an Konzerne wie Syngenta und Bayer. Deren Verbindung zur Agrarindustrie und Verantwortung für die ökologische Krise werden hier klar benannt.
Taifun Philippinen
16:30
Innerhalb von fünf Tagen trafen zwei Taifune die Philippinen. Fastenaktion leistet wegen der grossen Schäden Nothilfe. Seit Jahren arbeiten wir eng mit Kardinal «Ambo» David zusammen. Auch er ist momentan an der COP30 und hat eine klare Botschaft: „Die Klimaerwärmung ist keine Theorie, sie geschieht jetzt. Unsere Bevölkerung auf den Philippinen leidet gerade. Und während wir verhandeln, begraben Familien zu Hause ihre Toten. Ich appelliere an die Verhandlungsführer: Hören Sie auf, die Klimakrise als Arena für konkurrierende nationale Interessen zu behandeln. Bitte berücksichtigen Sie die menschlichen Kosten. Treffen sie mutige Entscheidungen und nicht die, die bequem sind.“ Das ganze Gespräch mit Kardinal David finden Sie hier.
Sisteminha
14:00
Yaiku, Leader des indigenen Volkes Tapayuna, berichtet bei dieser Diskussionsrunde von seinen Erfahrungen mit dem „Sisteminha“ (pt. kleines System). Mit Unterstützung von OPAN und Fastenaktion konnte er dieses kleine, aber sehr effektive und integrale System anfangs 2025 einrichten. Es umfasst eine Fischzucht, ein Feld mit verschiedenem Gemüse sowie die Haltung von Kleintieren (Hühner und Schweine). Dank dem Wasser aus der Fischzucht kann Yaiku auch während trockenen Perioden mit wenig Regen sein Feld bewässern und regelmässig Nahrungsmittel ernten. Das ausgeklügelte System ist ein Beispiel von resilienter Landwirtschaft und ermöglicht der Familie, sich an den Klimawandel anzupassen und ihre Ernährung zu sichern.
12.11.2025
Tag 4
11:30
Heute ist der zweite Tag des People’s Summit. Über 10’000 Teilnehmende werden erwartet. Neben indigenen Organisationen und brasilianischen Bewegungen beteiligen sich auch zahlreiche internationale NGOs am alternativen Klimagipfel. Auch Fastenaktion unterstützt den Gipfel und die Forderung nach Klimagerechtigkeit. In den nächsten Tagen finden zahlreiche Veranstaltungen und Diskussionsrunden statt, welche Lösungen für die Klimakrise aufzeigen und diskutieren. Zudem wird die „Deklaration des Volkes“ verfasst und zum Abschluss dem Präsidenten der COP30, André Corrêa do Lago, überreicht.
People’s Summit
19:30
Der „People’s Summit“ wurde sehnlichst erwartet, nachdem sich die Zivilgesellschaft an den letzten drei COP in Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Aserbaidschan ausserhalb der Verhandlungszone kaum äussern konnte. Der Gipfel findet vom 12. – 16.11. statt und vereint soziale Bewegungen aus der ganzen Welt in Belém. Nach der Bootsparade am Morgen wird der Gipfel am Abend mit einem kulturellen Programm eröffnet. Eine bunte, fröhliche Abwechslung nach den Tagen in der grauen Venue.
Plenary Session
17:00
Wir verfolgen eine offizielle Verhandlungsrunde. Im riesigen Saal besprechen Vertreter:innen der Länder den Text zum Global Stocktake. Dieser ist eine Bestandesaufnahme, wie die Welt bei der Reduzierung der Emissionen und bei der Anpassung an den Klimawandel voranschreitet. Auch die Vertreterin der Schweizer Delegation hat das Wort ergriffen und den Text kommentiert. Nachdem sich alle Länder geäussert haben und kurz bevor die Zeit abgelaufen ist, waren die Beobachtenden, also die Zivilgesellschaft an der Reihe. Bettina hat vor einigen Tagen in einer Arbeitsgruppe das Statement der Umweltorganisationen (ENGO) mitverfasst und eine Kollegin von Climate Action Network (CAN) hat es vorgelesen.
15:00
Bei einem Side Event von Opan trafen wir eine alte Bekannte: Luene Karipuna, vom indigenen Volk der Karipuna. Wir begleiteten sie bereits letztes Jahr an der COP29 in Baku. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung spürt auch ihr Volk. Sie berichtet, dass 2022 Schädlinge die Maniokernte zerstört hatten, was die Ernährungssicherheit und das Einkommen ihrer Gemeinschaft gefährdete. Mit neuen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie dem Verkauf von Açaí-Pulver, suchen sie nun Lösungen, um sich an die durch den Klimawandel veränderten Umstände anzupassen.
News CH
11:00
News aus der Schweiz: Der Bundesrat hat heute weitere bilaterale Klima-Abkommen zu Kohlenstoffmärkten mit Sambia, der Mongolei und Uganda genehmigt. Diese erlauben es, dass die Schweiz Emissionsverminderungen durch CO2-Projekte im Ausland zum inländischen Klimaschutz anrechnen darf. Wir sehen diese Abkommen kritisch, denn sie stehen sinnbildlich für ungenügende Klimaschutzmassnahmen in der Schweiz. Solche Abkommen sollten zu mehr globalem Klimaschutz führen, und nicht der Schweiz erlauben, ihre Massnahmen im Ausland „einzukaufen“. Der Zukauf von Zertifikaten sollte zusätzlich sein zu einem starken nationalen Klimaziel in der Schweiz.
12.11.2025
Tag 3
8:30
Heute startet der parallele Klimagipfel der Zivilgesellschaft mit einer grossen Bootsparade durch Belém, mit über 200 Schiffen und ca. 5000 Menschen an Board. Auch unsere ehemalige Partnerorganisation MAB (Bewegung der von Staudämmen betroffenen Menschen) nimmt an der Parade teil und macht auf die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise und Dammbrüchen aufmerksam (Foto: Midianinja/ Cobertura Colaborativa).
Dinner
20:00
Wir lassen diesen ereignisreichen Tag bei einem Nachtessen mit aktuellen und ehemaligen Partner:innen ausklingen. Sie alle engagieren sich an der COP30 für mehr Klimaschutz. Diese informellen Momente sind sehr wichtig, um die Beziehungen und das Vertrauen zu stärken und nach der intensiven Arbeit gemeinsam einen unbeschwerten Moment zu geniessen. Somit sagen wir „Boa noite“ und wir berichten morgen wieder.
Side Event 2
17:55
Tipuci Manoki, vom indigenen Volk Manoki und Partnerin von Opan brachte es in ihrer Rede auf den Punkt: „Der Klimawandel ist für uns Indigene täglich spürbar: Wir müssen unsere Felder zu anderen Zeiten bestellen und unsere Ernährung anpassen. Aber die Unternehmen, die den Klimawandel befeuern, müssen nicht einmal dafür bezahlen. Wer leidet, sind wir. Es sind die Menschen, die nachhaltig, in ländlichen Gebieten leben, welche bei Naturkatastrophen sterben. Wir indigene Völker sollten in den Verhandlungen der COP30 mehr einbezogen werden. Unsere Lebensweise ist bereits eine Alternative zu den Kohlenstoffmärkten. Sie ist eine Art, sich nachhaltig um das Klima zu kümmern. Zu CO2-Projekten möchten wir eine eigene Entscheidung treffen, die unsere Zukunft und unsere Lebensweise nicht beeinträchtigt.“
Side Event 1
16:45
Über 60 Personen nahmen an unserem Side Event zum Thema „Schutzmassnahmen und Alternativen für Kohlenstoffmärkte“ teil, das wir mit unserer brasilianischen Partnerorganisation Opan und weiteren Organisationen wie Cidse und Carbon Market Watch organisierten. Mit dem neuen Anrechnungsmechanismus gemäss Artikel 6.4, können Länder CO2 mit Projekten im Ausland reduzieren, statt inländische Emissionsreduktionen voranzutreiben. Solche „Carbon Market Projekte“ sind vielfach schädlich und haben kaum eine positive Wirkung aufs Klima. Die Vertreterinnen aus den Philippinen, Kenia und Brasilien betonten, dass die Bedürfnisse und Visionen der Gemeinden im Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen stehen müssen.
Radio SRF
16:15
Ein Tag an der COP läuft selten so ab, wie wir es geplant haben. Es entstehen häufig spontane Begegnungen, Sitzungen oder wie hier, Interviews. Wir konnten ein Gespräch mit Tipuci Manoki, einer indigenen Vertreterin des Volkes Manoki und Radio SRF vermitteln. Tipuci arbeitet mit unserer brasilianischen Partnerorganisation Opan. Ihr Volk ist stark vom Klimawandel betroffen und sie erhofft sich von der COP30, dass die Rechte der Indigenen und ihr Zugang zu Land gestärkt werden.
Austausch mit Partner:innen
14:00
Fastenaktion arbeitet im Programm Klimagerechtigkeit mit Partnerorganisationen aus Brasilien, Kolumbien, Kenia und den Philippinen. Seit einem Jahr dreht sich die Arbeit speziell zum Thema CO2-Märkte und um die Frage, wie unsere Projektpartner:innen davon betroffen sind und wie wir die Zusammenarbeit dazu stärken können. In Bonn trafen wir uns zum ersten Mal mit einigen der Mitglieder. Nach vielen online Sitzungen ist das zweite persönliche Treffen heute ein besonderer Moment und ein Highlight in unserer Zusammenarbeit.
13:15
Carolina Alves von unserer brasilianischen Partnerorganisation Inesc hat als Panelistin an einem Side Event zu Klimafinanzierung teilgenommen. Die Industrieländer haben eine historische Verantwortung, sie sind zu einem viel grösseren Teil für die Klimaerwärmung verantwortlich, als die Länder des Globalen Süden. Allerdings drücken sich die reichen Staaten vor dieser Verantwortung, insbesondere wenn es um die Klimafinanzierung geht. Die Diskussion fokussierte darauf, dass Industrieländer öffentliche Finanzmittel bereitstellen und Schuldenfallen vermeiden müssen. Denn viele bestehende, marktorientierte Ansätze sind falsche Lösungen, die mit Klimagerechtigkeit unvereinbar sind. Nur mit fairer, finanzieller Unterstützung können sich die Länder des Südens an den Klimawandel anpassen und sich klimafreundlich entwickeln.
11.11.2025
Tag 2
08:15
Heute morgen fand vor dem COP Haupteingang eine Aktion mit dem Slogan „No Carbon Casino“ statt. Der Protest richtet sich gegen Kohlenstoffmärkte und bezieht sich darauf, dass viele Regierungen diesen umstrittenen Mechanismus nutzen, um damit vermeintlich ihre Emissionen zu reduzieren. Besonders problematisch ist, dass die meisten Käuferländer dafür weniger inländische Emissionen reduzieren. Auch die Schweiz verfolgt diese Strategie. Sie hat als erstes Land weltweit internationale Zertifikate eingekauft, um ihre Emissionen mit CO2-Projekten im Ausland zu kompensieren. Diese Projekte werden häufig im Globalen Süden durchgeführt und die Rechte der betroffenen Gemeinschaften werden nicht immer respektiert. Hintergrundinfos in unserer neuen Analyse mit Alliance Sud.
20:00
Müde, aber mit vielen neuen Eindrücken und spannenden Begegnungen beenden wir den ersten Tag an der COP. Unsere Fachpersonen David Knecht und Bettina Dürr haben an verschiedenen Meetings der Dachorganisation CAN teilgenommen, sich in bilateralen Gesprächen mit neuen und alten Bekannten ausgetauscht und sind schon voll in die COP30 eingetaucht. Für die COP-Neulinge unseres Teams war es ein wichtiger Tag, um sich auf dieser riesigen Konferenz zu orientieren und herauszufinden, wie das Ganze abläuft. Wir melden uns morgen wieder, dann hoffentlich auch mit einem kompletten Teamfoto (v.l.n.r: Bernd Nilles, Anselma Künzle, Bettina Dürr, Laura Mateus).
Austausch mit Vatikan
16:00
Die katholische Kirche hat in Brasilien eine wichtige Rolle. Entsprechend ist sie dieses Jahr stärker in der COP involviert, als in vergangenen Ausgaben. Unsere Klimaexpertin Bettina Dürr und Geschäftsleiter von Fastenaktion, Bernd Nilles, waren heute bei einem Austausch mit Paolo Conversi, einem Mitglied der vatikanischen COP-Delegation dabei. Verschiedene katholische und zivilgesellschaftliche Organisationen informierten ihn über ihre Prioritäten an der COP30.
Eröffnung
10:30
Die COP30 beginnt mit einer positiven Dynamik. Häufig tragen die Vertragsparteien zu Beginn der COP einen Kampf um die Agenda aus. Das heisst, es wird darum gestritten, welche Themen offiziell auf dem Programm stehen. Dies war heute nicht der Fall und der Präsident der COP30, André Corrêa do Lago, Simon Stiell, Leiter des UN Klimasekretariats (UNFCCC) und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eröffneten die Konferenz. Auch heikle Themen wie Klimafinanzierung oder Handelshemnisse wurden aufgenommen und die Gespräche haben gestartet. Leider konnten wir der Eröffnung nur über den Livestream folgen, der Saal war komplett voll und wir wurden an der Tür abgeblockt.
09:30
Zum Glück haben wir unsere Badges bereits abgeholt. So gelangen wir relativ schnell durch die Sicherheitskontrolle in die Blue Zone. Hier befinden sich die grossen Versammlungsräume, in denen sich die Verhandler:innen treffen und diskutieren. Es gibt aber auch mittelgrosse Sitzungszimmer, wo Side-Events stattfinden, kleinere Räume für interne Sitzungen und offene Pavillons, in denen sich verschiedene Länder präsentieren. Auf dem grossen Gang herrscht emsiges Treiben und die Klimaanlage surrt laut. Einige Bereiche des riesigen Veranstaltungsortes sind erst im Aufbau, es wirkt noch etwas improvisiert.
10.11.2025
Tag 1
08:00
Heute startet die Weltklimakonferenz COP30 in Belém! Die „Conference of the Parties“ (COP) kommt nach 33 Jahren zurück nach Brasilien. Sie entstand als Folge des Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Fastenaktion ist mit einem Team und Partner:innen aus dem Globalen Süden vor Ort. Hier erhalten Sie täglich einen Einblick in unsere Arbeit und hinter die Kulissen der 30. Weltklimakonferenz.
09.11.2025
Vorbereitung COP30
13:15
Heute haben wir an der vorbereitenden Sitzung von Climate Action Network (CAN) teilgenommen. Die internationale Dachorganisation ist ein wichtiges Netzwerk von Fastenaktion. Über 1800 zivilgesellschaftliche Organisationen aus 130 Ländern sind Mitglied. Damit alle an einem Strang ziehen können, führt CAN vor und während der COP regelmässig Sitzungen, Austausche und Pressekonferenzen durch.
07.11.2025
Leader’s Summit
19:00
Dieses Jahr trafen sich die Regierungs- und Staatsvertreter:innen schon vor dem offiziellen Start der COP. Dies wegen der begrenzten Hotel-Kapazitäten in Belém. Neben dem brasilianischen Präsidenten Lula äusserten sich beim zweitägigen Meeting u.a. der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premierminister Keir Starmer. Die Staatschefs grosser Emittenten (USA, China und Indien) haben den Leader’s Summit zum zweiten Jahr in Folge ausgelassen. Auch die Schweiz glänzte nicht mit einer Rede, sondern mit ihrer Abwesenheit.
07.11.2025
COP30
15:00
Es kann los gehen! Wir sind in Belém angekommen und haben bereits unsere Badges für die Blue Zone abgeholt. So müssen wir am Montag, wenn die Konferenz offiziell beginnt, hoffentlich nicht zu lange anstehen. In der Blue Zone finden die offiziellen Verhandlungen statt und nur akkreditierte Personen wie Staats- und Regierungschefs und Delegationsmitglieder haben Zutritt. NGOs wie Fastenaktion können sich als Beobachtende einschreiben und so die meisten Verhandlungen vor Ort ebenfalls mitverfolgen.
26.06.2025
Bonn
Bonn endet mit durchzogener Bilanz
Die Länder taten sich schwer, einen gemeinsamen Weg Richtung COP30 einzuschlagen. Die grosse Frage zur Klimafinanzierung wurde intensiv diskutiert. Dabei wirkte nach, dass viele Aspekte zum Finanzziel an der COP29 in Baku nicht geklärt wurden. Auch wie die nationalen Klimaziele (NDC) tatsächlich politisch umgesetzt werden, ist weiterhin offen. Für Fastenaktion ist es zentral, dass mit der COP30 wieder Schwung in die Klimaverhandlungen kommt. Lesen Sie hier mehr über die Verhandlungen in Bonn.
16.06.2025
Vorbereitungen in Bonn
Nach der COP29 ist vor der COP30
Jedes Jahr im Juni treffen sich Regierungsvertretende, Wissenschaftler:innen und Zivilgesellschaft am Hauptsitz des UN-Klimasekretariats in Bonn zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz (Conference of Parties, kurz COP) der Vereinten Nationen im November. Auch die Expert:innen von Fastenaktion waren vor Ort, um sich für eine klimagerechte Zukunft ohne Hunger einzusetzen.
30.01.2025
Schweizer Klimaziele (NDC)
Veröffentlichung Schweizer Klimaziele
Die Schweiz veröffentlicht ihre Klimaziele (NDC). Aus Sicht von Fastenaktion und weiteren Schweizer NGOs gehen die Beiträge zu wenig weit. Sie stehen nicht im Einklang mit der historischen Verantwortung, welche die Schweiz als reiches Industrieland für die Klimaerwärmung trägt. Weitere Details hier in unserer Analyse.
24.11.2024
COP29 in Baku
Abschluss COP29
Die hohen Erwartungen an die COP29 in Aserbaidschan wurden enttäuscht: Die Weltgemeinschaft konnte sich nicht auf ein ausreichendes Ziel für die Klimafinanzierung einigen. Zudem gab es keine Fortschritte bei der Abkehr von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas. Was neben dem Frust bleibt, ist die beeindruckende Arbeit unserer Partnerorganisationen aus Kenia, Brasilien und den Philippinen an der Klimakonferenz. Und die Hoffnung auf die COP30 in Brasilien. Mehr dazu in unserer Schlussbilanz zur COP29.
11.11.2024
COP29 in Baku
Start COP29
Vom 11. – 22. November 2024 fand die Weltklimakonferenz (COP29) in Baku statt. Die Klima- und Energieexpert:innen Bettina Dürr und David Knecht von Fastenaktion waren bei den Verhandlungen in Baku dabei. Blicken Sie hinter die Kulissen im Newsticker zur COP29.