Demokratische Republik Kongo

Die Auswirkungen der Krisen

01.05.2024

Trotz der anhaltenden Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo leisten die Partnerorganisationen von Fastenaktion wirksame Arbeit. Doch die Krise ist für die Menschen sehr belastend, und ohne Sicherheitsmassnahmen geht es nicht.

Text: Ralf Kaminski, Redaktor bei Fastenaktion

Fastenaktion ist bereits seit 1962 in der Demokratischen Republik Kongo aktiv, die bis 1997 Zaire hiess. Aktuell unterstützen wir dort 13 Partnerorganisationen, die dazu beitragen, Hunger und Armut zu überwinden, gesunde Ernährung und Alphabetisierung zu fördern, Schulden zu reduzieren, verantwortungsvollen Rohstoffabbau einzufordern sowie Geschlechtergerechtigkeit zu verbessern.  

2023 haben dadurch knapp 13’000 Personen direkt von mehr und gesünderer Nahrung profitiert, unter ihnen 55 Prozent Frauen, deren gesellschaftliche Stellung erfreuliche Fortschritte macht. Es gibt 649 Solidaritätsgruppen im Land, die kleine, nahezu zinslose Kredite an ihre Mitglieder vergeben und gemeinsam Felder und Fischteiche bewirtschaften. Zudem wurden letztes Jahr zahlreiche Vereinbarungen mit Unternehmen unterzeichnet, um finanzielle Beiträge aus Bergbauerträgen in soziale Gemeindeprojekte zu investieren.

 

Reisen im Land eingeschränkt

Obwohl wir keine Projekte im von diversen Gruppen umkämpften Osten des Landes betreiben, wirkt sich die instabile und unberechenbare Situation auch auf unsere Arbeit aus. «Die Menschen im ganzen Land verfolgen die Gewalt im Osten, sie löst Stress und Traumata aus», sagt Germain Nyembo, Koordinator von Fastenaktion in DR Kongo. «So wie sich ein verletzter Arm negativ auf das Wohlbefinden des ganzen Körpers eines Menschen auswirkt.» 

Erschwerend kommt hinzu, dass in den letzten Jahren auch andere Regionen des Landes unsicherer geworden sind. «Die Zusammenstösse zwischen den Mobondo-Milizen und den kongolesischen Streitkräften (FARDC) in den Provinzen Mai-ndombe und Kwango im Westen schränken unseren Bewegungsradius ein», erklärt Germain. Denn diese Kämpfe führten zu Fluchtbewegungen in die Nachbarregionen, insbesondere nach Kwilu und Kinshasa. «Letztes Jahr mussten wir aufgrund von Sicherheitsbedenken mehrmals Beratungseinsätze zur Begleitung unserer Partner in Kwilu verschieben oder aussetzen.» Bis heute komme es auf einigen Streckenabschnitten zu Störungen. «Es gibt sporadische Angriffe, man sollte es insbesondere vermeiden, in der Nacht zu reisen.» 

Bewohnerinnen des Dorfes Lokolo zeigen am Weltfrauentag stolz ihre Alphabetisierungszertifikate.

Schlafstörungen und Ängste

Darüber hinaus gibt es weitere negative Auswirkungen auf das Leben der Menschen: Zahlungen an die Staatsangestellten verzögern sich wegen unvorhergesehener Regierungsausgaben im Zusammenhang mit den Konflikten. Die Bewegungsfreiheit der Geschäftsleute und Konsument:innen ist eingeschränkt. Ebenfalls belastend ist die Abwertung der kongolesischen Währung, welche die Preise für Treibstoff, Lebensmittel und Kleidung erhöht.  

Vor allem führt die anhaltende Krise zu einer enormen Verunsicherung, auch in den Projekten von Fastenaktion. «Wir leben in grosser Ungewissheit, wissen nicht, was der nächste Tag bringt», sagt Germain. «Viele Menschen haben Schlafstörungen und fürchten, dass sich die Konflikte und Kämpfe auf weitere Regionen ausbreiten.» Auch die Projektleiter seien psychisch stark belastet, was ihnen Kraft und Energie raube, die sie in stabilen Zeiten für ihre Arbeit einsetzen könnten.

 

Rückzug nur als letztes Mittel

Für den Arbeitsalltag gibt es konkrete Sicherheitsmassnahmen. So werden etwa Reiserouten geheim gehalten oder kurzfristig angepasst, manchmal werden Besuche auch ganz abgesagt. Und in Regionen mit problematischen Entwicklungen bemühen sich die lokalen Partner um besonders gute Beziehungen zu den Behörden. «Je besser unsere Arbeit akzeptiert ist, desto sicherer können wir dort tätig sein», erklärt Germain. 

Weitere Massnahmen seien denkbar, falls sich die Lage verschlimmere. «Etwa das Reisen mit bewaffneten Sicherheitsleuten oder gar der Rückzug aus einem bestimmten Gebiet, wenn es dort zu gefährlich wird.» Dies sei jedoch das letzte Mittel und bisher noch nie nötig gewesen. «Aber es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als die Sicherheitslage ständig zu beobachten, insbesondere vor Reisen in potenziell gefährliche Gebiete.»

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Krisen im Kongo in unserem Hintergrundartikel.

Fastenaktion arbeitet im Kongo mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um den Hunger langfristig zu mindern. In unseren innovativen Projekten sichern wir so die Ernährung von 16’000 Kongolesinnen und Kongolesen. Möchten Sie uns mit einer Spende helfen, noch mehr Menschen im Kongo zu erreichen? 

Germain Nyembo berichtet, dass viele Menschen im Kongo eine Ausweitung der Konflikte und Kämpfe auf andere Regionen des Landes befürchten.

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