Jetzt erst recht

Aktionsforum: Engagement in Krisenzeiten

05.11.2023

Wie muss sich Entwicklungszusammenarbeit verändern angesichts so vieler globaler Krisen? Am 10. November lädt Fastenaktion erstmals zu einem Aktionsforum ein, um über solche und andere Fragen zu diskutieren. Das Ziel: Austausch, Weiterbildung und neue Impulse. 

Im Gespräch: Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenaktion und Lucrezia Meier-Schatz, Präsidentin Stiftungsforum Fastenaktion

Das Aktionsforum von Fastenaktion soll es künftig jedes Jahr geben. Was bezweckt ihr mit diesem neuen Anlass? 

Lucrezia Meier-Schatz: Er soll eine Mischung aus Weiterbildung und Impulstagung sein. Das Stiftungsforum von Fastenaktion möchte sich damit öffnen und Menschen erreichen, die kommunal und kirchlich an der Front tätig sind und sich schon jetzt in ähnlichen Bereichen engagieren. Auch um zusätzliche Menschen zu gewinnen, die unser Engagement weitervermitteln. 

Bernd Nilles
: Und die 60 Plätze des Aktionsforums waren schnell ausgebucht, was mich sehr freut. Es scheint fast, als ob die Leute auf sowas gewartet haben. Unser Grundgedanke ist: Wer sich im kirchlichen Raum engagieren möchte, kann sich bei Fastenaktion aktiv einbringen. Es geht um Dialog, Austausch, gemeinsames Lernen – auch schwierige Themen kommen zur Sprache. 

Lucrezia
: Nach drei Jahren ziehen wir Bilanz und schauen, ob es sich bewährt hat. Ziel ist, später 100 bis 150 Leute zu erreichen. 

 

Ein Thema sind neue Ansätze bei der Entwicklungszusammenarbeit angesichts der vielen globalen Krisen. In welche Richtung könnte es gehen? 

Bernd: Als Entwicklungsorganisation wird man derzeit ziemlich durchgeschüttelt. Wir möchten von der kirchlichen Basis hören, was sie beschäftigt, und erhoffen uns Impulse für den laufenden Strategieprozess. Klar ist: An der Dringlichkeit des Handelns hat sich nichts geändert. 

Lucrezia: Es nehmen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen am Aktionsforum teil, wir erwarten spannende Diskussionen und werden offen zuhören. Ich erhoffe mir, dass sie dazu beitragen, unser Themenportfolio zu schärfen. Persönlich könnte ich mir einen Fokus auf Hunger und Armut vorstellen, ergänzt durch einen feministischen Ansatz. 

Lucrezia Meier-Schatz: «Wir sind zwar klein, bewirken vor Ort jedoch viel für die Ernährungssicherheit und die Stärkung von Gemeinschaften.»

Bernd Nilles ist seit 2017 Geschäftsleiter von Fastenaktion.

Auch die Krise der Kirche kommt zur Sprache. Welche Erkenntnisse erhofft ihr euch davon?

Bernd: Wir sprechen das auch deshalb an, weil viele trotz dieser Krise am sozialen und gesellschaftlichen Engagement festhalten wollen. Aber wir fragen uns natürlich schon, wie wir uns als katholisches Hilfswerk zu all dem positionieren sollen. Ich bin sehr gespannt auf die Workshops – und finde auch den feministischen Ansatz vielversprechend, den Lucrezia angesprochen hat. Beim Thema Geschlechtergerechtigkeit hat Fastenaktion viel Erfahrung aus der Arbeit im Süden. 

Lucrezia
: Auch dort ist die Rolle der Frau wichtig. Egal, ob bei Ernährung, Bildung, Gesundheit, Kampf gegen die Armut – ein Grossteil der Alltagsarbeit in diesen Bereichen wird von Frauen gestemmt. Ein Fokus hier könnte Frauen an der Basis verstärkt ansprechen, gerade auch angesichts der Kirchenkrise.  

 

Welche weiteren Ansätze seht ihr, um kirchennahe Menschen anzusprechen?

Bernd: Neben den schon bisher treuen Unterstützer:innen sehe ich bei zwei Gruppen Potenzial: Einerseits bei Leuten, die sich entschieden haben, eine gewisse Distanz zur Kirche einzunehmen, die jedoch die gleichen Werte vertreten wie wir und unsere Arbeit hoffentlich weiter unterstützen. Andererseits bei Menschen mit Migrationshintergrund, die häufig auf eine andere Art Kirche leben und sich in ihren Herkunftsländern engagieren, Fastenaktion jedoch teils gar nicht kennen. Meine muslimische Zahnärztin zum Beispiel findet, wir sollten mit unseren Spendenaufrufen und guten Projekten unbedingt stärker auch auf Menschen ihrer Religion zugehen. Unsere Zielgruppe könnte künftig also diverser werden.

 

Unser Ziel ist die Beseitigung des Hungers – der global jedoch zugenommen hat in den letzten Jahren. Können wir überhaupt etwas ausrichten angesichts all der geopolitischen Krisen?

Lucrezia: Wir sind zwar klein, bewirken vor Ort jedoch viel für die Ernährungssicherheit und die Stärkung von Gemeinschaften. Damit leisten wir einen relevanten Beitrag zur Besserung. 

Bernd
: Wir dürfen uns nicht lähmen lassen von den vielen schrecklichen globalen Zahlen. Richtig, es gibt mehr Hunger, mehr Armut, mehr Krisen. Aber genau deshalb braucht es unsere Arbeit. So haben wir mit unseren Partnerorganisationen zum Beispiel über zwei Millionen Menschen geholfen, trotz der Krisen nicht hungern zu müssen. Denn unsere agrarökologischen Techniken führen zu einer anderen Landwirtschaft, die auch dann funktioniert, wenn es auf dem Weltmarkt kriselt. Wir hoffen sehr, dass die Teilnehmenden am Aktionsforum motiviert sind, sich mit uns zu engagieren. Der Einsatz lohnt sich. 

Lucrezia Meier-Schatz ist Präsidentin des Stiftungsforums von Fastenaktion.

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