Die Tragödie, die sich seit Monaten in der Demokratischen Republik Kongo abspielt, wurde um ein weiteres trauriges Kapitel ergänzt: Vor zwei Tagen sind Proteste gegen die derzeitige Regierung blutig niedergeschlagen worden.
Bei der Demonstration starben mindestens sechs Menschen, rund 40 wurden verletzt und über 200 Personen verhaftet. Bereits Ende Dezember kam es bei einem von katholischen Organisationen aufgerufen Protestmarsch zu Gewaltausbrüchen, bei der mindestens fünf Menschen ihr Leben verloren haben, es ebenfalls Verletzte gab und über 120 Verhaftete. Die Protestierenden hatten in beiden Fällen gegen eine dritte Amtszeit des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila demonstriert – und wurden gewaltsam und mit Tränengas zum Schweigen gebracht. «Leben wir in einem Gefängnis unter freiem Himmel?», fragte der Kardinal von Kinshasa, Laurent Monsengwo.
Eskalation nach Sonntagsmesse
An beiden Demonstrationen nahmen vorwiegend Gläubige und Vertreter und Vertreterinnen der Kirche teil, die friedlich nach einer Sonntagsmesse in verschiedenen Teilen des Landes zu Kundgebungen zusammenkamen. Die Kongolesische Regierung stellte an beiden Tagen sämtliche Internet- und Telefondienste im Land ein – was es nicht zuletzt auch den Verwundeten verunmöglichte, erste Hilfe anzufordern.
EurAc, das Europäische Netzwerk für Zentralafrika, appellierte heute in einer Medienmitteilung an die UN und seine Mitglieder, Druck auf den Präsidenten und dessen Regime zu machen. Die EU mit ihren Mitgliedern müsse endlich aufhören, die Augen vor den gewaltsam unterdrückten Protesten und dem repressiven Klima im Land zu verschliessen, forderte Brune Mercier, Direktorin von EurAc. Ausserdem forderte die Organisation, dass die Verantwortlichen, die gegen die Menschenrechte verstossen, endlich zur Rechenschaft gezogen werden. Auch die mit Fastenaktion verbundene kongolesische Bischofskonferenz CENCO hat die gewaltsamen Übergriffe der Sicherheitskräfte angeprangert.
Ein vergessener Konflikt mehr
Der Konflikt im Kongo gehört gemäss der Hilfsorganisation Care zu den «zehn humanitären Krisen, die 2017 keine Schlagzeilen machten» In dem afrikanischen Riesenstaat, seit Jahrzehnten Schauplatz von Gewalt, wurden 2017 mehr als 1,7 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Vier von zehn Kindern unter fünf Jahren sind unterernährt. Die Zahl der Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, hat sich im vergangenen Jahr auf acht Millionen verdoppelt und wird vermutlich weiter steigen.
Bereits in der Vergangenheit hat Fastenaktion, welche auch in Krisengebieten in der Demokratischen Republik Kongo Projekte unterstützt, auf die Tragödie aufmerksam gemacht. Fastenaktion engagiert sich seit fast 50 Jahren (1971) in Kongo-Kinshasa für mehr Nahrungssouveränität und mehr Gerechtigkeit.