Mit Laudato Si richtete sich erstmals eine Enzyklika eines Papstes an alle Menschen dieser Erde und rief angesichts der globalen Herausforderungen zu mutigem Dialog auf: «Das Modell globaler Entwicklung in eine (andere) Richtung (zu) lenken», was einschliesst, «über den Sinn der Wirtschaft und über ihre Ziele nachzudenken, um Missstände und Verzerrungen zu korrigieren» (Laudato Si’, 194).
Wir tolerieren ein Ausmass an Ungleichheit wobei ein Dutzend Personen soviel Kapital konzentrieren wie die arme Hälfte der Weltbevölkerung. Eine Ungleichheit, die es einer Minderheit erlaubt, Atmosphäre und Natur für sich als Ressourcen zu beanspruchen zu Lasten der Mehrheit der Weltbevölkerung.
Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann. (Laudato Si’, 161)
Die Wissenschaft sieht uns hier leider gut auf Kurs – vor allem beim Klimawandel. Trotz aller Fortschritte im öffentlichen Diskurs, steigen die CO2-Emissionen weltweit weiter, nehmen der Energieverbrauch wie auch der Verkehr weiter zu und neutralisieren die positiven Effekte, die wir mit den erneuerbaren Energien erzielen.
Laudato Si’ bleibt eine Herausforderung für Kirche und Politik. Wo uns der Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden bereits viel Widerspruch und Gegenwind eingebracht hat – von innerhalb und ausserhalb der Kirche – ist davon auszugehen, dass auch der Einsatz für «ein neues Entwicklungsverständnis» – für einen Systemwandel – weiterhin eine Herausforderung darstellen wird.
Es geht darum, den «Schrei der Armen und der Erde zu hören und daraus Antworten abzuleiten. (Laudato Si’, 139)
Auch an die Kirche und die Pfarreien in der Schweiz stellt Laudato Si die Frage, welchen konkreten Beitrag wir leisten können zur Bewahrung unseres Planeten. Wie können wir das Pfarreileben nachhaltig und ökologisch gestalten? Wie können wir als Kirchen die gesellschaftliche Bewegung der «Klimabesorgten» begleiten und unterstützen? Wie klimafreundlich sind unsere Pfarreizentren und Kirchengebäude? Wie zeigen wir unsere Solidarität den Menschen im globalen Süden gegenüber, die von den Folgen des Klimawandels am meisten betroffen sind? Wie nachhaltig sind unsere Geldanlagen investiert?
Es gilt für uns, gemeinsam mit den Pfarreien und kirchlichen Institutionen die Initiative zu ergreifen und aktiv für einen Wandel und für Klimagerechtigkeit einzutreten. Für einen Wandel, bei dem es um eine individuelle Umkehr hin zu einem neuen Lebensstil geht und um eine kollektive Umkehr. Bis hin zu einer Kultur, bei der wir uns als Teil der Schöpfung sehen und unsere Mutter Erde respektieren und um eine politisch-wirtschaftliche Umkehr im Sinne eines Systemwandels zugunsten des Gemeinwohls.
5 Jahre nach der Veröffentlichung von Laudato Si’ ist die Zeit dafür mehr als reif.
Helena Jeppesen, Verantwortliche Kooperationen Inland
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