Wahlen in Guatemala

Die Demokratie hat gesiegt – vorerst

24.08.2023

Im zentralamerikanischen Guatemala hat am Sonntag ein Hoffnungsträger überraschend klar die Präsidentschaftswahlen gewonnen: Bernardo Arévalo vom Movimiento Semilla erhielt im zweiten Wahlgang 58 Prozent der Stimmen. Es hätte auch anders kommen können. 

Ein Kommentar von Philippa Mund, Verantwortliche für Gender und das Landesprogramm Guatemala

Dass die regierende Elite Bernardo Arévalo überhaupt zur Wahl zugelassen hat, war eine Überraschung. Ebenso, dass sie ihn vor dem zweiten Wahlgang nicht noch irgendwie ausmanövrierte. Schon in den Monaten vor dem ersten Wahlgang im Juni begann die Manipulation: Das oberste Wahlgericht liess viele Kandidaturen zur Präsidentschaftswahl gar nicht erst zu. 

Aussichtsreiche Kandidierende durften nicht antreten 

Ausgeschlossen wurde zum Beispiel Thelma Cabrera mit ihrem Vizekandidaten Jordan Rodas Andrade. Die indigene Menschenrechtsverteidigerin aus dem Volk der Maya Mam gehört der Bäuer:innenorganisation Codeca an, eine Partnerorganisation von Fastenaktion. Der mit ihr nominierte Vizekandidat ist ehemaliger Menschenrechtsombudsmann und lebt derzeit aus Angst um sein Leben im Ausland – wie viele andere Justizbeamt:innen, die sich mit der korrupten Machtelite angelegt haben. Diese Elite stufte die Wahlchancen des Duos als so aussichtsreich ein, dass sie gar nicht erst antreten durften. 

Sieg für das Movimiento Semilla

Bernardo Arévalo wurde wohl nicht als Gefahr eingeschätzt und zur Wahl zugelassen. Im ersten Wahlgang erreichte er mit 11,8 Prozent der Stimmen den zweiten Platz, hinter der Kandidatin der Elite, Sandra Torres, mit 15,8 Prozent. Wobei mehr als 17 Prozent der Wahlberechtigten ein Voto Nulo – eine leere Stimme – abgegeben hatten und damit ihre Frustration über das herrschende System zum Ausdruck brachten. Dass Arévalo nun so überzeugend gewonnen hat, weckt Hoffnung. Doch es bleibt leider viel Zeit für weitere Manipulationen bis zu seiner Vereidigung im Januar, und das oberste Wahlgericht hat die Wahlergebnisse bisher nicht offizialisiert. Trotzdem sagt Inés Pérez, die Programmkoordinatorin von Fastenaktion: «Am Sonntag hat keine Partei gewonnen, Guatemala hat gewonnen.» Die Freude im Land über diesen Sieg des Volkes ist gross. In den Städten wurde am Sonntagabend getanzt und gefeiert – eine Euphorie, die so schon lange nicht mehr spürbar war. 

Das Recht auf Nahrung soll Realität werden 

Gemäss Unicef hat Guatemala weltweit die vierthöchste Rate an unterernährten Kindern. Deswegen setzen sich die Partnerorganisationen von Fastenaktion unermüdlich für das Recht auf Nahrung ein. Arévalos Partei Semilla ging 2014 unter anderem aus dem Protest gegen das sogenannte Monsanto-Gesetz hervor, das traditionelles Saatgut kriminalisiert hätte. Die breite Bevölkerung fühlt sich auch deshalb mit Semilla verbunden. Und der neu gewählte Präsident sagte in einem Interview mit CNN, dass seine Regierung alle Völker Guatemalas repräsentieren wolle: Mayas, Xinkas, Garifunas und Ladinos. Es liegen grosse Herausforderungen vor Arévalo, aber es gibt eine gemeinsame Vision – und seit langem wieder echte Hoffnung. 

Das zentrale Problem der armen Bevölkerung in Guatemala ist die Ernährung. Trockenheit, Wirbelstürme und Vulkanausbrüche erschweren den Anbau von Gemüse, Mais oder Kaffee. Deshalb unterstützt Fastenaktion in den Projekten eine widerstandsfähige und umweltschonende Landwirtschaft. Erfahren Sie hier mehr über das Landesprogramm in Guatemala.

Portrait von Bernardo Arévalo, dem Gewinner der Präsidentschaftswahlen.
Der Sozialdemokrat Bernardo Arévalo gewann überraschend die Präsidentschaftswahlen.

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